Jamie Foxx - Intuition
Oliver Kaftan - Für einen Mann ist es gewiss nicht einfach, die Wünsche und Bedürfnisse einer Frau zu erkennen. Ob psychologisch interessiert oder bloss evolutionsgetrieben, Jamie Foxx wollte mit seinem dritten Album Intuition mehr über das andere Geschlecht erfahren: "On my radio show I hav...
Das Konzept ist simpel: Jeder Song auf dem Album erzählt die Geschichte einer anderen Frau. So wird die selbstbewusste junge Lady in Got Her Own (Feat. Ne-Yo und Fabolous) abgehandelt und in Overdose berichtet der 41-jährige Texaner von der Dame als Droge, von der Mann nicht wegkommt. Aber auch neuzeitliche Aspekte der Liebe werden berücksichtigt; In Digital Girl fordert der Oskar-Gewinner (Ray) begleitet von einem frenetischen Handklatsch-Beat und futuristischen Soundeffekten zusammen mit Kanye West und The Dream den Hörer dazu auf, das Internet als Dating-Platform zu nutzen: "it’s a new form of mackin’ - Don’t be old fashion - update your passion." Beim aufmerksamen Zuhören entpuppt sich der Song allerdings als vermummte Apple-Werbung und verliert so etwas von seiner anfänglichen Anziehung.
Das Album ist insgesamt sehr vielfältig und bietet eine breite Palette von Bump-Beats bis zu Slow Jams. Auch ein paar einfallsreiche Punchlines wie "Let me introduce you to my Grammy family, like uncle Oscar, aunt Emmy" (in Anspielung auf seine schauspielerischen Fähigkeiten) sind auf Intuition zu finden. I Don’t Know erinnert mit seiner bittersüssen Melodie, unterlegt von einem lockeren Kick-Beat und begleitet von weichem Hecheln, gar an Marvin Gaye. Das Album bietet viele bekannte Featurings, wobei das Duett mit Marsha Ambrosius (Freak’in Me) vielleicht das interessanteste ist. Love Brings Change zeigt einmal mehr, dass es reale Instrumente immer noch locker mit Synthesizer-Beats aufnehmen können. Doch leider ist dieser Song einer von wenigen, der Jamie Foxx’s soulige Stimme zur Entfaltung bringt – zu oft wird seine Stimme in anderen Tracks verzerrt. Sowohl beim Einsatz von Soundeffekten als auch bei der Anzahl an Featurings wäre weniger mehr gewesen.
Höhepunkte des Albums bilden vielleicht die von Tricky Stewart produzierten Balladen Slow, Rainman und die erste Single-Auskopplung Just Like Me, wobei es Jamie Foxx im letztgenannten Song mithilfe von Rapgrösse T.I. glingt, auf witzige Art und Weise festzuhalten, dass Frauen in Sachen Betrügen Männern in Nichts nachstehen. Aber selbst Produzenten wie Timbaland (I Don’t Need It) und Just Blaze (Number One) schaffen es nicht, weitere Glanzpunkte zu setzen – ihre Beiträge sind zu einfallslos und erinnern zu stark an vergangene Produktionen. Auch Lil’Wayne (Number One) und T-Pain (Blame It) vermögen in ihrer Darbietung nicht zu überzeugen, wobei der Letztgenannte sinnbildlich für das ganze Album stehen kann; Indem sich die Auto-Tune-Manie in der Black Music-Sparte ausbreitet, verlieren die Künstler an Kreativität und so bleibt dieses Album nicht mehr als ein an heutige Standards gut angepasstes Werk, das keine neue Richtung aufweisen kann. Gewiss, der Mann kann singen, sieht gut aus und hat Charisma, aber das Album ist schnell durchschaut, zu inkohärent und zeugt von bescheidener Kreativität. Aber heute gelten andere Erfolgskriterien und so wird auch dieses Album mit Sicherheit wieder Platinum-Status erreichen. Jamie Foxx bleibt einer von wenigen Weltklasse-Schauspielern, der auch in Sachen Musik mit der Konkurrenz Schritt halten kann. Intuition ist Hollywood – nicht mehr und nicht weniger.
Label
J Records
Veröffentlichung CH
16.01.2009
Track Listing
1. Just Like Me (featuring T.I.)
2. I Don’t Need It
3. Number One (featuring Lil’ Wayne)
4. Digital Girl (featuring the-Dream and Kanye West)
5. Blame It (featuring T-Pain)
6. She Got Her Own (featuring Ne-Yo and Fabolous)
7. Intuition Interlude
8. I Don’t Know
9. Weekend Lover
10. Why
11. Freak’in Me (featuring Marsha Ambrosius)
12. Slow
13. Rainman
14. Overdose
15. Love Brings Chance (Bonus Track)