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13. März 2011, 16:23 Konzert Music

Lissie verbindet Country mit Rap

Patrick Holenstein - Bereits zum zweiten Mal spielte die junge Amerikanerin Lissie in der Härterei. Im Gegensatz zur umjubelten Show im letzen Jahr, gelang es ihr jedoch lange nicht, die Menschen zu erreichen. Irgendwann brach aber das Eis und Lissie triumphierte erneut.

Mal angenommen, dass die Wahl eines Konzertintros nicht willkürlich geschieht, was wollte Lissie wohl mit dem weltbekannten Twin Peaks Thema von Angelo Badalamenti aussagen? Sämtliche Spekulationen über eventuelle Abgründe hinter den Kulissen der amerikanischen Mittelschicht führten ins Leere und auch Lissie blieb eine Antwort schuldig. Gepasst hat es irgendwie trotzdem. Die Protagonistin des Abends griff gleich zu Beginn auf einen andere Legende zurück: Hank Williams. Mit Wedding Bells, aus der Feder der Countrylegende, startete die sehr gut aufgelegte Amerikanerin. Offenbar blickte sie in fragende Gesichter, als sie erklärte, von wem der Song ist: „Hank Williams war ein Countrysänger. Country war zu seiner Zeit, was heute Rap ist.“ Zugegeben, Hank Williams ist nicht Lady Gaga und zwingend kennen muss man ihn auch nicht, aber geschadet hat die kleine Lektion in amerikanischer Musikgeschichte sicher niemandem. Schön, dass Lissie ihn würdigte

Erstaunlich war der Anfang allerdings nicht, liegen doch auch die Wurzeln der Musik von Lissie – zumindest teilweise – im Country. Dazu kommt ein guter Schuss Rock und etwas Blues. Fertig ist die musikalische Visitenkarte, mit der sie schon ein, zwei kleinere Hits verbuchen konnte. In der Härterei dauerte es jedoch seine Zeit, bis sich Publikum und Band fanden. Selbst der Radiohit, When I’m Alone, mit etwas abgeändertem Basslauf, verpuffte fast wirkungslos über den Köpfen. Die erste Hälfte der Show war belanglos und nicht zu vergleichen mit dem Konzert, dass die Sängerin an gleicher Stelle im September gespielt hatte. Woran das lag, ist schwer zu sagen. Einerseits war die Band – Lissie mal ausgenommen – über weite Strecken seltsam lethargisch, aber durchaus bei der Sache, und auch das Publikum machte den Eindruck, als wisse es nicht so recht, was es mit der Musik anfangen sollte. Das änderte sich mit Record Collector.

Plötzlich waren beide Parteien wie ausgewechselt und das Konzert nahm Fahrt auf. Everywhere I Go wurde frenetisch beklatscht und bei Little Lovin` wurde sogar mitgesungen, die Band spielte ausufernde Gitarrensoli und schien auf einmal viel Spass zu haben. Sie würden gleich wiederkommen, meinte Lissie kurz darauf und wenig später war klar, wieso sie einen Break eingelegt hatte, obwohl sie eine Zugabe schon vorher angekündigte. Lissie hat auf Tour immer ihren eigenen Tequila dabei, das gute Zeug aus Texas, und wollte anstossen. Na dann Prost. Ob es am Tequila lag, bleibt ihr Geheimnis, aber Oh, Mississippi setzte die Band grandios in den Sand. Zu viel Improvisation, zu wenig Gefühl. Der Song lebt klar von den Emotionen, daran krankte die Interpretation und das spürte man sofort am unruhig werdenden Publikum. Dafür schloss der letzte Song den Kreis zum Anfang sauber. Ein Cover hatte den Abend eröffnet und ein Cover sollte ihn beenden. War es neunzig Minuten vorher der Country, der als Rap von gestern betitelt wurde, bildete Pursuit Of Happyness von Kid Cudi, wohl konsequent den Bezug zum Rap, also zur aktuellen Musik. Oder ist Rap doch nichts anderes als „der heutige Country“?

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