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23. März 2011, 23:06 Movie

Interview Stéphanie Chuat und Véronique Reymond

Raphaël Rück - Students.ch a rencontré les deux lauréates du Meilleur Film de Fiction Suisse. Au lendemain de la première Suisse allemande à Zurich, les deux réalisatrices romandes étaient toute enthousiasmées par la sortie du film Outre-Sarine.

Ihr habt letzten Samstag den Quartz für den besten Spielfilm erhalten. Wie habt ihr diese Zeremonie erlebt?

Véronique Reymond: Wir waren sehr gerührt. Für uns, die vom Theater kommen, ist das ein Geschenk, das uns sehr ehrt, denn es gibt uns eine Legitimation in der Welt des Kinos. Es ist eine grosse Ehre, in die Kreise des Schweizerischen Filmschaffens aufgenommen zu werden.
Stéphanie Chuat: Ich war auch sehr gerührt. Da die Zeremonie ziemlich lange dauert, geht einem vieles durch den Kopf. Je mehr Zeit verstrich, umso mehr war ich überzeugt, dass der Film keinen Preis erhalten würde. Die Überraschung war umso grösser als wir zwei Preise bekamen. Zudem hatten wir nicht wirklich eine Rede vorbereitet, also mussten wir uns schnell wieder einfangen.

Ihr habt zusätzlich den Preis für das beste Drehbuch erhalten. Wie habt ihr die Geschichte erfunden? Basiert sie auf einer persönlichen Erfahrung?

VR: Sie stammt ausschliesslich aus unseren beiden Vorstellungswelten. Wir haben keine der zwei Erfahrungen erlebt. Wir sind zu jung, um Edmonds Erfahrungen gemacht zu haben, sogar unsere Eltern sind noch nicht soweit. Wir kennen das nur von unseren Grosseltern. Roses Geschichte ist auch nicht autobiographisch, aber wir haben gründliche Recherchen zum Thema betrieben.“La Petite Chambre“ verbindet zwei Themen. Das Altwerden, weil es ein aktuelles Problem in der Schweiz darstellt: Wohin mit unseren Alten? Was passiert, wenn man nicht mehr selbstständig leben kann? Das Thema der Trauer um eine Fehlgeburt ist später dazu gekommen. Um beide Figuren in eine Beziehung zu setzen, mussten beide eine Schwäche haben. Deshalb haben wir der Figur der Rose eine Zerbrechlichkeit gegeben, die mit dem Verlust ihres Babys nach 8-monatiger Schwangerschaft und der damit verbundenen Trauer zusammenhängt.
SC: Da es sich um dramatische Themen handelt, haben wir intensiv am Drehbuch gearbeitet. Damit die Geschichte lebendig blieb, haben wir auch humorvolle Szenen eingebaut. Es ist wirklich ein Drama, aber wie Michel Bouquet sagte: "La petite chambre, ist ein Drama, das dem Leben gleichen kann mit seinen Kontrasten zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit."

Der gewählte Titel – La Petite Chambre – bezieht sich auf einen der zwei Plots: Den der Fehlgeburt. Wieso habt ihr euch für diesen Titel entschieden?

VR: "Das kleine Zimmer" ist ein Kinderzimmer in Roses Wohnung, das ihr Leiden symbolisiert. Rose ist wie „eingefroren“, weil es für sie zu schwierig ist, ihrer Trauer zu begegnen. Das kleine Zimmer ist wie ein Mausoleum, in welches der alte Mann neues Leben bringen wird. Er ist ein Mann am Ende seines Lebens, der eine junge Frau ins Leben zurück führt.

Ihr kommt beide vom Theater. Hat die Auseinandersetzung mit dem Medium Film auch eure Arbeitsmethode mit den Schauspielern beeinflusst?

VR: Die Tatsache, dass wir selber Schauspielerinnen sind war für sie sehr nützlich. Sie fühlten sich verstanden, weil wir wissen was es heisst, vor einer Kamera zu stehen. Wir kennen den Stress der Dreharbeiten und die extreme Konzentration, die das Spielen vor einem Team von 30 bis 40 Personen erfordert. Deshalb galt unsere Aufmerksamkeit ganz besonders dem Spiel.

Der Film wurde von der angesehenen Produzentin Ruth Waldburger produziert. Wie lief die Zusammenarbeit mit Zürich?

