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24. Mai 2011, 00:00 Movie

Carancho

Gregor Schenker - Der erfolgreiche argentinische Independentfilmer Pablo Trapero (Leonera) erzählt in seinem neusten Film von zwielichtigen Anwälten, die viel Geld aus Verkehrsunfällen und Versicherungsbetrug schlagen.

Nachdem er seine Anwaltslizenz verloren hat, arbeitet Héctor (Ricardo Darín) für die sogenannte „Stiftung“, die hohe Entschädigungen für Unfallopfer ergaunert, um diese anschliessend übers Ohr zu hauen. Dabei begegnet ihm die idealistische Notärztin Luján (Martina Gusman) – die beiden verlieben sich ineinander.
Als bei einem von der „Stiftung“ fingierten Unfall das „Opfer“ umkommt, wendet sich die junge Ärztin angewidert von Héctor ab. Dieser wiederum kriegt Gewissensbisse und versucht, aus dem Geschäft auszusteigen, bringt damit aber sich selbst und Luján in grosse Gefahr …

Trapero geht von einem drängenden gesellschaftlichen Thema Argentiniens aus (der hohen Anzahl von Verkehrsopfern und der damit zusammenhängenden Entschädigungsindustrie) und wählt dafür einen fast schon dokumentarischen, fragmentarischen Erzählstil: Wichtige Personen und Objekte befinden sich häufig am Rande oder ausserhalb des Bildes und werden durch Detailaufnahmen mitunter beinahe unkenntlich gemacht; häufig kommt die Handkamera zum Einsatz. Der Plot entwickelt sich nicht kontinuierlich, sondern besteht aus einer Folge von abgehackt wirkenden Episoden. Und Filmmusik spielt so gut wie keine Rolle.
Gleichzeitig sind sowohl die Charaktere als auch die Geschichte ganz den traditionellen Mustern des Hollywood-Thrillers oder des Mafiafilmes verhaftet, so dass Carancho kaum irgendwelche Überraschungen bereit hält und mehr wie ein Spiel mit den Klischees als wie ein „richtiger“ Film wirkt.

Das ist an und für sich nicht uninteressant, aber die dokumentarische Distanz zum einen und die (bewusste?) Klischeehaftigkeit zum anderen lassen einen als Zuschauer nur bedingt mit den Charakteren mitfiebern – obwohl der Starschauspieler Ricardo Darín (El secreto de sus ojos) als Héctor und Traperos Frau Martina Gusman (Leonera) als Luján fantastisch besetzt (und ihre Sexszenen nicht von schlechten Eltern) sind.

Alles in allem ist Carancho gerade spannend (und brutal) genug, um einen über die Laufzeit hinweg bei Laune zu halten – aber der ganz grosse Wurf ist Tapero hier nicht gelungen.


Bewertung: 3 von 5


  • Titel: Carancho
  • Land: Argentinien
  • Regie: Pablo Trapero
  • Darsteller: Ricardo Darín, Martina Gusman
  • Verleih: Xenix
  • Start: 26. Mai 2011
Fotos von Xenix
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