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5. Januar 2013, 15:48 CD / Vinyl Music

Die Wandlung der Alicia Keys

Patrick Holenstein - Darf man sagen, dass Alicia Keys sich seit dem Beginn ihrer Karriere wenig verändert hat? Ihre Songs klangen bisher unverkennbar nach ihr. Der Grund dafür ist wohl in den Produktionsprozessen zu finden. Für „Girl on Fire“ hat Alicia Keys alle Grundsätze über den Haufen geworfen.

Bisher war die Entstehung einer neuen Scheibe für Alicia Keys ein sehr intimer Prozess, der stets hinter verschlossenen Türen stattfand. Für die Produktion ihres fünften Studioalbums wurden die Türen des Studios weit aufgestossen und stand so diversen Leuten offen. Alicia Keys arbeitete unter anderem mit Kollegen wie Bruno Mars, John Legend, dem Gitarristen Gary Clarke Jr. oder Frank Ocean zusammen. Daneben liess sich Keys in London und Jamaika inspirieren und brachte neue Rhythmen mit. Das Album steht ganz im Zeichen der (hörbaren) Veränderung, das Konzept sind jedoch verschiedene Beats. Jeder Song hat eine andere rhythmische Identität, mal sind es treibende und harte Trommeln (New Day), dann wieder kühle, industrielle Beats (Girl On Fire), aber daneben vergisst die New Yorkerin auch nicht, dass sie für Klavierballaden bekannt ist (Not Even The King).

Alicia Keys stellt ins Zentrum ihres neuen Albums ihre eigene musikalische Entwicklung und holt sich, um dieses Ziel zu erreichen, neben den bereits genannten Musikern zwei junge Künstler ins Boot. Die britische Songwriterin Emeli Sandé zählt zu den aufgehenden Sternen innerhalb der Soulszene. Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb und schrieben gemeinsam drei Songs für Alicias Album, darunter den ersten Song nach dem Intro. „Brand New Me“ steht wohl nicht zufällig am Anfang, unterstreicht doch der Titel irgendwie Alicia Keys Wandlung, wenn auch nur auf der Metaebene, denn der Song bezieht sich nicht direkt auf die musikalische Wandlung. Dafür bewegt sich der Track stilsicher zwischen ruhigen und aufbrausenden Passagen, ganz so, als ob Sandé und Keys einen Song schreiben wollten, der wie ein Verbindungsstück zwischen der „alten“ und „neuen“ Alicia Keys fungieren sollte. Ob geplant oder nicht, es funktioniert.

2012 war das Jahr von The XX. Sie haben ihr grossartiges Debüt mit der nicht minder starken zweiten Platte bestätigt und rund um den Globus ausverkaufte Konzerte gespielt. Kein Wunder, dass sich Alicia Keys für einen Song den Drummer der Band Jamie „XX“ Smith geholt hat. So entstand das herrlich wabernde „When It’s All Over“, dass eine wunderbare Verschmelzung der minimalistischen Elektrolandschaften von The XX und den emotionalen Soulsongs von Alicia Keys bildet. Ein kurzer Dialog mit ihrem Sohn Egypt rundet den Song zusätzlich ab.

Alicia Keys gelingt mit „Girl On Fire“ ein gewohnt sauber produziertes Album, dass allerdings mit der stilistischen Breite überraschen und überzeugen kann. Keys schafft es, sich musikalisch so zu entwickeln, dass sie durchaus neue Hörer finden könnte, ohne dabei ihre langjährigen Fans zu verschrecken. Die Wandlung der Alicia Keys ist geglückt.

Alicia Keys - New Day


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