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13. Februar 2008, 14:16 Interview Music

Shirley Grimes im Interview

Simon Knopf - Seit 16 Jahren lebt und musiziert Shirley Grimes in der Schweiz. Am 22.2 erscheint ihr fünftes Album „Sweet Rain“. Students.ch traf die gebürtige Irin auf ein Gespräch in Berndeutsch. In gut zehn Tagen kommt dein neues Album raus. Bist du glücklich über dein neues Werk? ...

Seit 16 Jahren lebt und musiziert Shirley Grimes in der Schweiz. Am 22.2 erscheint ihr fünftes Album „Sweet Rain“. Students.ch traf die gebürtige Irin auf ein Gespräch in Berndeutsch.

In gut zehn Tagen kommt dein neues Album raus. Bist du glücklich über dein neues Werk?

Shirley: Ja, es ist super. Ich hab wirklich Freude daran. Wäre ja auch etwas blöd, wenn ich selber die CD nicht gut fände, oder? (lacht) Nein, ich find das Album gut, … es ist genau so wie ich es mir gewünscht habe.

Die Plattentaufe war am 10.2. im El Local. Wie war es, zum ersten Mal das neue Material vor einem Publikum zu spielen?

Ich war schon sehr angespannt. Es braucht immer ein paar Konzerte bis man die neue Setlist etwas intus hat. Aber die Reaktionen der Leute waren sehr positiv. Wir hatten ja schon vor Weihnachten einige Probekonzerte, und die haben sich wirklich gelohnt. Die Songs sitzen, das haben wir in Zürich natürlich gemerkt. Aber jetzt freuen wir uns auf Bern, weil wir ja alle Berner sind… Heimspiel (lacht).

Du bist ja jetzt schon ne ganze Weile in der Schweiz…

… seit 16 Jahren!

Wie landet eine Irin in der Schweiz?

Das ist eine lange Geschichte (grinst). Ich hab damals in Irland eine Schweizerin getroffen, nur ganz kurz in einem Club, und hab ihr halt erzählt, dass ich singe. Sie hat darauf gemeint, Ihr Ex-Freund sei Bassist, und ich solle doch mal auf Besuch kommen. In diesem Sommer hatte ich ein InterRail Ticket. Ich war 18 und es war das erste Mal „to the continent“ (lacht). Und so bin ich dann halt nach etwa drei Wochen von Amsterdam direkt in die Schweiz, und hab dann da den Ex-Freund, Bänz Oester kennengelernt. Wir haben dann angefangen, zusammen zu musizieren und der Rest hat sich irgendwie ergeben, … damals bist du auch viel schneller wohin gekommen mit deiner Musik! … und dann verliebt man sich halt und bleibt; eine klassische Geschichte (lacht).

Gibt es selbst nach so langer Zeit noch Sachen, mit denen du hier nicht klar kommst, die dich stören?

Ganz ehrlich, was mich immer noch etwas stört ist der Minderwertigkeitskomplex, den die Schweizer haben. Ich kann nicht verstehen, woher das kommt! Manchmal kommt es mir vor, als ob sie sich die ganze Zeit dafür entschuldigen wollen, dass sie finanziell nicht am leiden sind. Damit habe ich Mühe. Ich persönlich finde, dass die Schweizer die Hippies von Europa sind. Dieses Land ist so vorbildlich wenn es um Naturschutz geht, wenn es darum geht „green“ zu sein. Klar können sie es sich auch leisten, doch ich denke, es gibt genauso viele die es sich leisten könnten, aber nicht tun. Du hast gefragt, ob es Sachen gibt, die mich an der Schweiz stören. Ich kämpfe eher mit dem Umgekehrten! Es gibt vieles in Irland, das ich von hier aus betrachte und das mich wirklich stört. Irland hat mittlerweile einen Wohlstand erlangt, der mit dem der Schweiz vergleichbar ist; viele Iren leben im totalen Überfluss, wissen aber nicht, wie mit dem Geld umgehen. In Irland bleibt zum Beispiel der Umweltschutz auf der Strecke….

