Von ABBA bis Zappa ... mit Silbermond
Patrick Holenstein - Silbermond sind längst fest in der deutschsprachigen Musikszene etabliert. Wir hatten ein Blind Date mit Stefanie und Andreas.
Das neue Album von Silbermond heisst «Leichtes Gepäck» und ist eben in den Handel gekommen. Als wir gehört haben, dass die Band für Interviews nach Zürich kommt, war sofort ein Blind Date im Gespräch. Silbermond waren sofort dabei und so trafen wir Stefanie und Andreas zum gemeinsamen Musikhören. Natürlich war nicht nur Musik im Fokus, sondern auch das neue Album, eine Reise nach Kuba und Lampenfieber.
- Künstlerin: Alanis Morissette
- Song: Ironic
- Album: Jagged Little Pill (1995)
Stefanie: (erkennt den Song sofort und lacht): Andreas kann es schon nicht mehr hören...
Andreas: ... doch, doch.
Stefanie: Es ist Alanis Morissette. Ich finde den Song toll. Das ist die erste Single, die ich mir jemals gekauft habe. Für mich war Alanis Morissette sehr prägend. Ich glaube, wenn man als Sängerin anfängt, braucht man jemanden, an dem man sich orientieren kann und das war für mich Alanis Morissette. Ich habe alle Songs nachgesungen und sogar ein bisschen ihren Stil imitiert. Das hat mir erst mal sehr geholfen, mich selbst zu finden und um zu sehen, wo ich hin will. Als die Band entstand, haben wir ja als Cover-Band angefangen. Da habe ich sehr viele Songs von ihr vorgeschlagen und einige haben wir dann auch gespielt.
Du hast kürzlich bei «The Voice» mit einem Talent «Ironic» gesungen. Ich würde dir gerne zwei Fragen zu «The Voice» stellen, die mich sehr interessieren. Erstens: Wenn du so einen Song in den Blind Auditions hörst, den du persönlich liebst, ist da die Versuchung nicht grösser, zu buzzern?
Stefanie: Ja, ich muss mich dann jeweils total zusammenreissen, da hast du tatsächlich Recht. Thomas, unser Gitarrist, hat im Vorfeld gesagt: «Du bist jemand, der voll mit dem Song mitgeht. Pass auf, dass du nicht vergisst, auf die Stimme zu hören.» Das ist durchaus eine grosse Herausforderung, weil die Leute, die da singen, nur 90 Sekunden Zeit haben und du selbst hast auch nur diese Zeit, um zu entscheiden, ob du dich drehst. Manchmal ist es ein Vorteil, wenn du den Song gut kennst. So weisst du genau, wo die Herausforderungen liegen und du weisst «Ok, jetzt kommt noch eine schwierige Stelle» und man wartet noch ab. Aber auf jeden Fall muss man aufpassen, dass man sich da von seiner Liebe zum Song nicht hinreissen lässt.
Und die zweite Frag: Wie gross ist der Gruppendruck, wenn sich links die Fantas drehen und rechts Rea schon steht? Will man da nicht auch sehen, was auf der Bühne passiert?
Stefanie: Es gibt Geschmacksentscheidungen, wo ich ganz genau spüre, dass die Stimme nicht meinem Geschmack entspricht. Die Stimme kann technisch durchaus gut sein, schafft es aber nicht, mich zu berühren. Dann bin ich sehr sicher, dass ich mich nicht unter Druck setzen lasse. Aber es gibt schon die andere Seite, bei der man sich sagt: «Irgendetwas muss die Stimme doch haben, wenn sich alle anderen Coaches umdrehen.» Dann hört man nochmals genauer hin. Das passiert auf jeden Fall.
Dann wieder zurück zu Silbermond.
- Band: Ideal
- Song: Blauen Augen
- Album: Ideal (1980)
Andreas: Ja, Ideal. Wahnsinns-Band mit wahnsinnig tollen Texten. Und sie sind eine Band, die voll ihren eigenen Stil hat. Das ist bemerkenswert. Es ist als Band perfekt, wenn du es schaffst, einen Stil zu kreieren, den kein anderer nachmachen kann, weil du durch deine Eigenart etwas hervorbringst, das mit dir in Verbindung gebracht wird. Deswegen hört man auch sofort, dass es Ideal ist.
