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30. Juni 2011, 21:48 Konzert Music

Jack Bruce: „Dr. Blues“ praktiziert im Kaufleuten

Patrick Holenstein - Selten hat der Spruch „Qualität, statt Quantität“ so gepasst. Jack Bruce hat zwar nur eine gute Handvoll Songs gespielt, dafür war jeder davon ein kleines Epos. Der als begnadeter Bassist geltende Schotte konnte das Zürcher Publikum begeistern.

Pünktlich um acht Uhr betritt The Big Blues Band die Bühne. Sie würden einige Songs spielen, bevor Jack Bruce zu ihnen stosse, erfährt man als Zuschauer und schon legt die Band mit einem gut zwanzigminütigen Set los. Sie werden ihrem Namen mehr als gerecht und bluesen sich und die Zuschauer gekonnt in Stimmung. Beim einen oder anderen Fan, manche mit langen Haaren und Dream-Theater-Shirt, andere mit Daily-Business-Anzug, bekommen die Augen bereits jetzt einen feuchten Glanz.

Mit den Worten „Er ist eine Legende und Doktor des Blues“ wird Jack Bruce schliesslich vorgestellt. Tiefstapeln geht definitiv anders. Der unscheinbar wirkende Bruce ist sich der Aufgabe, die eine solche Erwartungshaltung bedeutet, sehr genau bewusst. Jedenfalls suggeriert dies sein diebisches Grinsen und die Freude, die er ausstrahlt. Aber zum Konzert.

Zwischen Coverversionen von Blueslegenden wie Buddy Guy (First I Met The Blues) oder Willie Dixon (Spoonful) sind die Cream-Klassiker aus der Feder von Jack Bruce die Säulen des Sets. Etwas das packende We’re Going Wrong, das mit einem minutenlangen, schwelgerischen Solo klar macht, wie zeitlos Songs von Cream noch heute sind. Aber natürlich auch Politician oder Sunshine Of Your Love, jener Klassiker, den Jack Bruce und seine Blues Band scheinbar mühelos zu einem viertelstündigen Psychedelic-Bluesrock-Monster stilisieren.

Das Stück steht quasi als Symbol für den ganzen Abend. Der Sound ist angenehm, jedes Instrument deutlich zu hören. Nur die Stimme von Jack Bruce klingt teilweise etwas undeutlich, was durchaus an seinem charmant nuschelnden Gesang liegen kann. In den episch ausufernden Soli kristallisieren sich der Bass und das flinke Spiel von Bruce als Fundament für die psychedelischen Soundkollagen heraus, die schlicht ein Genuss sind. Dem stehen die abwechslungsreichen Teppiche, die der Pianist seiner Hammondorgel entlockte oder die stets passenden Einsätze der Bläser in nichts nach.

Jack Bruce wird seinem legendären Ruf gerecht. Wenn er sich beispielsweise mit den Instrumenten reihum duelliert, Phrasen in den Raum stellt und sofort Antwort vom jeweiligen Gerät bekommt, dann hat das etwas Verspieltes, zeigt aber gleichzeitig, dass die sechs Leute auf der Bühne offenbar brutal viel Leidenschaft für den Blues besitzen, bestens harmonieren und Spass haben. Dass Singspielchen mit dem Publikum nicht passen würden, versteht sich wie selbstverständlich. Wer zu diesem Zeitpunkt im Kaufleuten steht, will nämlich Musik auf gehobenem Niveau - und genau diese liefern Jack Bruce und seine Band. Präzise gespielter, teilweise knallhart entschlackter oder vor Energie sprühender, aber immer zündender Blues. Jack Bruce ist ein Bluesmann der alten Garde und den zu Beginn verliehene Doktortitel darf er ruhig behalten.

Photo Credit: Press / David Scheinmann

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