Kino: Die Reise zum sichersten Ort der Erde
Stefania Akrabova - Der Film Die Reise zum sichersten Ort der Erde fasst ein sehr aktuelles Thema auf: Atommüll und dessen Entsorgung. Der Filmemacher Edgar Hagen begleitet Schritt für Schritt einen der Führenden Experten zu diesem Thema. Dabei ist ein Dokumentarfilm entstanden, der die richtigen Fragen stellt.
Danach beginnt das Interview mit dem Nuklearphysiker und Protagonisten des Films, Charles McCombie. Dieser lebt und forscht schon seit einigen Jahren in der Schweiz und ist Befürworter der zivilen Nutzung von Atomenergie. Seine Botschaft ist ganz klar: Jedes Jahr sammeln sich Tonnen von hochradioaktivem Atommüll, den man nicht entsorgen kann. Nun sucht Charles McCombie nach einer Lösung für dieses Problem.
Der Filmemacher Edgar Hagen begibt sicher selber auf die Reise, um Antworten auf Fragen zu finden, die der Nuklearphysiker stellt. Er schaut sich nicht nur McCombies Arbeitsplatz in der Schweiz an (eine kilometertiefe Höhle in den Schweizer Alpen), sondern besucht auch Australien, China, Japan, die USA, Grossbritannien, Schweden und Deutschland. In jedem Land stösst Hagen auf verschiedene Menschen mit verschiedenen Meinungen, die zu seinen Interviewpartnern werden. In Deutschland begleitet er eine Gruppe von Atomkraftgegnern, die sich gegen eine Zwischenlagerungsstation in ihrer Nähe aussprechen. Eines ihrer wichtigen Argumente ist das Fehlen eines funktionierenden Abfallsystems.
In China erläutert Hagen, wie die Atomkraft in den nächsten 20 Jahren massiv expandieren wird. In Schweden erklärt sich ein kleines Dörfchen bereit Atommüll zu lagern und erhofft sich dadurch internationales Ansehen. Ihr Argument: „Wenn es wir nicht machen, wer dann sonst?“
Hagen zeigt wunderschöne Naturaufnahmen, zum Beispiel von der endlosen Wüste Gobi oder von einem amerikanischen Reservat. Diese Natur trifft auf Technologie und Mechanik in den Atomkraftwerken. Dieser Kontrast tritt während des Films immer wieder auf und beeinflusst den Zuschauer unbewusst. Denn wie viel schöner findet man nun die Natur, wenn man das komplette Gegenteil davon sieht?
Begleitet wird der Film von der Originalmusik von Tomek Kolczynski, die sich perfekt in den Film integriert. Sie taucht vor allem auf, wenn zwischen Sequenzen kurze Animationen von Schiffen gezeigt werden, die Atommüll abtransportieren. Dadurch bekommt dieses eher schwere und belastende Thema eine unerwartete Leichtigkeit.
Die Reise zum sichersten Ort der Erde stellt wichtige Fragen, ohne jedoch klare Antworten zu geben. Letzteres liegt daran, dass es noch keine passenden Antworten auf die grosse Frage der Atommülldeponie gibt. Das wird durch den Film sehr klar, denn man sieht den Protagonisten Charles McCombie, immer von Hagen begleitet, sehr zielstrebig und optimistisch nach Lösungen suchen. Er wirkt sehr überlegen und intelligent und man hört ihm gerne zu. In der Mitte des Films weicht jedoch der Erzählstrang ein wenig von McCombie ab und der Film beginnt langatmig zu wirken. Sobald man also McCombie aus den Augen verliert, verliert man auch den Überblick über die Handlung. Bald findet die Story jedoch zurück und wieder werden die Probleme und Sorgen des Nuklearphysikers zu den Ängsten des Publikums.
Der Film Die Reise zum sichersten Ort der Erde befasst sich mit einem komplexen und sehr aktuellen Thema. Er packt den Zuschauer mit einem sehr lehrreichen Anfang, dessen Spannung in der Mitte jedoch ein wenig abnimmt, gegen Schluss aber wieder auftrumpft.
Wie schon erwähnt, bietet er keine befriedigende Lösung, aber dies wäre auch zu viel verlangt.
Bewertung: 4 von 5
Am kommenden Sonntag (3. November) findet im Kino Riffraff eine Podiumsdiskussion mit Bastien Girod (Nationalrat), Florian Brunner (Schweiz. Energiestiftung) und Edgar Hagen (Regisseur) statt. Und zwar im Anschluss an die Filmvorführung (11.30 Uhr).
- Titel: Die Reise zum sichersten Ort der Erfde
- Land: Schweiz
- Regie: Edgar Hagen
- Drehbuch: Edgar Hagen
- Protagonisten: Charles McCombie, Marcos Buser, Gregg Butler, Neil Patterson, Bruce McKirdy u.v.m.
- Verleih: Look Now!
- Start: 31. Oktober 2013