Ein grosses Danke an die Lölis vom Abart!
Marco Büsch - Am 31.12.12 schliesst der Zürcher Club Abart nun endgültig seine Pforten und hinterlässt sicher eine Lücke im einen oder anderen Herz der Besucher. Ein paar Abschiedsgedanken über diesen grossartigen Club.
Wenn ich an das Abart denke, dann kommt mir immer als erstes die Treppe in den Sinn. Diese lange, steile Treppe. Ich bin sie noch nie hinunter gefallen, aber ich dachte immer: „was nicht ist, kann ja noch werden“. Und nun wird es wahrscheinlich nie geschehen. Nicht, dass ich unfroh darüber wäre, durch das ständige Pogen an Konzerten habe ich aus dem Abart auch sonst schon genügend blaue Flecken davongetragen. Aber ich mag diese Treppe. Wirklich. Sie war für mich immer mein persönliches Alkoholmessgerät: Musste ich mich am Geländer festklammern, um hinunter zu kommen, so war ich schon eher gut dabei. Wenn ich die Treppe hinaufsteigen konnte, ohne auf meine Füsse schauen zu müssen, so war ich einigermassen nüchtern und konnte mir selbst auf die Schulter klopfen. Es war eine gute Treppe. Und sie passte zum Abart. Sie war steil, schlecht beleuchtet und eng und überhaupt nicht ausgerichtet für hohe Absätze oder Ansprüche an ein risikofreies Etablissement.
Oder die Bühne. Sie war tief und man konnte sie leicht erklimmen. An Konzerten gab es trotzdem keine Abschrankungen zwischen dem Publikum und der Band. So etwas hatten die eingeladenen Bands nicht nötig. So etwas hatte das Abart nicht nötig. Aber eigentlich hatte es auch schlicht zu wenig Platz dafür. Es war oft eng und stickig an Konzerten, stand man etwas weiter vorne, so stand man manchmal gleichzeitig kurz vor dem Kreislaufkollaps, aber schnell war man hinten bei der Bar und auch schnell wieder vorne vor der Bühne. Das Publikum war zu einem grossen Teil ein sehr friedliches, freundliches Völkchen, welches man in einer solchen Durchmischung selten in anderen Clubs antrifft. Von Punk, Goth, Metal, Indie, Hipster, Hip-Hopper (doch, doch, die gab es auch!) und was noch nicht alles, gab es eigentlich nichts, was nicht in den Abart-Kosmos passte und dort herum fleuchte. Das Abart war ein Biotop der verschieden Geschmäcker, welche sich aber alle auf den Geschmack des Abarts einigen konnten, einem freien, ehrlichen Geschmack. Was sie nicht wollten, wurde auch nicht gemacht. Auf youtube nannte ein User das Abart den „ehrlichsten Club in Zürich“. Das würde ich so ohne weiteres unterschreiben.
Das Abart hatte auch immer faire Preise: Was den Eintritt, aber auch die Getränke anbelangt. Von der Garderobe mit den zwei Stutz ganz zu schweigen. Aber das scheint ja auch das einzige zu sein, wo es in der Zürcher Clubszene einen flächendeckenden Konsens zu geben scheint. Wie dem auch sei: Normale Partys kosteten am Freitag 15 und am Samstag 18 Franken. Im letzten Jahr war der Eintritt freitags in der ersten Stunde (ab 22.00 Uhr) sogar gratis. Habe ich mir jedenfalls sagen lassen, denn ich habe es nie um diese Zeit zum Abart geschafft, so sehr ich es auch versucht habe.
Nun schliesst das Abart am 31.12.12 seine Pforten und ein wunderbares Kapitel Zürcher Clubgeschichte geht zu Ende. Ich war nicht von Anfang an dabei, war nie Stammgast und trotzdem wird mir etwas fehlen. Und ich glaube, es wird nicht nur mir so gehen. Wer das Abart also noch ein letztes Mal besuchen will, der soll unbedingt am Abart Schluss-Countdown teilnehmen. In diesem Sinne ein riesengrosses Dankeschön an die „Lölis mit ihren Konzerten“, wie sie in der bewegenden Abart-Dokumentation (Hier ansehen!) scherzhaft betitelt werden, ich hatte eine gute Zeit bei euch und ich hoffe ihr werdet weiterhin so grossartige Musik nach Zürich bringen. Ihr seid eine Bereicherung für diese Stadt.
Bildquelle: Bernadette Arbogast (Merci!)
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