Rufus Wainwright @ Kaufleuten
Christina Ruloff - Der Künstler und seine Verehrer: Rufus Wainwright gewährte Sonntag Abend im Kaufleuten eine Audienz – beeindruckend, verstörend und schön.Fast pünktlich betrat er die Bühne – in einem für ihn speziell designten Kostüm: Der schwarze fünf Meter lange Umhang mit einem K...
Fast pünktlich betrat er die Bühne – in einem für ihn speziell designten Kostüm: Der schwarze fünf Meter lange Umhang mit einem Kragen aus Federn und Glitzersteinen trug zur motorisch schweren Gangart bei, mit der er sich zum Flügel begab. Das Programm des ersten Teils bestand aus einem Liederzyklus mit traurigen, schwermütigen und originären Kompositionen. Bezeichnend war, dass es dem Publikum verboten war zwischen den Darbietungen zu klatschen. Dafür gab es eine Installation, die das berühmte Auge vom Cover von All Days Are Nights: Songs For Lulu mal offen, mal geschlossen, gross, winzig und riesig zeigte. Zeitweise vervielfachten sich die Augen, dann verschwanden sie ganz – eine Regel in diesem Tun war nicht ersichtlich. Die Schweinwerfer waren auch auf Wainwright gerichtet, der sich in dieser ersten Hälfte der Reihe nach durch sein neues Album spielte: Who are you New York und Sad with what I have machten den Anfang – besonders berührend waren jedoch die Stücke am Ende The Dream und vor allem Les Feux d'Artifice T'Appellent - beide zart und zugleich ernsthaft wie man es selten in der Popmusik hört. Wainwright spielte auch fast nur mit geschlossenen Augen, reckte den Kopf immer wieder vor Rührung gegen den Himmel (oder besser die Decke) und weigerte sich, auch nur einen Blick ins Publikum zu werfen. Das konnte nur dank einer grossen Willensleistung vom Klatschen ablassen und strahlte dafür umso mehr. Und als Wainwright dann von der Bühne abtrat, war es um die Zurückhaltung ganz getan.
Die ungeteilte Begeisterung, die Rufus Wainwright entgegengebracht wurde, war beeindruckend. Die wenigsten Fans würden (und könnten!) eine Stunde lang still stehen, hier war der Respekt und das Verständnis für den Star grösser, als das Bedürfnis der Freude Ausdruck zu verleihen. Wainright kam nach einer kurzen Pause verwandelt zurück – gutgelaunt, witzig, gesprächig bedankte er sich bei seinen Fans... „for behaving and being depressed with me“. Zürich wurde als Stadt Wagners ausgiebig gelobt, das Schweizerdeutsche als wahres Deutsch gewürdigt, Blumen noch und noch verteilt. Es wurde improvisiert und ab und dann musste sich der Sänger daran erinnern, dass die eigentlich eine „show“ war und er deprimiert zu sein hatte. Und dann kamen sie alle, die grossen Hits: Art Teacher, Cigarettes And Chocolate Milk und was sich das Publikum nur wünschen konnte. Dass die Lieder für Nicht-Kenner allesamt unharmonisch und relativ ähnlich klingen, spielte keine Rolle. Der Abend war nur für Eingeweihte und diese haben das Konzert ganz und gar genossen!