A Nightmare on Elm Street
Gregor Schenker - Freddy Krueger gehört zu den grossen Ikonen des modernen Horrorfilms und hat nun (wie seine Kollegen Leatherface, Michael Mayers oder Jason Voorhees) das unvermeidliche Remake spendiert bekommen. Der Produzent: Michael Bay, der grad seinen dritten Transformers-Streifen dreht und...
Zur Handlung: Kris muss mit ansehen, wie sich Dean vor ihren Augen die Kehle durchschneidet, nachdem er ihr von seinen Albträumen erzählt hat. Auch sie selbst schläft zurzeit nicht sonderlich gut und wird des Nachts regelmässig von einem unheimlichen Typen mit Krallenhand und verbranntem Gesicht verfolgt. Es stellt sich raus, dass auch Jesse, Nancy und Quentin von diesem Freddy träumen – und dass sie anscheinend alle eine gemeinsame Vergangenheit haben.
Während sie des Rätsels Lösung allmählich auf die Schliche kommen und herausfinden, dass ihre Eltern irgendwie damit zu tun haben, bringt der Bösewicht einen nach dem anderen um – denn was er ihnen in den Träumen antut, wird zur Realität. Der Versuch, nicht einzuschlafen, wird zum Rennen gegen die Zeit…
Wes Craven schuf 1984 mit A Nightmare on Elm Street einen echten Horror-Klassiker und gewann dem üblicherweise notorisch unoriginellen Teenie-Slasher (Jahre später sollte er diesen mit der Scream-Trilogie parodieren) ganz neue Seiten ab – Freddy Krueger war ein selten charismatischer Killer (stets von Robert Englund gespielt), die Sache mit den Träumen bot unbegrenztes kreatives Potential. Angesichts moderner Tricktechnik und eines soliden Budgets durfte man bei der Neuverfilmung auf nie dagewesene surreale Albtraumwelten hoffen – leider lassen Bayer und Co. diese Gelegenheit weitgehend ungenutzt verstreichen und legen eine konsequente Fantasielosigkeit an den Tag. Schade.
Auch sonst überzeugt der Film nicht: Grusel und Schock entstehen vor allem durch laute Geräusche; Story-Blödheiten und unfreiwillige Komik finden sich an allen Ecken und Enden; grad bei den Szenen, die 1:1 übernommen wurden, zeigt sich deutlich, wie viel besser Craven damals den Stoff im Griff hatte. Und die Filmmusik von Steve Jablonsky (Transformers) scheint mit dem expliziten Auftrag entstanden zu sein, die grandiose Vorlage von Charles Bernstein (Cujo) so langweilig und banal wie möglich zu adaptieren. Zudem kommt die Betonung des Kinderschänder-Themas extrem geschmacklos rüber – die Beteiligten verfügen nicht im Ansatz über das Geschick, dieses im Rahmen eines Horrorfilms intelligent und angemessen (statt plump und aufgesetzt) umzusetzen.
Enttäuschend sind schliesslich auch die schauspielerischen Leistungen: Die Jungdarsteller Rooney Mara (als Nancy), Kyle Gallner (als Quentin) oder Thomas Dekker (als Jesse) wären eigentlich gut besetzt (bloss Katie Cassidy als Kris ist ein unsympathischer blonder Bimbo), chargieren aber ständig an der Grenze zur Hysterie (mit verheulten Augen und zittriger Stimme), oder brüllen sich einfach gegenseitig an – äusserst nervtötend.
Aaaber: Jackie Earle Haley, der letztens in Watchmen als Rorschach zu sehen war, ist ein idealer Ersatz für Englund in der Rolle des Freddy; seine Interpretation der Rolle ist beeindruckend, grimmig und beängstigend (das äusserst gelungene neue, realistischere Charakterdesign hilft). Er allein hebt den Film zumindest auf Durchschnitts-Niveau und rechtfertigt einen Blick (die DVD auszuleihen reicht jedoch).
Fazit: Man hat es tatsächlich fertig gebracht, dem Publikum einen neuen Freddy Krueger vorzusetzen, der es mit dem alten aufnehmen kann. Ewig schade, dass der Film um ihn herum so unterwältigend ist und mit dem Killer nicht wirklich was anzufangen weiss. Ein durchschnittlicher Horrorstreifen, der teilweise halbwegs unterhält, aber streng nach verpassten Chancen und ungenutztem Potential riecht.
Bewertung: 2.5 von 5
- Titel: A Nightmare on Elm Street
- Land: USA
- Regie: Samuel Bayer
- Darsteller: Jackie Earle Haley, Kyle Gallner, Rooney Mara
- Verleih: Warner Bros., 20th Century Fox
- Start: 20. Mai 2010