no. 15: big apples from the Big Apple
meng tian - Wenn man von den USA spricht, ist die Rede oft entweder von der Ostküste oder von der Westküste. New York, Washington D.C., Boston, oder Los Angeles, Hollywood, San Francisco. Doch die Staaten bestehen nicht nur aus grossen Städten. Der Grossteil der Amerikaner lebt in ganz ge...
Erster Stopp: Chicago. Es gibt zwar nicht beinahe so viele Songs über Chicago wie über New York, aber tatsächlich mauserte sich „The Windy City“ in letzten Jahren immer mehr zum neuen Hafen von metropolitanem Geist, Kreativität und fantastischem Essen. Der Unterschied: wenn New York Extreme von jedem Aspekt des Lebens symbolisiert, steht Chicago wohl für Ausdauer vom Versuchen, realistische Hoffnung und Balance von Karrieredurst und Lebensqualität. Wieviele anderen Städte haben denn sonst meilenlange Promenade am See, Strände vor der Haustür, grosse Baseballtradition, -stadien und -fans und gleichzeitig moderne Künstlerviertel mit schicken Designerboutiquen und Cafés für rohe vegane Küche? Ich muss zugeben, sogar als leidenschaftlicher Fleischesser genoss ich mein Wildreis-Medley in vollen Zügen.
Zweites Erlebnis: Greyhound fahren. Von Chicago nach Nashville über Nacht. Lass uns einfach so viel sagen: Wir sind nicht mehr in Europa. Vielleicht liegts am Film „Before Sunrise“, aber meine Vorstellung von Nachtzügen oder auch sonstigen Transportmitteln war immer romantischer als nur funktionaler Transport von A nach B. Doch mit der grössten Buslinie der Staaten Greyhound hat man tatsächlich nur das: einen nicht sehr komfortablen Transport mit nicht sehr freundlichen Mitarbeitern. Tipp für die, die aus finanziellen Gründen trotz allem Greyhound fahren: kommt viel früher als angekündigte Fahrtzeit und kämpft um euren Platz in der Schlange! Ansonsten landet ihr im mühsamen zweiten Bus und müsst vielleicht sogar auf dem Gang des Buses sitzen..
Endlich in Nashville angekommen, darf das Abenteuer weitergehen. Nashville, die (im Vergleich mit New York oder Chicago) kleine Stadt, die für so viele Musiker, Singer/Songwriter und auch Plattenfirmen die Wiege ihrer Karrierewege war, beschäftigt sich tatsächlich rundum mit der Musik: so viele Restaurants und Bars mit Live-Musik, so viele Konzertlokale (Tipp: The Basement), auf der Strasse trifft man entweder Touristen oder Musiker, alle auf der Suche nach Inspiration oder dem nächsten Blitz der Kreativität. Und das ganze gepaart mit Südstaaten-Charme: höfliche, gastfreundliche Menschen, in Schaufenstern der Cowboy-Stil in Lederstiefeln, viel Fried-Chicken, guten Hamburgers, BBQ, Alkohol und natürlich die Liebe zur Musik.
Ein komplett anderes Umfeld als das kompetitive in New York also. Nicht besser oder schlechter, einfach anders. Genauso wie das nächste Dorf, Sainte Genevieve, mit den 4476 Einwohnern, aber dem Mississippi an der Haustür (siehe Bild). Solche Orte machen einem plötzlich klar, dass abseits dem harten New Yorker Ellenbogen-an-Ellenbogen-Alltag noch eine sehr normale, gemütliche, aber ebenfalls inspirierende Welt existiert. Wenn man bedenkt, wieviele grossartigen Künstler von Kleinstädten stammen, scheint die Theorie wohl wieder mal bestätigt: ein wahrer Künstler kann von überall kommen und die wahre Kunst stammt ebenfalls aus dem Nichts von überall und nirgendwo.
So, befinde mich nun in St. Louis und werde danach noch nach New Orleans reisen. Sicherlich wird der Rest der Reise genauso abenteuerlich und horizonterweiternd. Roadtrip rocks!
big apples from the Big Apple Reihe: Übersicht
Meng Tian im Web: Meng-tian.com
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