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24. März 2009, 09:39 Music Interview

Donovan im Interview

Simon Knopf - //Ein grauhaariger Engländer wartet mit mir zusammen hinter dem Volkshaus auf Donovan. Er erzählt mir stolz, dass seine Schwester den Folkbarden damals in London getroffen habe. Er sei hier weil er Donovan um einen telefonischen Gruss an seine Schwester Jennifer bitten wolle. ...

Ein grauhaariger Engländer wartet mit mir zusammen hinter dem Volkshaus auf Donovan. Er erzählt mir stolz, dass seine Schwester den Folkbarden damals in London getroffen habe. Er sei hier weil er Donovan um einen telefonischen Gruss an seine Schwester Jennifer bitten wolle.

Als der „englische Bob Dylan“ etwas später am Hintereingang auftaucht, kann er sich natürlich an keine bestimmte Jennifer mehr erinnern. Trotzdem spricht er ihr einen freundlichen Gruss auf den Anrufbeantworter irgendwo in England.

Students.ch: Willkommen in Zürich. Wie geht es?

Vielen Dank. Es geht mir sehr gut. Ich habe gerade viel um die Ohren. Ich stecke Mitten in der Produktion für ein neues Album und arbeite an einer Webseite. Ich hab gewissermassen das Internet für mich entdeckt.

Ums Internet kommt man als Künstler heute ja nicht mehr herum…

Das stimmt. Wie wir wissen ist es etwas heikel bezüglich Copyright, aber ansonsten eine super Sache. Das Internet ist die Zukunft. In den 60ern war so etwas ein Traum. Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals mit den Beatles darüber diskutiert habe, wie man mit allen Menschen auf diesem Planeten gleichzeitig kommunizieren könnte. Wie kann man allen Menschen auf der Erde mitteilen, dass wir dem Planeten Sorge tragen sollten, dass wir uns gegenseitig respektieren müssen? Tja, und dann haben Bill Gates und Steve Jobs diese Sache herausgefunden… (lacht).

Als Künstler sollte man immer ein Wenig mit der Zeit gehen. Sehen deine Auftritte heute anders aus als vor 40 Jahren?

Nicht per se. Aber ich versuche schon, neue Ideen in meine Konzerte zu tragen. Meine nächste Tour wird „Ritual Groove“ heissen und 2010 starten. Da wird das Vermischen der verschiedenen Künste und auch das Zusammenfügen der Sinneswahrnehmungen eine grosse Rolle spielen. Nebst der Musik werde ich auch Bilder von mir als Projektionen auf der Bühne haben. Zusätzlich, und das ist das Neue, werde ich „Aroma“, also Gerüche wieder einführen!

Das klingt spannend…

Ja! Ich möchte, dass die Konzerte sämtliche Sinne ansprechen. Hören, Sehen, Riechen… vielleicht sogar Schmecken. Das werden die ersten aromatischen Konzerte seit dem Altertum sein. Ein Erlebnis für alle Sinne!

Ich habe mir vor einiger Zeit deine Dokumentation „The Journey of Donovan“ angeschaut. Darin besuchst du die Plätze deiner Jugend und deiner Karriere. Kam es vor, dass du dich dabei an Sachen erinnern konntest, die du vergessen hattest?

Ich war bereits vor dieser Dokumentation schon dabei, meinen Werdegang zu rekonstruieren, wenn man so will. Das Album „Beat Cafe“ von 2004 war eine Hommage an die Beatbewegung, welche damals einen grossen Einfluss auf mich hatte. Zudem habe ich 2005 meine Autobiographie geschrieben. Ich war also schon etwas vorbereitet, hatte meine Geschichte bereits aufgearbeitet. Aber ich habe tatsächlich Sachen wieder entdeckt oder über mich herausgefunden, die vergessen gegangen waren. Als ich in San Francisco war wurde mir plötzlich klar, dass Lawrence Ferlinghetti (sein Laden „City Lights Bookstore“ in San Francisco war Treffpunkt der Beat-Autoren, Anm. d. Red.) noch am Leben ist. Ich habe ihn angerufen um mich mit ihm zu treffen und er sagte am Telefon (imitiert Ferlinghettis raue Stimme): „Shit, I don’t have time. I’m finishing a book, down in the cabin…“ Erst nachdem ich aufgelegt hatte, wurde mir plötzlich klar, dass er von jener Hütte sprechen musste, in der Jack Kerouac geschrieben hat. Da wurde plötzlich Geschichte lebendig! Da wurden die Personen und Bücher lebendig, die mich damals dazu bewogen hatten, aus dem bürgerlichen Leben auszubrechen.

Wie gehst du damit um, dass man in gewissen Kreisen begonnen hat, die „68er“ Generation für alles Mögliche verantwortlich zu machen, was angeblich falsch läuft?

Für mich war dies der Hauptgrund, um mein Buch zu schreiben und diesen Dokumentarfilm zu machen. Ich wollte zeigen, dass es eine Bewegung war, nicht eine Party! Es gab damals so vieles, was auf der Welt falsch lief und unsere Generation wollte etwas verändern. Die Sache mit der Schuldzuweisung ist übrigens nicht nur ein Phänomen von 2008. Bereits Maggie Thatcher wollte die 68er dafür verantwortlich machen, dass die UK ein Drogenproblem hatte. Dabei war es nicht unser Umgang mit Marihuana, der England in ein Drogenproblem stürzte sondern der unkontrollierte Alkoholkonsum und das kommentarlose Verschreiben von Medikamenten durch viele Hausärzte. Für Politiker ist es immer einfacher, einer Bewegung die Schuld zu geben, als selber etwas zu verändern. Wir konnten wenigstens ein Bewusstsein schaffen, z.B. was Ökologie und Kriegsgeschehen betrifft.

http://www.donovan.ie

Hörprobe auf CeDe.ch

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