Wie schwer ist es dann, so einen Song zu covern? Ihr habt ihn ja damals für die Bravo gecovert.
Andreas: Wir haben es natürlich nicht 1:1 kopiert, weil du so eine Nummer schon mit deinem eigenen Stil interpretieren möchtest. Man hat bei solchen Riesenhits schon Respekt und will dem auch Würde tragen. Deswegen haben wir uns damals im Proberaum eingeschlossen, um diese Version hervorzubringen. Ich habe sie jetzt aber nicht mehr so ganz präsent, weil es schon eine Weile her ist, aber ich glaube, die war ganz ok.
Stefanie: Ich glaube auch, dass die gar nicht so schlecht war.
Habt ihr mal Reaktionen von Annette Humpe bekommen?
Stefanie: Wir waren mit Annette Humpe mal unterwegs. Und zwar waren wir vor etlichen Jahren auf Kuba und haben für Rhythms del Mundo «Symphonie» auf Kubanisch aufgenommen. Dafür sind wir extra zusammen mit Ich + Ich nach Kuba geflogen. Ich + Ich waren ja damals Adel Tawil und eben Annette. Im Flugzeug haben wir uns sehr lange über Musik und deutsche Texte unterhalten und darüber, wie das mit der deutschen Sprache so ist. Das war sehr interessant. Sie ist eine tolle Songwriterin und hat unglaublich viel Erfahrung und so viel mitgemacht, was die deutsche Musikindustrie angeht. Deshalb ist es einfach nur bereichernd, sich mit ihr zu unterhalten. Damals war die Version von «Blaue Augen» aber noch nicht draussen. So direkt haben wir darüber also nicht gesprochen, aber wir durften sie kennenlernen und sie ist ein bemerkenswerter Mensch.
Wie seid ihr denn mit deutschsprachiger Pop-Musik in Berührung gekommen?
Andreas: Das ist eine gute Frage. Als wir angefangen haben, gab es noch nicht so viel deutschsprachige Musik im Radio. Darum war es für viele befremdlich, als wir mit deutschen Texten angefangen haben. Wir wurden oft gefragt: « Wieso macht ihr denn jetzt Deutsch?» und heute ist das so selbstverständlich geworden, dass das keiner mehr hinterfragt. Die Bands, die es damals halt gab, waren Die Ärzte, Die Toten Hosen, Grönemeyer und Echt. Echt haben uns als Band sehr geprägt, weil die jung waren und ihren eigenen Sound und eine eigene Sprache hatten.
- Band: Green Day
- Song: American Idiot
- Album: American Idiot (2004)
Stefanie: (singt sofort mit) Wie bist du auf Green Day gekommen?
Ich habe im Internet eine alte Setlist von euch gefunden. Das war in Winterthur und dort habt ihr diesen Song als Wunsch aus dem Publikum erfüllt. Ich fand die Idee spannend.
(Beide zusammen): Genau, das war die «Wunschlied»-Aktion damals.
Stefanie: Damals hatten wir die Kategorie «Wunschlied» und haben die Leute im Publikum gefragt. Ich habe dann jeweils einen Song ausgesucht, den ich einigermassen gut kannte und den Jungs gesagt «Komm, wir versuchen es.» Das war immer sehr spannend und der Part im Konzert, den man nicht vorhersehen konnte.
Wie ist das eigentlich mit der Erfahrung? Geht ihr gelassener auf die Bühne?
Andreas: Hey, wir sind immer noch total aufgeregt. So wie kleine Kinder oder wie man sich vor der Abi-Prüfung gefühlt hat. Aber es ist auch gut, dass man aufgeregt ist. Das sollte man nur schon aus Respekt vor dem Publikum sein. Wenn du auf die Bühne gehst und denkst: «Ich will lieber nach Hause, ein Bier trinken und Fussball gucken», dann wäre das doof. Die Menschen kaufen sich Tickets und fahren zum Teil mehrere Stunden, nehmen vielleicht sogar Übernachtungen in Kauf. Wir haben echt sehr grossen Respekt, dass die Leute zu uns kommen und darum möchten wir ihnen ein Erlebnis schaffen. Deswegen sind wir immer noch sehr aufgeregt, weil die Leute das wirklich verdient haben.