Zurück zur Musik. Fünf Jahre mussten wir auf dein neues Album warten. Weshalb so lange?

Ich hab mein erstes Kind gekriegt bevor ich mit dem Album „Inside“ auf Tour ging; da war ich eineinhalb Jahre unterwegs. Tja, und danach kam das zweite Kind, worauf ich beschlossen habe, wirklich zwei Jahre zu pausieren. Danach musste ich zuerst einmal schauen, wie ich mein Privatleben, die Familie mit dem Musikmachen kombinieren kann. Ich hatte während der Zeit sehr viele Gastauftritte bei Mich Gärber, Simon Ho und natürlich den Lovebugs, und das hat „gfägt“. Ich konnte das machen, was mich begeistert, Musik, hatte aber den Druck vom Schreiben nicht. Ich wollte mir bewusst die Zeit nehmen, weshalb jetzt das Album etwas später als geplant kommt.

Sprechen wir etwas über die neue CD„Sweet Rain“. Das Album versprüht als ganzes eine leichte Melancholie, vor allem aber Leichtigkeit. Fühlt sich nach Sommer an…

Schön, dass du das ansprichst. Man nannte mich immer die „Queen of melancholie“ und ich muss sagen, ich mag eine gewisse Melancholie durchaus. Aber nicht mehr so stark wie früher. „Sweet Rain“ ist ein fröhlicheres Album und das soll auch der Titel aussagen. Regen ist etwas, was einen zwar meistens „aaschiist“, doch es kann eben auch etwas schönes sein, etwas süsses.

„Face in the Dirt“ behandelt dann aber doch ein ernstes Thema. Ich hatte generell das Gefühl, dass sehr viele persönliche Fragen in den Songs stecken…

Absolut! Alles was mich beschäftigt hat. Ein sehr egoistisches Album (lacht)! Dafür muss ich zu keinem Psychologen… Nein, eigentlich schreibe ich ja über die gleichen Themen, wie alle anderen. Es ging mir einfach darum, über die Themen zu sprechen, die die Leute beschäftigen. Und ich denke, das gelingt mir meistens auch. Wenn ich „Washing Day“ singe, weiss garantiert jede Mutter um was es geht. Und „Face in the Dirt“ behandelt halt ein schwieriges Thema; nämlich dass wir unsere Verantwortung gegenüber der Weltsituation nicht unbedingt wahrnehmen.

Rund um die Veröffentlichung von „Inside“ konnte man öfters Lesen, dass du doch mal den Schritt ins Ausland wagen solltest. Ist das auch ein persönlicher Wunsch?

Dazu hab ich ein etwas gespaltenes Verhältnis: einerseits fände ich es sicherlich schön beispielsweise für ein englischsprachiges Publikum singen zu können, andererseits muss ich meine Karriere irgendwie mit der Familie vereinbaren. Die Bedeutung von Erfolg hat sich über die Jahre aber auch verändert. Wir waren einige Male, und sind auch jetzt dann wieder als Vorgruppe von Van Morrison unterwegs. Das ist einerseits überhaupt nicht glamourös, andererseits ist es für mich eine riesige Ehre. Wenn ich die drei Musiker aufzählen müsste, die mich am meisten beeinflusst haben, dann wäre Van Morrison garantiert auf Platz 1. Aber ich hab jetzt nicht den Wunsch, grosse Welthits zu schreiben… das klingt jetzt etwas arrogant. Wenn ich Morgen einen Welthit hätte, würde ich das wahrscheinlich schon meistern (lacht). Nein, die Wünsche nach der grossen Karriere waren vielleicht vor zehn Jahren da, heute will ich das gar nicht mehr. Ich glaube, ich bin glücklich, wenn ich dass, was ich tu noch weitere 20 Jahre machen kann…. Ja, …Ig meine das isch scho guet!

Sweet Rain erscheint am 22. Februar

Shirley Grimes

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