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4. Februar 2013, 00:00 Kultur

Quottom – Drei Freunde lancieren Magazin

Fabian Keller - Wenn plötzlich ein 250 Seiten dickes Schweizer Gesellschafts- und Kulturmagazin auf dem Markt erscheint, dann war entweder ein mutiger Verlag am Werk oder aber drei ideologische Freunde, die an eine wirklich grosse Idee glauben.

Quottom heisst ebendiese und vereint als modernes, junges Kulturmagazin unzählige journalistische, grafische und visuelle Höhepunkte rund um die Themen Angst und Sehnsucht. Als übergeordnete Leitidee bilden auch in den weiteren Ausgaben jeweils zwei Gegenpole die Schwerpunkte des Magazins. Beispielsweise lässt Gülsha Adijli in «Was es heisst heute zu leben» in ihren Alltag blicken. Im Gegensatz dazu diskutieren die Magazinschöpfer Nicolas Walker und Tanja Luchsinger in «Red Wine» über wahr und falsch, Urteile, das wahre Sein, Gleichgültigkeit und Hass.

Zwischen kurzweiligen Kolumnen, interessanten Diskussionen und hie und da auch schon poetischen Texte, sorgen freche Gedankenblitze in Twitterform, hingeschmetterte Rap-Lyrics und hinterfragende Gedanken und Geschichten für Kurzweile. Visuell bieten eine Masse an jungen Taleten wie Lorena Strohner, Evan Ruetsch vom VICE Magazin oder der talentierte Illustrator Yehteh wohltuende optische Entspannungen zwischen den anspruchsvollen Texten. Wohlgemerkt, das alles findet auf 900g oder anders gesagt 250 Seiten im Grossformat statt und wird über die Website vertrieben. Ganz im Sinne des Mottos «Lieber klotzen, statt kleckern.».

Dass es heute überhaupt ein «Quottom» gibt, verdanken wir drei umtriebigen Tweens: Ruben Feurer (21 J., Art Direction & Geschäftsführung), Tanja Luchsinger (20 J., Textredaktion) und Nicolas Walker (21 J., Art Direction & Chefredaktion). Vor genau sechs Monaten hatten die drei Freunde die Idee und Sehnsucht nach dem eigenen Magazin. Die Ansprüche waren hoch: sie wollten die talentiertesten, jungen Schweizer Journalisten, Grafiker und Fotografen und einige Koryphäen aus Kunst und Kultur vereinen. Vom Bartischgespräch entwickelte sich die Idee rasant und entfache ein regelrechtes Lauffeuer. Innert weniger Wochen hatte das ganze Vorhaben dermassen an Fahrt aufgenommen, dass bereits fast 40 freie Mitarbeiter am Traum vom Schweizer Kulturmagazin mit gesellschaftsrelevanten Themen arbeiteten und die Finanzierung dank Crowdfunding und vielen Supportern stand.

Students.ch Redakteur Fabian Keller, ging der Sache auf den Grund und befragte die zwei Initianten Ruben Feuerer und Nicolas Walker nach der Berechtigung eines «weiteren» Kulturmagazins in der Schweiz.

Students.ch:

Wieso 250 Seiten «Quottom»?

Ruben Feurer: Quottom bietet im Gegensatz zu anderen Magazinen viel Inhalt, für den man sich Zeit nehmen muss – das braucht Platz. Wir möchten die Themen ausführlich behandeln können und den Künstlern genügend Raum für ihre Arbeiten bieten, deshalb die vielen Seiten.

Nicolas Walker: Ja, in einem halben Jahr geschieht ja auch so einiges… Der viel wichtigere Grund ist aber, dass wir unseren Geschichten einen grossen Raum geben wollen. Wir erzählen sie so lange, wie wir wollen. Zeigen Fotostrecken, die über ein dutzend Seiten gehen. Wenn wir uns schon eine eigene Welt mit dem Magazin erschaffen, dann wollen wir auch grossräumig darin leben. Darin liegt auch die Kraft des Prints heutzutage: erschaffe eine Welt und mach diese für den Leser physisch erlebbar. Ein Magazin mit seiner Haptik, Geruch, Format, das sind schon alles sinnliche Wahrnehmungen. Wir waren aber wohl auch von Anfang an vom Gedanken «Think big» geprägt, dass es dann wirklich 250 Seiten wurden.

Students.ch:

Wie unterscheidet sich «Quottom» vom Kulturmagazin «Du»?

Nicolas Walker: Quottom unterscheidet sich im generellen von anderen Magazinen, da die Redaktion branchenunüblich jung ist. Wir machen keinen Zielgruppenjournalismus, wir erzählen unsere Geschichten, die jetzt passieren. So ist Quottom jung, leidenschaftlich und echt. Uns geht es nicht nur um die Kunst, Fashion, Musik. Quottom gleicht viel eher einem guten Gespräch mit Freunden.

Students.ch:

Wieso ein neues Print Magazin, während rund um die Welt Verläge Printmagazine einstampfen?

Ruben Feurer: Print ist nach wie vor das beste Medium für Text. Wer liest schon Online 250 Seiten? Ausserdem ist Quottom ein langlebiges und zeitloses Magazin, das definitiv nicht ins kurzlebige Internet gehört. Ausserdem sind Printmagazine noch lange nicht tot. Wenn man es richtig macht wie zB. O32C aus Deutschland, kann man auch mit einem gedruckten Magazin erfolgreich sein.

Nicolas Walker: Weil Print nicht im geringsten tot ist, sondern einfach neu gedacht werden muss. Es geht nicht mehr nur um Informationsbeschaffung, da ist das Internet viel schneller. Als Magazinmacher ist man heute gefragt, sich selbst zu fragen «Was will ich wirklich?». Was will ich wirklich der Welt mitteilen und wie kann ich das an ein nachhaltiges Konzept koppeln. Schnell gerät man dabei in Gespräche über das Leben. So auch das Konzept von Quottom: Zwei Lebensthemen beschreiben und mit dem Ausdruck des Lebens, die Kunst, kombinieren.

Students.ch:

Was motiviert Euch, soviel Zeit zu investieren?

Nicolas Walker: Die Motivation ist die Leidenschaft. Das Gefühl, dass man nur schwer in Worte fassen kann. Es fühlt sich einfach richtig an zu diesem Zeitpunkt, weil es Liebe ist. Und was gibt es grösseres?

Students.ch:

Wie konntet ihr Leute wie Startfotograf Walter Pfeiffer, Newcomer-Journalistin des Jahres 2013 Gülsha Adilji oder VICE-Fotograf Evan Ruetsch zum Mitmachen begeistern?

Ruben Feuerer: Uns wird oft gesagt dass man merkt wie viel Leidenschaft und Liebe wir in Quottom stecken. Vermutlich ist es das, was selbst Stars dazu bewegt bei Quottom mitzuhelfen. Man muss es aber einfach auch probieren, denn die Leute kommen nicht auf einen zu. Wenn wir es nicht einfach gewagt hätten, wäre es auch nie soweit gekommen.

Students.ch:

Zu guter Letzt, was wollt ihr bis 2015 erreichen?

Ruben Feurer: Halbjährlich ein Quottom-Magazin herauszubringen und es stetig weiter zu entwickeln. Wir möchten Quottom aber auch Online ausbauen und regelmässig Events veranstalten, bei dem all die Leute zusammenkommen. Finanziell möchten wir bis dann sicher schwarze Zahlen schreiben, aber Ziele bezüglich der Auflage oder so haben wir nicht. Wir werden wie bis anhin einfach machen, machen, machen und dann sehen wohin uns das führt.

Nicolas Walker: Wir wollen ein Magazin schaffen, das authentisch ist. Uns interessiert nicht die Oberfläche, sondern das Leben selbst. Künstlern eine Plattform darbieten.

Students.ch: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit «Quottom».

Bildmaterial: Offizielle Pressebilder
Videomaterial: room84

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