Habt ihr ein Ritual, bevor ihr auf die Bühne geht?
Stefanie: Wir stellen uns tatsächlich im Kreis auf und haben auch einen Schlachtruf. Inzwischen bin ich so abergläubisch geworden, dass ich die Krise kriege, wenn wir das nicht machen. Das ist so, wie wenn du auf die Bühne gehst und vergessen hast, eine Hose anzuziehen. Das machen wir bis heute.
Andreas: Aber ich habe da so eine neue Idee …
Stefanie: Ah, sehr gut!
- Band: Söhne Mannheims
- Song: Und wenn ein Lied...
- Album: Noiz (2004)
Ihr wart mit den Söhnen Mannheims auf Tour. Was für Erinnerungen habt ihr daran?
Stefanie: Genau. Mit denen haben wir zwei Konzerte gespielt. Das ist aber schon lange her.
Andreas: Wir waren, wenn ich mich recht erinnere, sogar in der Schweiz mit ihnen.
Stefanie: Das kann sein. Jedenfalls haben wir mit ihnen gespielt. Und wir haben auch mal mit Xavier (Naidoo, Anm. der. Red.) gearbeitet. Wir hatten einen gemeinsamen Song auf einem unserer Alben. Überhaupt sind die Söhne Mannheims eine tolle Truppe. Wir denken, dass schon wir vier als Gruppe schwer zu organisieren sind. Da denke ich mir: «Um Gottes Willen, wie machen das wohl die Söhne Mannheims?» Auf jeden Fall sind sie Weggefährten, die wir gerne auf Konzerten oder Open-Airs treffen und mit denen es immer lustig ist.
- Band: Undiscovered Soul (Heute: The Souls)
- Song: Run Baby Run
- Album: Yellow
Ihr selbst habt eine Zeit lang lokale Bands ins Vorprogramm geholt. Undiscovered Soul waren 2012 im Hallenstadion Support. Macht ihr solche Aktionen immer noch und wie wählt ihr die Bands aus?
Stefanie: Ja, wir haben das die letzten Jahre gemacht. Wir haben einen Aufruf gestartet und gesagt «Wir kommen in eure Stadt, wenn ihr eine Band seid, dann schickt uns per Mail Links zu euren Sachen oder hängt ein paar Songs an und wir gucken uns das dann an». Das war in den letzten Jahren echt super. Wir wissen aber noch nicht, wie wir das bei der nächsten Tour machen. Vielleicht haben wir auch Lust, eine Band für längere Zeit mitzunehmen. Das kann ja auch toll sein. Dass wir vielleicht eine Band, die gerade im Anlauf ist, auf Tour nehmen und ihnen die Chance geben, mal in ein paar verschiedenen Städten zu spielen. Wir selbst hatten früher viele Leute, die uns die Chance gegeben haben, irgendwo zu spielen und uns eine Plattform gegeben haben. Wir finden den Gedanken schön und wollen das auch versuchen.
Jetzt habt ihr gerade ein neues Album eingespielt. Geht ihr heute anders an ein Album heran als noch zu Beginn eurer Karriere?
Andreas: Man geht immer anders heran. Dadurch, dass man Erfahrungen sammelt und diese etwas mit einem machen. Da passiert von der Seele und vom Körper her etwas und deswegen gehst du immer anders an eine Platte heran. Bei diesem Album war es speziell, weil wir nach dieser langen Zeit, in der wir doch schon dabei sind, gemerkt haben, dass gewisse Dinge bereinigt werden mussten. Wir waren sehr gefangen in unserem System und mussten wieder ein bisschen ausbrechen. Es gab einen Punkt, an dem wir nicht wussten, ob wir überhaupt nochmals eine CD aufnehmen und da muss man sich wirklich Gedanken machen, wieso das so ist. Wir haben danach ein paar Dinge geändert, um dieses Album schreiben zu können. Deshalb sind wir wirklich sehr, sehr froh und demütig, dass wir es machen konnten. Betrachtet man das alles, sind wir sehr stolz, dass wir die Platte jetzt in den Händen halten können.
In «Das Leichteste der Welt» singst du, Stefanie,: «Du schaust so widerlich glücklich aus. / Was man hört, lebst du jetzt im Bilderbuch». Wie leicht fallen euch solche kraftvollen Metaphern? Kommen die plötzlich unter der Dusche?
