R @ Zurich Film Festival
Gregor Schenker - Hinter dem maulfaulen Titel R steckt ein dänischer Gefängnis-Thriller. Diese gemeinsame Regie- und Drehbuch-Arbeit von Tobias Lindholm und Michael Noer ist auch der erste Spielfilm der beiden und handelt von Rune (Pilou Asbæk), einem jungen Mann, der wegen einer Messerstechere...
Nachdem er (gezwungenermassen) einen Mithäftling krankenhausreif geprügelt und sich mit Putzarbeiten beliebt gemacht hat, findet er einen Weg, Päckchen durch das Toilettensystem ins untere Stockwerk zu transportieren. Zusammen mit dem Araber Rashid (Dulfi Al-Jabouri) kann er sich so bei den Alphatieren als Drogenkurier andienen. Doch eines Tages kriegt er sein Geld nicht und sitzt damit in gewaltigen Schwierigkeiten …
Der Gefängnisfilm ist ein oft abgehandeltes Genre und hatte gerade in letzter Zeit wieder Hochkonjunktur (man denke an Un prophète aus Frankreich oder den spanischen Celda 211). Lindholm (der am ZFF übrigens auch mit Submarino vertreten ist) und Noer versuchen auch gar nicht erst, eine neue Geschichte zu erzählen, aber sie überzeugen damit, wie sie diese Geschichte erzählen. Will heissen, R legt eine Kargheit und Kompromisslosigkeit an den Tag, die ihn zu einem Erlebnis machen, das man als argloser Zuschauer nicht so leicht verdaut.
Wenn ich Kargheit sage, so meine ich damit zum einen die inhaltliche Sparsamkeit: R beschränkt sich auf die notwendigsten Elemente eines Gefängnisfilmes und wirft alles andere über Bord; weder komplexe Handlungsentwicklungen noch langwierige Charakterisierungen finden sich und selbst für die erwartbare Sozialkritik fehlt die Zeit – stattdessen steuert die Geschichte gnadenlos gradlinig und mit hohem Tempo auf die schlimmstmögliche Entwicklung zu.
Zum anderen meine ich damit die Inszenierung, die recht sprunghaft wirkt und mit vielen Auslassungen arbeitet, aber dem Zuschauer dennoch alles nötige vermittelt. Wie die Faust aufs Auge passen dazu die zurückhaltenden, aber packenden Darstellerleistungen (neben Pilou Asbæk, der am ZFF auch in En Familie/A Famiy zu sehen ist, treten hier vorwiegen Laien auf – allerdings solche mit echten Gefängniserfahrungen) und der Soundtrack, der zwar äusserst simpel komponiert ist, aber von Anfang an eine dichte Atmosphäre des Terrors entstehen lässt.
Und wenn ich von Kompromisslosigkeit spreche, so meine ich, dass R kein Film für schwache Nerven ist. Wirklich nicht. Die Demütigungen am Anfang sind bereits schwer zu schlucken, aber wenn dann Rune nach einigen scheinbaren Erfolgen erst recht in eine lebensgefährliche Abwärtsspirale gerät, macht sich eine Düsternis breit, die schwer zu ertragen ist. R ist ein Film der konsequenten Hoffnungslosigkeit, des unaufhaltsamen Verderbens. Und er ist mit seiner quasidokumentarischen Kameraführung stets so nahe dran, wie nur irgendwie möglich, kennt keine Zurückhaltung. Das wirkt noch lange nach.
Mit anderen Worten: R kann man nur wärmstens zur Sichtung empfehlen, aber zugleich muss man ausdrücklich davor warnen. Wirklich nur für Hartgesottene.
Vorstellungen:
- 25. September, 22:00, Arthouse Le Paris
- 27. September, 15:00, Arthouse Le Paris
- 28. September, 19:00, Arthouse Le Paris