Predators
Gregor Schenker - 1987 prügelte sich Arnold Schwarzenegger mit einem fiesen Menschenjäger aus dem Weltraum herum – der Film hiess Predator und gilt heute als Klassiker (mit Recht). Nach dem gelungenen zweiten Teil sollte der damalige Newcomer Robert Rodriguez (From Dusk Till Dawn, Sin City) ei...
Eine Gruppe verschiedener Kämpfer und Mörder (ein amerikanischer Söldner, ein russischer Soldat, der Vollstrecker eines mexikanischen Drogenkartells, ein weiblicher Sniper der IDF, ein Yakuza, etc.) nebst einem Arzt findet sich in einem unbekannten Dschungel wieder – wer sie dorthin gebracht hat, weiss keiner von ihnen. Aber das klärt sich bald: Zu ihrem Entsetzen stellen unsere Helden nämlich fest, dass sie zur Jagdbeute einer ausserirdischen Rasse ausersehen wurden. Gezwungenermassen schliessen sie sich zusammen und versuchen, die Hatz irgendwie zu überleben …
Zugegeben, ich hab dem Film mit gemischten Gefühlen entgegen gesehen – Rodriguez hin oder her, was konnte man schon erwarten? Jedenfalls nicht das: Predators ist ein gottverdammtes Meisterwerk auf einer Stufe mit dem ersten Teil – vielleicht sogar besser. (Okay, das ist möglicherweise übertrieben. Trotzdem...)
Nach dem Alien vs. Predator-Mist hätte wohl keiner darauf gewettet, dass man aus dem Franchise noch was Gescheites rausholen kann. Aber was hier vorliegt, ist ein ziemlich perfekter kleiner Sci-Fi-Action-Thriller – das Tempo wird von Anfang an hoch gehalten, es gibt kaum Atempausen, dafür jede Menge (übersichtliche) Action und nervenzerfetzende Spannung. Die Spezialeffekte sind vom Feinsten, CGI werden nur dort eingesetzt, wo sie wirklich Sinn machen, und es gibt ebenso einige ruppige Splattereffekte wie ein gerütteltes Mass an politischer Unkorrektheit („5 o’ clock: bitch raping time“). Die Story ist simpel, aber tut ihren Job (abgesehen von einigen Fragwürdigkeiten) und dramaturgisch vorbildlich konstruiert. Platz für einzelne humorige Töne und Anspielungen („Guatemala, 1987“) gibt’s ebenfalls.
Ein besonders schöner Zug ist, dass in der Filmmusik von John Debny (Cutthroat Island, Iron Man 2) auch der originale Score von Alan Silvestri Verwendung findet (und zwar ausgiebig). Da geht jedem Fan das Herz auf!
Die grosse Stärke des Filmes sind aber die Protagonisten – mit wenigen Worten und Gesten (viel Zeit bleibt für so was ja nicht übrig) wird teilweise eine Figurentiefe erreicht, vor der so manches Charakterdrama erblasst; jedenfalls wachsen einem die Leute richtig ans Herz. Hilfreich ist da natürlich der fantastische Cast, allen voran Oscarpreisträger Adrien Brody (The Pianist, King Kong), der als knallharter und gnadenloser Söldner ohne wenn und aber überzeugt (dank eines rigorosen Muskelaufbaus auch physisch). Ihm zur Seite stehen exzellente Darsteller wie Walton Goggins (The Shield) oder Topher Grace (That ’70s Show, Spider-Man 3).
Mäkeln kann man höchstens, dass Laurence Fishburn in seinem Kurzauftritt als verrückter Noland mit seinem imaginären Freund etwas dick aufträgt (apropos "dick": seit The Matrix hat er ziemlich zugenommen). Oder dass die Brasilianerin Alice Braga (Citiy of God, I Am Legend) als einzige Frau im Film arg mütterlich gezeichnet ist. Trotzdem: Wenn Rodriguez und Co. von einem charaktergetriebenen Film sprechen, so ist das nicht bloss PR-Geschwätz. (Da schämt man sich fast dafür, dass einem Avatar gefallen hat.)
Fazit: Predators ist kein lascher Nachklapp zu einer ausgelutschten Filmserie, sondern führt diese zu Höhen, die man gar nicht mehr für möglich gehalten hätte. Ein spannender und cleverer Action-Thriller mit grandiosen Effekten, tollen Charakteren und einem traumhaften Cast. Trotz der einen oder anderen kleinen Schwäche ein Fest für jeden Fan cleveren Actionkinos. Absoluter Guckbefehl!
Bewertung: 4 von 5
- Titel: Predators
- Land: USA
- Regie: Nimród Antal
- Darsteller: Adrien Brody, Alice Braga, Laurence Fishburne
- Verleih: Warner Bros.
- Start: 8. Juli 2010