Stefanie: Ich glaube, wir haben uns mehr denn je mit der Sprache an sich und mit dem Wort beschäftigt und fanden es wahnsinnig spannend, nicht gleich die erste Idee, nicht gleich das erste Bild, das einem einfällt, zu nehmen, sondern vielleicht die dritte, vierte Variante. Mit Worten lässt sich so viel machen. Es kann unheimlich stark sein, wenn du das Wort direkt benutzt. Widerlich. Das ist so ein krasses Wort. Wir hätten an der Stelle auch «Du siehst so doll glücklich aus» sagen können, aber das Wort widerlich zu nehmen bewirkt, dass es sofort unter die Haut geht. Klar, man ist ja auch sauer oder wütend in so einem Moment. Es war dieses Mal sehr spannend, sich auf diese Worte zu konzentrieren und sich darauf zu stürzen, um damit zu spielen.
Dann habe ich gelesen, dass ihr in Nashville aufgenommen habt. Wie kam das?
Andreas: Das war auch für uns überraschend. Wir haben zehn Jahre im gleichen Studio aufgenommen. Im gleichen Raum. Wir kannten jede Pore des Leders der Couch und brauchen einfach diese Veränderung. Unser Produzent hat Nashville vorgeschlagen und wir dachten: «Oh Gott. Nasville. Uiih». Aber die Idee gefiel uns dann doch ganz gut und es war ein befreiender Gedanke, mal woanders hinzukommen. Es war tierisch! Du kannst dich nur noch auf die Musik konzentrieren. Wir waren von zehn Uhr morgens bis Mitternacht im Studio und konnten einfach Musik machen. Uns war wichtig, dass wir eine wertige Platte mit einem wertigen Bandsound machen konnten und dort hatten wir die Möglichkeit, wirklich live einzuspielen. Wir haben das zuvor noch nie gemacht und es war für uns ein komplett neues Erlebnis. Zudem hatte die Geschichte etwas Bereicherndes, weil wir nicht so unseren Gewohnheiten nachgehen konnten und dadurch anderen Rahmenbedingungen ausgesetzt waren. Deshalb klingt die Platte so, wie sie klingt. Das lässt sich jetzt schwer beschreiben, aber für uns war es ein tolles Erlebnis. Es ist auch eine spannende Stadt. Gerade für Musikliebhaber.
Für Countrymusik muss es eine sehr spannende Stadt sein.
Andreas: Nicht einmal nur Country. Natürlich ist der Country dort wichtig, aber es gibt auch sonst sehr viele gute Bands und die Stadt ist sehr musikaffin. Das hätte ich so nie erwartet, oder? (guckt Stefanie an)
Stefanie: (nickt) Ja, dort ist es echt ganz toll.
- Künstlerin: Sarah Brightman
- Song: One Day Like This
- Album: Dreamchaser (2013)
Andreas: Sarah Brightman?
Genau. Wie fühlt sich das an, wenn man einen Song wie «Symphonie» aus dem Mund von Sarah Brightman hört?
Stefanie: Das war verrückt. Sie hat uns im deutschen Fernsehen bei einer Preisverleihung gesehen und dort haben wir «Symphonie» mit einem Orchester gespielt. Daraufhin hat sie gesagt, dass sie den Song toll fände und gerne einen englischen Text dazu schreiben würde. Wir haben gesagt: «Klar, wenn wir kurz über den Text schauen dürfen, natürlich gerne.» Warum auch nicht? Als ich das erste Mal ihre Version gehört habe, war das auf eine Art befremdlich, weil es natürlich ein ganz anderes Genre ist. Danach fand ich es mit jedem Mal immer schöner, weil es einfach toll ist, wenn so eine grossartige Sängerin und Künstlerin einen Song wie unseren so weit in die Welt hinaus trägt und ihn nochmals ganz neu interpretiert.
Andreas: Verrückt war auch, dass Linda Perry, die ja für Pink schreibt und produziert, den Text für die Version von Sarah Brightman geschrieben hat. Es hat uns schon ein bisschen stolz gemacht, dass jemand, der all diese Megahits geschrieben hat, unseren Song interpretiert.
