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6. Dezember 2012, 18:42 Konzert Music

Die Toten Hosen: Bommerlunder für Zürich

Patrick Holenstein - Schon lange war die Halle ausverkauft, die Erwartungen dementsprechend gross. Und die Toten Hosen haben keineswegs enttäuscht. Im Gegenteil, auch nach 30 Jahren auf den Bühnen der Welt kann die Band aus Düsseldorf noch mächtig einheizen.

Ach, wie sinnlos ist doch ein Sitzplatz bei den Toten Hosen. Frontmann Campino und seine Jungs bekommen im Hallenstadion quasi nach fünf Minuten schon Standing Ovations. Spätestens beim dritten Song, der aktuellen Single "Altes Fieber", sitzt niemand mehr. Dabei sind die Hosen doch erst gerade daran, sich warm zu laufen.

Ein gutes Händchen für die Songauswahl zeigt die Band in Zürich. Keiner der grossen Hits fehlt und auch die neuen Songs vom Album "Ballast der Republik" funktionieren gut. Dazwischen servieren die Hosen mit "Reisefieber" eine ihrer ersten Singles. Es scheint, also ob die Band in ihrem dreissigsten Dienstjahr noch immer prächtig harmoniert. Insbesondere wird schnell klar, dass Hosen-Songs die Eigenschaft haben, dass man sie schon nach der Hälfte problemlos mitsingen kann, auch wenn man sie gar nicht kennt. Das tut der Stimmung im Stadion gut. Mit einem Augenzwinkern wird gar der oft medial angedichtete Streit mit den Ärzten kommentiert. "Wir spielen ein Lied einer jungen Band aus Berlin. Die sind gut, gebt der Sache eine Chance", verkündet Campino bevor "Schrei nach Liebe" angestimmt wird.

Der Frontmann ist bester Laune und das Publikum liefert ihm Steilvorlagen: "Wollt ihr das wirklich?" fragt Campino mit rollenden Augen und als Reaktion auf Bommerlunder-Fangesänge in der ersten Reihe. Bis jetzt seien sie auf der Tour um den Song herum gekommen, kokettiert Campino und fügt hinzu: "Das ist unser niveauvolles Geschenk an Zürich!" "Eisgekühlter Bommerlunder" wird natürlich aus 13'000 Kehlen bis hin zur nicht mehr zu meisternden High-Speed-Passage mitgesungen.

Ein etwas ambivalentes Vergnügen leistet sich Campino beim "Wort zum Sonntag". Der Song zählt mit zu den emotionalsten der Bandgeschichte, weil der Text geschickt das Älterwerden sowie die Punkattitüde reflektiert und Punk-Ikone Johnny Thunders, der inzwischen gestorben ist, als persönliche Hürde einflechtet. Campino verkündet vor dem Song, dass er mit GC und dem Fussballverband verhandelt habe und er darum eine Pyro-Show abziehen dürfe. Daraufhin sucht er sich seinen Weg ins Publikum und zündet auf der Tribüne eine Pyrofakel. Man mag das jetzt cool finden, aber eine glühendheisse und offensichtlich tropfende Fackel im Publikum zu zünden, zeugt nicht von Weitsicht. Klar, die Hosen gelten als Fussballfans, aber da haben deutsche Band schon smartere Seitenhiebe auf die Schweizer Politik geliefert. Nichtsdestotrotz zählt natürlich der Song immer zu den Highlights, wenn ihn die Hosen live spielen.

Nach gut einer Stunde endet das Set mit "Tage wie diese" und die Band verschwindet. Wenig später erscheint Campino wieder auf der Bühne und schreit: "Willkommen in der zweiten Halbzeit." Und er hält Wort. Drei Zugaben, Songs wie "Zehn kleine Jägermeister", "Freunde" oder "All die ganzen Jahre" und nicht das kleinste Anzeichen von Müdigkeit sprechen ganz klar für die Klasse der Band aus Düsseldorf. Und als nach weit über zwei Stunden der erste Ton des obligaten Abschlusssongs "You'll Never Walk Alone", der inoffiziellen Hymne des FC Liverpool, ertönt, ist klar, dass ein weiteres Gastspiel der Toten Hosen im Hallenstadion ein würdiges Ende gefunden hat.

Alle Bilder von Usgang.ch. Hier ist die ganze Galerie.

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