Rango
Gregor Schenker - Johnny Depp und Gore Verbinski: Seit Pirates of the Caribbean eine todsichere Mischung (mehr oder weniger).
Der Steifen handelt von einem schauspielfanatischen Chamäleon in der Identitätskrise (Johnny Depp), das beim Umzug seiner Besitzer in der Wüste landet, die spinnerte Eidechsendame Beans kennenlernt und in einer Wild-West-Stadt unterkommt, die grade unter einer grossen Dürre leidet. Unser Protagonist gibt sich als den Westernhelden Rango aus und wird vom Bürgermeister (Ned Beatty) zum Sheriff ernannt. Als solcher kriegt er es nicht nur mit allerlei Gangstern zu tun, sondern kommt er auch dem Geheimnis des fehlenden Wassernachschubes auf die Spur …
Es lässt sich nicht bestreiten: Die Story von Rango ist von jeglicher Originalität befreit und zu jeder Sekunde vorhersehbar. Und nicht zuletzt das mit der Spaghetti-Western-Parodie wurde im Laufe der Filmgeschichte derart oft durchgespielt, dass sich ernsthaft die Frage stellt, weshalb das jetzt schon wieder durchgekaut werden muss. Trotz der mehrheitlich gelungenen Gags, trotz der teilweise herrlichen Anspielungen auf das Genre (und darüber hinaus), trotz der grossartigen Actionszenen – den fahlen Nachgeschmack einer gewissen Überflüssigkeit wird der Film nicht los.
Immerhin, es gibt zwei Dinge, die Rango dennoch interessant machen.
Erstens: So langweilig die Story an sich ist, Verbinski findet immer wieder Zeit für Szenen, die ins (esoterisch angehauchte) Surreale abgleiten – das erinnert natürlich an den dritten Pirates of the Caribbean (tatsächlich kopiert sich der Regisseur stellenweise selbst), passt hier aber noch einen Tick besser. Es ist ziemlich schräg, manchmal recht sinnlos, aber immer spannend. (Ob die erzkonventionelle Story nötig war, um überhaupt mit so etwas durchzukommen?)
Zweitens: Ich hab mich schon beim ersten Trailer in das absolut grandiose Figurendesign verliebt. Die verwachsenen Viecher (von ILM perfekt animiert) sind ein echter Blickfang und ein wunderbarer, erwachsener Gegenentwurf zum kindlich-cartoonesken Stil von Pixar oder DreamWorks Animation. Daumen rauf für die Leute von Nickelodeon und ILM! Hilfreich sind selbstverständlich die ganzen Stars, welche ihre Stimmen hergeben – neben Depp geben sich Schwergewichte wie Alfred Molina (Spider-Man 2), Bill Nighy (Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest und At World’s End) oder Ned Beatty (Beim Sterben ist jeder der Erste) ein Stelldichein.
Alles in allem hinterlässt Rango also einen zwiespältigen Eindruck: Die 08/15-Story ist strunzlangweilig (kein Wunder bei der zigtausendsten Spaghetti-Western-Parodie), das ganze Drumherum (Figurendesign, Animation, surreale Exkursionen) ist brillant. Schliesslich entscheidet es sich an folgender Frage: Wie soll man einem Film böse sein, in dem der legendäre Mann ohne Namen als Geist des Wilden Westens auftaucht? (Wenn den jetzt noch Clint Eastwood selbst gesprochen hätte …)
Bewertung: 3.5 von 5
- Titel: Rango
- Land: USA
- Regie: Gore Verbinski
- Darsteller: Johnny Depp, Isla Fisher, Ned Beatty
- Verleih: Universal Pictures
- Start: 3. März 2011