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18. Dezember 2009, 22:48 Konzert Music

Review: Regina Spektor @ Kaufleuten

Patrick Holenstein - „Häsch ghört? AC/DC sind im Juni im Letzi!“ AC/DC waren das Thema in der elend langen Schlange an der dritten, noch nicht ausgebuchten Garderobe. Auch wenn das Konzert offiziell nicht bestätigt ist, steht es doch synonym für das Publikum am Konzert von Regina Spektor, das...

„Häsch ghört? AC/DC sind im Juni im Letzi!“ AC/DC waren das Thema in der elend langen Schlange an der dritten, noch nicht ausgebuchten Garderobe. Auch wenn das Konzert offiziell nicht bestätigt ist, steht es doch synonym für das Publikum am Konzert von Regina Spektor, das offensichtlich einen sehr breiten Geschmack hat. Die Australier und Regina Spektor könnten gegensätzlicher kaum sein.

Die Jacke verstaut und den Klubsaal betreten, bietet sich ein gewohntes Bild. Die für das Kaufleuten typische warme Beleuchtung und der dezent illuminierte Samt an den Wänden verbreiten eine angenehme Stimmung, aber vielleicht liegt das auch an der Vorweihnachtszeit. Auf der Bühne agieren im dichten Nebel noch einige Techniker. Selbst diese wirken ein wenig wie mystische Figuren. Ob das an der fast physisch spürbaren hohen Erwartung liegt? Die Neugier ist berechtigt, schliesslich spielt Regina Spektor das erste Mal in Zürich. Entsprechend voll ist der Saal. Dann ist sie da. Die zierliche Amerikanerin mit russischen Wurzeln wirkt schüchtern und wenn Regina spricht macht ihre Stimme einen leicht brüchigen Eindruck, fast so als wäre sie nervös. Wenn sie allerdings singt, ist von alledem nichts zu spüren, dann ist ihre Stimme kräftig und gefestigt, charismatisch und mit Leichtigkeit im Stande das Kaufleuten zum Schweigen zu bringen. Anfangs ist selbst im hintersten Eck des Saals kein Gemurmel zu hören, kaum jemand spricht, alle hören gebannt der Musik zu. Und die kommt so richtig zur Geltung. Nicht nur, dass, wer immer am Mischpult sitzt, seinen Job versteht, das Kaufleuten ist einfach perfekt für Konzerte wie das von Spektor. Denn auch die ruhigen Passagen klingen dank der idealen Grösse im hinteren Teil noch kraftvoll und nicht zu leise.

Regina zeigt an diesem Abend ihr Können und weiss zu begeistern. Bei der Ballade Ode To Divorce etwa zeigt Spektor, wie feinfühlig und emotional ihre Songs sind. Bis auf ihr Klavierspiel und einem dezenten Streicher reduziert, trägt sie den Song fast nur mit ihrer eindrücklichen Stimme. Überhaupt ist ihre Stimme eine Stärke, auf die sie sich bedingungslos verlassen kann. Immer wieder nutzt sie ihr Organ für Vokalkapriolen und demonstriert zum Beispiel beim improvisiert wirkenden A Cappella-Stück Silly Eye-Color Generalizations wie viel Kraft in ihrer Stimme liegt. Aber genau hier liegt auch der Kritikpunkt. Regina Spektor gelingt es zwar über weite Strecken und durch eine clevere Setlist die Spannung zu halten, wenn sie aber zu lange ihre Stimme spielen lässt, wird das Konzert anstrengend. Zum Glück ist Regina Profi genug, um das zu wissen. So erntet sie nach dem letzten Song des Sets, Man Of A Thousand Faces, frenetischen und wohlverdienten Applaus. Einige Songs hat sich Spektor für die Zugaben aufgespart. Us vom aktuellen, gleichnamigen Album oder Fidelity, zu finden auf Begin To Hope. „Hotelsong!“, rief plötzlich jemand im Publikum und Regina Spektor schien zu gehorchen und spielte ihren wohl bekanntesten Hit.

Kein Zweifel, Regina Spektor hat den hohen Erwartungen standgehalten und mit ihrem Zürcher Konzert die Tour eindrücklich abgeschlossen. Die Klaviervirtuosin präsentierte während fast zwei Stunden einen Überblick über ihr Schaffen und begeisterte durch ihre sympathische Art und ihr grosses Talent. Ein Konzert, wie gemacht, um das musikalische Jahr ausklingen zu lassen. So was wie ein frühes Weihnachtsgeschenk.

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