Bastien Girod: Wir sind immer noch Osterinsulaner
Bastien Girod - Ein Buch, das ich allen empfehle, ist "Kollaps" von Jared Diamond. Es zeigt, wie menschliche Gesellschaften immer wieder die Umweltprobleme und Ressourcenprobleme unterschätzten und so in Krisen stürzten, welche einem grossen Teil der Bevölkerung das Leben kosteten. Das illust...
Es fragt sich natürlich, was der Osterinsulaner sagte, der den letzen Baum fällte. Sagte er: "Wir haben keinen Beweis, dass es nicht an anderen Stellen auf der Osterinsel noch Palmen gibt – wir brauchen mehr Forschung. Der Vorschlag, das Abholzen zu verbieten, ist voreilig und reine Angstmacherei." Oder sagte er: "Wir brauchen keine Bäume, sondern Arbeitsplätze." Gemäss Jared Dimanon machen verschiedene Gründe eine Gesellschaft anfällig, ihre eigenen Ressourcen und damit sich selber zu gefährden. Die negative Entwicklung – im Fall der Osterinsulaner die Reduktion des Waldbestandes – kann lange nicht sichtbar sein, da sie einerseits sehr langsam vor sich geht, anderseits weil sie durch andere schwankende Trends überlagert wird. Zudem ist die negative Entwicklung mit deren Erkennung noch lange nicht gestoppt. Denn es muss auch der Zusammenhang mit dem menschlichen Handeln klar werden. Und selbst wenn die negative Entwicklung und ihr Zusammenhang mit dem menschlichen Handeln erkannt ist, läuft eine Gesellschaft die Gefahr, den Ast abzusägen, auf welchem sie sitzt. Denn oft sprechen verschiedene Gründe für die weitere Übernutzung der Ressourcen durch die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft, auch wenn dies die Gesellschaft als Ganzes gefährdet. Heute sind wir leider nicht viel weiter, nur geht es nicht mehr um eine Insel sondern um unseren Planeten.
Bastien Girod ist dipl. ETH Umweltnaturwissenschafter und Doktorand an der ETH sowie Nationalrat der Grünen Zürich.