DVD der Woche: The Limits of Control
Gregor Schenker - Ein eher wortkarger Typ (Isaach De Bankolé) übernimmt einen geheimnisvollen Auftrag, der ihn nach Spanien führt. Angefangen in Madrid und Sevilla, geht’s immer tiefer in die hinterste Provinz des Landes. Auch wenn er zwischendurch immer wieder eine Weile auf seine Anweisunge...
Regisseur Jim Jarmusch ist für eher kontemplative Filme wie Dead Man oder Ghost Dog bekannt, auch The Limits of Control (der Titel ist einem Essay William S. Burroughs’ über die Macht von Sprache entlehnt), eine Art Roadmovie mit surrealistischem Anhauch, ist ein äusserst stiller Film. Ruhig ist insbesondere die Hauptfigur, ein Einzelgänger („I'm among no one“) von wenigen Worten, der asketisch und streng nach seinen persönlichen Ritualen lebt (beinahe schon kontrollversessen) – er führt täglich seine Tai-Chi-Übungen aus und liegt jede Nacht mit offenen Augen im Bett; sofern möglich, besucht er Museen oder Flamenco-Lokale. Über dieses unmittelbar beobachtbare Verhalten hinaus erfahren wir so gut wie nichts über diese Figur, doch Isaach De Bankolé (Heart of Darkness, Coffee and Cigarettes) bringt das nötige Charisma und die Screenpräsenz mit, um das Interesse dennoch aufrecht zu erhalten.
Streng strukturiert ist auch der Film insgesamt, der sich in eine Abfolge von Begegnungen unterteilen lässt, die jeweils mit den gleichen Worten eingeleitet werden („You don’t speak Spanish, right?“) und in deren Rahmen die seltsamen Gesprächspartner der Hauptfigur Monologe über Filme, Wissenschaft oder Wahrnehmung von sich geben. Gewisse Sätze und Gedanken tauchen dabei immer wieder auf.
Der Film bleibt dabei äusserst rätselhaft. Grundsätzlich haben wir es mit einem Verschwörungsthriller zu tun, der sich um einen Profikiller dreht, doch die Bedeutung der einzelnen Vorgänge können wir höchstens erahnen, die Auftraggeber bleiben im Dunkeln, die Identität des Opfers wird nicht offenbart. So wirkt der Streifen wie eine Art Traum, in dem Genreelemente und Philosophierereien locker durcheinandergewürftelt werden, ohne dass das Ganze einen Sinn ergeben müsste. (Kommt wohl auch daher, dass nicht von Anfang an ein fertiges Skript vorlag, sondern dieses erst im Laufe der Dreharbeiten ausgearbeitet wurde.)
In seinen besten Momenten erreicht The Limits of Control mit seinen grossartig komponierten Bildern von Stadt und Landschaft, der lebendigen Geräuschekulisse und der einfachen, aber eindringlichen Musik trotzdem einen fast schon hypnotischen Sog. Oft wirkt der Film aber auch geradezu wie eine Parodie (es gibt ja durchaus Momente skurrilen Humors) auf prätentiösen Kunstfilm-Quatsch, in dem Leute mit leerem Blick vor sich hin starren und ausdruckslos sinnbefreite Dialoge hauchen. Und man wird bisweilen den Verdacht nicht los, dass sich hinter den salbungsvoll gesprochenen Worten bloss Plattitüden verbergen. Immerhin, die Besetzung ist nicht von schlechten Eltern: Mit Tilda Swinton, John Hurt oder Bill Murray hat Jarmusch ein paar tolle Schauspieler aufgeboten. Einziger Totalausfall ist Paz de la Huerta (The Guitar), die furchtbar nervt, auch wenn sie ihre Rolle fast vollständig nackt absolviert.
Alles in allem ist „The Limits of Control“ also ein eher zweischneidiges Filmerlebnis, das sich zumindest bei mir zwischen Faszination für die formale Gestaltung und die Darsteller einerseits, Widerwillen gegenüber der manchmal durchscheinenden prätentiösen Attitüde und den eher pseudo-tiefsinnigen Reflexionen andererseits einpendelt.
The Limits of Control erscheint heute neu auf Silberscheibe!
Students.ch verlost zudem 3 DVDs zu The Limits of Control - Viel Glück!