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21. Januar 2009, 18:52 Movie

Let's Make Money

Christina Ruloff - Erwin Wagenhofers neuer Film zeigt den Weg, den unser Geld nimmt.Erwin Wagenhofer, dessen neuer Film Let's Make Money, diese Woche in die Kinos kommt, hat in einem Interview gesagt: „Die (momentane) Wirtschaftskrise kam nicht wie eine von Gott gegebene Naturkatastrophe über di...

Erwin Wagenhofers neuer Film zeigt den Weg, den unser Geld nimmt.

Erwin Wagenhofer, dessen neuer Film Let's Make Money, diese Woche in die Kinos kommt, hat in einem Interview gesagt: „Die (momentane) Wirtschaftskrise kam nicht wie eine von Gott gegebene Naturkatastrophe über die Menschen, sondern sie ist von Menschen gemacht…Die Banken werben: Lassen Sie Ihr Geld arbeiten. Aber das kann ja nicht funktionieren, weil Geld selbst nicht arbeiten kann, das müssen andere tun. Und das passiert meistens über Ausbeutung.“

Das leuchtet ein. Uns so zeigt er in seinem Film, was es bedeutet, wenn unser Geld zum Arbeiten gebracht wird. Wir sehen also Baumwollproduzenten in Burkina Faso, die trotz ihrer harten Arbeit (und der Zerstörung ihrer Böden) im Jahre weniger als 50 Euro verdienen – würden die USA, die im übrigen immer auf Handelsliberalisierung drängen, nicht ihre eigene Baumwollproduktion mit jährlich vier Milliarden Dollar subventionieren, hätten diese Bauern eine menschenwürdige Existenz. Wagenhofer zeigt, dass die Wiener Strassenbahnen, aber auch andere Elemente der staatlichen Infrastruktur, wie Elektrizitätswerke, an US – Investoren verkauft worden sind, von denen diese staatlichen Grundeinrichtungen wieder zurückgemietet werden (Cross – Border – Leasing heisst das; und auch die Stadt Zürich, hat, wie unlängst in verschiedenen hiesigen Zeitungen zu lesen war, Ende der 90er-Jahre Gebäude, Kraftwerke und Trams an US-Firmen vermietet und diese anschliessend wieder zurückgemietet). Wir sehen die kleine britische Kanalinsel Jersey, das reichste Land Europas, ein sogenanntes Steuerparadies, wo nach amerikanischen Schätzungen etwa 500 Milliarden Dollar deponiert sind. Der Welthandel wird zum grössten Teil über „Steuerparadiese“ abgewickelt; was bedeutet, dass dem Staat in gewaltigem Umfang Gelder entzogen werden, die für staatliches Handeln im Interesse der Bürger dringend benötigt würden. Dies sind nur drei von vielen verschiedenen Aspekten, mit deren Hilfe Wagenhofer den Weg unseres Geldes rund um den Globus darstellt.

Wagenhofer, hier bei der Arbeit in Burkina Faso.

Erwin Wagenhofer ist kein Propagandist. Er arbeitet nicht, wie Michael Moore mit „Holzhammertaktik“ und „billigen“ Tricks, er stellt sich selber auch nicht in den Vordergrund Er zeigt, er lässt Leute (natürlich meist Männer) sprechen – dass das, was die Vertreter der Wirtschaft sagen, meist zynisch tönt, wirkt nicht von ihm provoziert (besonders eindrücklich ist hier Gerhard Schwarz, der Ressortleiter des Wirtschaftsteils der NZZ zu hören)

Wagenhofer filmt (er ist sein eigener Kameramann) in grossen, klaren Bildern. Meist sind diese Bilder höchst illustrativ, manchmal ist ihre Berechtigung nicht einzusehen (warum immer wieder die architektonisch schöne Kuppel des deutschen Bundestages?), manchmal sind sie suggestiv symbolisch (Geier kreisen über dem verwüsteten Boden Burkina Fasos).

Let’s Make Money ist nicht nur ein eindrücklicher, sondern auch in wichtiger Film! Es ist zu hoffen, dass er sehr viele Zuschauer findet!

Bewertung: 5 von 5

  • Titel: Let's Make Money
  • Land: Österreich
  • Regie: Erwin Wagenhofer
  • Verleih: Frenetic
  • Release: 22. Januar 2009
Kommentare
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Jawafive 23.01.2009 um 20:09
Ist das nicht die Kuppel, die mal abgebrannt wurde von jemandem, um anderen die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben?