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9. April 2013, 13:46 Kolumnen

Dinge von denen

Marco Büsch - Es gibt viele Dinge, von denen man gar nichts wissen will, um die Ärzte zu paraphrasieren. Aber leider leider müssen sie irgendwann erledigt werden. Eine kurze Liste meiner jetzigen Pendenzen. Warum erledigen, wenn ich darüber schreiben kann?

Es gibt Dinge, die wollen einfach nicht erledigt sein. Wollen. Können. Dinge, die ich nicht mag, die aber, wenn ich sie nicht irgendwann erledige, mich erledigen. Das klingt jetzt ein bisschen pseudo-hochstehend, ein bisschen bemüht oder einfach nur wie eine Ausrede dafür, dass ich eigentlich ein fauler Sack bin, wenn es um die Erledigung bestimmter Aufgaben geht. Aber sind wir das nicht alle ab und zu? Eine kleine Liste der Dinge, die der Erledigung bedürfen:

1) Ich habe vor ein paar Monaten an einem Konzert meine Uhr verloren, weil ich zu fest herumgepogt bin. Zum Glück war sie nicht so teuer, aber leider habe ich mir seither keine Ersatz-Uhr besorgt und das nervt fürchterlich, denn: Ich bin ein Mensch, der gerne weiss, wieviel Uhr nun gerade ist, aber jedes Mal, wenn ich auf mein Handgelenk schaue, sehe ich dort ausser einem weissen Abdruck eines Armbands nichts und dann muss ich mein iPhone hervor nehmen und dann bleibt es natürlich nicht nur beim Auf- die-Uhr-schauen, sondern ich beantworte Mails, whatsapp-Nachrichten, schaue noch kurz auf Facebook vorbei oder lese die News des Tages, so dass irgendwann aus dem kurzen Blick auf die Uhr eine Ewigkeit aufs iPhone-Starren wird. Und irgendwann ist der Akku leer. Oder mein Gegenüber meint, dass ich mich nicht mehr für es interessiere. Dabei wollte ich doch nur kurz nachschauen, welche Uhrzeit wir haben. Die Quintessenz: Ich brauche eine neue Uhr und zwar dringend. Oder bald auch neue Freunde.

2) Meine Steuererklärung ist immer noch nicht gemacht. Sie erledigt sich einfach nicht von selbst. Dabei wäre es so einfach, ich verdiene als Student nicht Unmengen. Andererseits braucht der Staat doch meine Steuererklärung auch nicht unbedingt pünktlich, die Eidgenossenschaft wird auch ohne meine Steuerabgaben noch weiterhin bestehen. Das hoffe ich jedenfalls. Das ist jetzt quasi ein Experiment: Wie lange kann es die Schweiz ohne meine Steuererklärung aushalten? Wobei ich das Gefühl habe, Vater Staat wird dieses Experiment nicht ewig billigen. Aber eigentlich will ich die Steuererklärung schon ausfüllen, nur gibt es da ein kleines Problem, welches in Punkt 3) erläutert wird.

3) Ich habe mein E-Banking-Passwort vergessen. Das ist mir vor Monaten bewusst geworden, als ich das Passwort dreimal hintereinander falsch eingegeben habe und mein Zugang gesperrt wurde. Da war mein Ausflug in die E-Banking-Welt schon zu Ende. Natürlich habe ich nicht unverzüglich ein neues Passwort angefordert, weil ich E-Banking eh nicht mag. Leider habe ich aber meine Bankbelege, die ich für die Steuererklärung benötige, „verhüehnert“ und so brauche ich doch wieder einen E-Banking-Zugang, um mir die Belege dann dort auszudrucken zu können. Jetzt brauche ich nur noch anzurufen. Aber ich habe das irrationale Gefühl, die lachen mich dort aus bei der Bank. Ich habe das Passwort nämlich schon zum dritten Mal vergessen. Vielleicht ist mein Gefühl auch gar nicht so irrational. Sind sowieso doof, die Banken. Bringen mich immer ins Grübeln wie Oswald. Jaja, der war nicht gerade erste Sahne, ich weiss.

4) Irgendwann in der Mitte des letzten Studiensemesters ist es mir aufgefallen: Ich sehe die Power-Point-Präsentationen nur noch sehr verschwommen. Mittlerweile erkenne ich auch die Gesichter entfernt vorbeigehender Personen nur noch schemenhaft und man hat mir auch schon vorgeworfen, ich würde nicht mal mehr grüssen auf der Strasse. Das ist mir dann doch ein bisschen unangenehm und ich war sogar letzte Woche beim Optiker, aber die haben mich nur darauf hingewiesen, ich solle doch zu einem Augenarzt gehen, weil sie mir keine Augentropfen in die Augen tropfen dürfen oder so ähnlich. Jetzt müsste ich nur noch anrufen. Nur. Aber die haben nicht mit meinem Widerwillen und meiner Eitelkeit gerechnet. Dabei würde ich mit einer Brille wahrscheinlich gar nicht so schlecht aussehen, vielleicht sogar intelligenter. Und so ein Augencheck ist ja allgemein keine schlechte Sache, auch wenn es wahrscheinlich einen Siech voll kostet. Vielleicht rufe ich nächste Woche mal an. Ehrlich.

Die Ärzte würden wohl singen, dass das Dinge seien, von denen sie gar nichts wissen wollen und so halte ich es auch ein bisschen. Aber eben: Stell dir vor, es gibt Probleme und keiner geht hin. Dann kommen die Probleme zu dir. In diesem Sinne führt wohl kein Weg daran vorbei, sich auch einmal in den Arsch zu chlüben und solche Dinge hinter sich zu bringen.

Und, was schiebt ihr so für Dinge und Problemchen vor euch her, die schnell mal erledigt sein könnten, aber von euch nicht erledigt werden, aus was für Gründen auch immer?

Kolumne auf ronorp.ch

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Kommentare
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CaNicole
CaNicole 03.05.2013 um 16:35
true story!
zuzh
zuzh 09.04.2013 um 16:41
Tolle Kolumne!

Viele Dinge. Steuererklärung (ich find die Belege nicht mehr), Arztbesuche (die sind immer so schweineteuer und Zeit hab ich auch keine, um hinzugehen), den Frühlingsputz (das Wetter lässt eh zu wünschen übrig, da kann man sich ja überhaupt nicht motivieren), das von meiner Mutter empfohlene Buch lesen (aber ich hab überhaupt keine Zeit, bei all den Dingen, die ich fürs Studium zu erledigen habe), die fürs Studium zu erledigenden Dinge (aber ich sollte doch noch dieses Buch von meiner Mutter lesen) und Telefonanrufe aller Art (bei der Krankenkasse hängt man ewig in der Warteschleife, mein Arzt geht eh nie ran, mit meiner Grossmutter muss ich nur über meinen nicht vorhandenen Freund reden oder darüber, wieso ich nicht Medizin studiere, und mit meiner besten Freundin über eine ihrer diversen Liebschaften).

Aber sobald ich meine Belege gefunden, ein bisschen Geld gespart, mich schönen Wetters erfreut, die Dinge fürs Studium erledigt und das Buch meiner Mutter gelesen habe, werde ich all diese Dinge erledigen und danach so erfreut darüber sein, dass ich mit Freuden das Telefon in die Hand nehmen werde, um alles davon zu erzählen.