Bravo, Bratislava!
mirjam fuchs - Nach einer Weile in Wien wirds Zeit, auch die umliegenden Hauptstädte zu besichtigen. Die sind ja auch nur ein Katzensprung entfernt: Prag vier, Budapest drei und Bratislava eine Stunde mit dem Zug. In der Slowakei war ich noch nie, und so tuckerte ich letztes Wochenende gemütl...
Nach einer Weile in Wien wirds Zeit, auch die umliegenden Hauptstädte zu besichtigen. Die sind ja auch nur ein Katzensprung entfernt:
Prag vier,
Budapest drei und
Bratislava eine Stunde mit dem Zug. In der Slowakei war ich noch nie, und so tuckerte ich letztes Wochenende gemütlich in die Hauptstadt
Pressburg aka Bratislava. Die Sonne schien mir ins Gesicht und fröhlich schlenderte ich durch die alten Gassen hinauf auf die Burg, erfreute mich der schönen Aussicht und liess mir die Laune auch von den röchelnden Autos, die mir ihre Abgase ins Gesicht bliesen, nicht verderben. Wirklich eine sehr hübsche Altstadt und nette, hilfsbereite Menschen hat dieses Bratislava – so dachte ich entzückt und stieg nichts ahnend in die Tramlinie zum Bahnhof, denn es war mittlerweile Abend geworden und die Dämmerung brachte die Kälte zurück. Das Tram setzte sich ruckelnd in Bewegung und ich wollte gerade die Kopfhörer meines iPods montieren, als ich plötzlich aus meiner Traumwelt in die Bratislav’sche Wirklichkeit zurückgerissen wurde: Eine Gruppe schiarch* gekleideter, grimmig dreinblickender Männer enterte den Tramwaggon und begann, die Billette der Reisenden zu kontrollieren. Kein Grund zur Aufregung, denn ich hatte ja brav ein Ticket gekauft… Doch als ich dieses dem Gruppenanführer zeigte, lachte er bloss fies und machte mir radebrechend klar, dass ich 40 Euro zu zahlen hätte. SCHÖNÄ MOMÄNT! Natürlich versuchte ich den Herren klar zu machen, dass ich doch nur diesen einen Tag in Bratislava verbracht hätte und die nette Frau von der Trafik* leider kein Englisch sprach und ich doch nicht gewusst hätte, dass ich das Ticket hätte entwerten müssen…
Mittlerweile waren wir an der Endstation angekommen und die Kontrolleure, die eigentlich eher nach Schlägertrupp aussahen, hatten sich um mich herum versammelt und genossen die Show. Da die Naiv-Nummer nicht ankam, hatte ich zur Erbost-Sein-und-Stampfen-und-Schweizerdeutsch-Fluchen-Strategie gewechselt und gab mein Bestes. Doch es half alles nichts, die Herzen dieser zu allem entschlossenen Mannen liessen sich nicht erweichen. Ungerührt drohten sie mir mit der Polizei, und auf dieses Abenteuer verzichtete ich nun doch lieber. So habe ich mich schliesslich freigekauft und erwischte gerade noch den Zug zurück nach Wien. Tja. Bravo, Bratislava, das wars wohl mit uns Zweien.
Allerdings, überlegte ich mir auf der Heimfahrt, muss man dazu auch wissen, dass die Slowakei den Euro erst am 01. Januar 2009 eingeführt hat. Vielleicht waren die Kontrolleure ja einfach scharf auf den Euro, hohoho. Ich weiss ja nicht, wie die VBZ in Zürich mit fremdsprachigen Touristen umspringt; in Wien jedenfalls kann man A) wochenlang Schwarzfahren und wird dabei zu 95% Wahrscheinlichkeit nicht erwischt und B) ist es den Kontrolleuren völlig WUASCHT, ob ein Billett entwertet ist oder nicht. Die berühmte Österreicher Gastfreundlichkeit lässt grüssen!
*schiarch = gruusig
* Trafik = Kiosk