Am Anfang kamen wir mit unserer Geschichte. Ruth wollte eigentlich keine Erstlinge mehr machen, aber unser Skript hat sie berührt. Sie sagte zu uns: "Lasst mich überlegen!" und es war wunderbar, dass sie akzeptierte, mit uns in diesen ganzen Prozess einzusteigen. Unter anderem, weil wir Leute brauchten, die als Garant einstehen konnten. Ruth war für uns ein wertvoller Start. Unser zweiter Glücksfall war Michel Bouquet, den wir mit unserem Drehbuch überzeugen konnten, vor allem da er seit 2005 in keinem Film mehr zu sehen war.

"La Petite Chambre" spielt in Lausanne, aber die Schauspieler sind mehrheitlich aus anderen frankophonen Ländern und haben keine Waadtländer Akzente. War das ein kommerzieller oder eher ein künstlerischer Entscheid?

VR: Das ist eine sehr interessante Frage, weil sie sich bei vielen Schweizer Filmen stellt. Wie die meisten Westschweizer Filme waren wir gezwungen, den Film in Koproduktion zu finanzieren. In unserem Fall war dies Luxemburg. Die Luxemburger haben sehr spezielle Akzente, die belgische und deutsche Färbungen haben. Wir haben unseren "accent vaudois", die Genfer haben ihren "accent genevois" und die Franzosen ihre "accents français". Manchmal entsteht dadurch in Filmen eine höchst bizarre Mischung aus Akzenten. Wir mussten uns entscheiden. Da wir Michel Bouquet in der Hauptrolle hatten, haben wir seinen französischen Akzent als Referenz genommen. Wir haben insbesondere auf den Akzent seines Sohnes Wert gelegt. Beide mussten zusammen passen. Wir konnten keinen luxemburgischen Schauspieler mit deutschem Akzent nehmen, der Michel Bouquets Sohn spielen würde. Als wir Joël Delsaut trafen, der Belgier ist und dessen Stimme sehr nah an Michel Bouquets kommt, dachten wir: Das ist er! Die Leute werden an dieses Vater-Sohn Duo glauben können.
SC: Es ist auch wichtig anzumerken, dass die Geschichte nicht typisch Schweizerisch ist, sie könnte sich irgendwo abspielen. Wenn wir einen Waadtländer Film gemacht hätten, hätten wir Schauspieler mit einem lokalen Akzent gesucht, damit der geografische Kontext glaubhaft wirkt.

Euer Film endet in den Alpen. Viele Schweizer Regisseure und Regisseurinnen entscheiden sich für die Bergkulisse. Was hat euch zu dieser Wahl bewogen?

SC: Es hängt mit der Geschichte, die wir geschrieben haben, zusammen. Wären wir in Belgien, würde der Film vielleicht an der Küste der Nordsee enden. Doch wir sind in der Schweiz und überall wo man hinsieht, sind Berge. Sie sind völlig in unseren Alltag integriert.
VR: Natürlich sagt man oft: "Ach, wieso muss man in Schweizer Filmen immer Berge sehen?!?". Man kann in der Tat einen Film in Genf drehen, völlig urban, aber in unserem Film hat die Figur Edmond einen persönlichen Bezug zu den Bergen.

Der Film hat in der Romandie viel Erfolg gehabt. Meint ihr, dass er in der Deutschschweiz ähnlich gut ankommen wird?

VR: Wir wünschen es uns sehr, ja. Leider ist Michel Bouquet in der Deutschschweiz nicht sehr bekannt. In Frankreich, Belgien und in der Romandie gilt er als ganz grosser Schauspieler und wird sehr respektiert. Alle reden vom "monstre sacré". In nicht-frankophonen Ländern und Regionen, in denen der Film gezeigt wurde, sagen die Zuschauer: "Ach der spielt ja gut! [sie lacht] Wer ist dieser Schauspieler, der so gut spielt?" Daher setzen wir mehr auf die zwei Quartz, die der Film gewonnen hat. Wir hoffen, dass diese Auszeichnungen in der Deutschschweiz ihre Wirkung haben.

Wie sieht es international aus?

SC: Der Film ist momentan in Frankreich zu sehen. Er wird auch in Deutschland, vielleicht in Belgien und natürlich in Luxemburg gezeigt werden.

Dürft ihr schon verraten, welche eure nächsten Projekte sein werden?

SC: Das Westschweizer Fernsehen, TSR, hat einen Wettbewerb für eine TV-Serie lanciert, die wir gerade entwickeln. Wir wissen nicht, ob unser Projekt ausgewählt wird, aber wir setzen alles daran, unsere Figuren während den 13 mal 26 Minuten lebendig werden zu lassen.Zudem schreiben wir an einem zweiten Spielfilm und diesen Herbst steigen wir wieder auf die Bühne im Théâtre de Vidy in Lausanne mit dem Stück "Lignes de faille" von Nancy Houstan, das Véronique fürs Theater adaptiert hat.

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