Wird man sich als Künstler irgendwann bewusst, wenn ein Song so losgelöst wird und plötzlich in anderen Sprachen und anderen Ländern funktioniert?
Andreas: Es ist lustig, dass sie den Titel behalten hat. Ich habe das mal ein wenig verfolgt und da war sie in mexikanischen Sendungen und hat das gesungen. Manchmal standen dann da unsere Namen darunter, weil zum Teil angegeben wird, wer die Musik komponiert hat. Das hat uns total gefreut, dass es so international funktioniert. Wer weiss, vielleicht kommt wieder einmal jemand. Wie wäre es mit den Foo Fighters oder Coldplay? (beide lachen)
- Band: The Boomtown Rats (mit Bob Geldof)
- Song: I don’t Like Mondays
- Album: The Fine Art Of Surfacing (1979)
Bob Geldof hat das Live 8 (globales Benefizkonzert an mehreren Orten auf der ganzen Welt; es ging um den Kampf gegen die Armut in der dritten Welt. Anm. der. Red.) im Jahr 2005 organisiert. Ihr wart auch dabei.
Stefanie: Ja, waren wir und es war eine wahnsinnig krasse Veranstaltung. Es waren wirklich alle mit dabei und wir durften da auch spielen. Es waren so grosse Massen, die damals nach Berlin gekommen sind. Wir hatten am selben Tag noch einen Auftritt, was bedeutete, dass wir relativ schnell wieder abfliegen mussten. Wie viele andere Bands und Künstler auch. Es ist bemerkenswert, wie man so einen Anlass auf die Beine stellen kann und wie so viele Künstler für eine gute Sache zusammenstehen.
Andreas: Da waren damals auch Queen dabei.
Habt ihr Bob Geldof rund um das Live 8 eigentlich getroffen?
Andreas: Nein, das war damals ja auf der ganzen Welt. So viel ich weiss, war er gar nicht in Berlin. Gesehen haben wir ihn nicht. Aber da war ja so viel los hinter der Bühne. Wie ein Ameisenhaufen war das. Von der Organisation her war das so krass, aber echt beeindruckend, denn da waren ja Millionen von Menschen auf der Strasse. Grosser Respekt für den Aufwand, der dort betrieben wurde.
Ihr habt ja generell als Band eine soziale Seite. Wie wichtig ist euch soziales Engagement?
Stefanie: In allererster Linie ist uns wichtig, Mensch zu sein. Wir wollen das gar nicht an die grosse Glocke hängen. Wir haben in der Vergangenheit Sachen an den Stellen getan, wo wir geglaubt haben, dass wir mit unserer Musik helfen können. Das hat oft funktioniert und es waren viele wichtige Projekte dabei. Das finden wir toll. Oft haben uns aber die Fans dabei geholfen und uns unterstützt. Man darf auf keinen Fall vergessen, dass die Fans ja auch toller Träger von der Botschaft sind, die wir mitbringen. Es ist egal, ob man Musiker ist oder Bäcker oder Journalist, ich glaube, im Kleinen kann jeder von uns schon sehr viel tun. Wichtig ist es, bei sich selbst anzufangen und zu sehen «Was kann ich als Mensch tun?». Selbst wenn es nur ein ganz kleiner Teil ist.
Habt ihr auch negative Reaktionen darauf bekommen?
Stefanie: Wenn man als Band eine klare Botschaft hat und für etwas einsteht, zum Beispiel sagt: «Wir sind klar gegen Rechts!» und wir engagieren uns ja stark gegen Rechts, arbeiten zum Beispiel mit «Laut gegen Nazis» in Deutschland zusammen, dann gibt es natürlich immer Leute, die das nicht so sehen. Aber dann bin ich ehrlich gesagt froh, dass diese Leute unsere Einstellung kennen und dann brauchen die sich auch nicht die Mühe machen extra auf unsere Konzerte zu kommen.
- Künstler: Udo Lindenberg
- Song: Ein Herz kann man nicht reparieren
- Album: Ich will dich haben (1991)
Ihr habt mir Udo Lindenberg zusammengearbeitet. Wie ist die Arbeit mit Udo?
Stefanie: Udo! (lacht)
Andreas: Einer der besten Menschen der Welt. Unglaublicher Typ. Man denkt immer, er sei so in seiner eigenen Welt, aber er ist sehr wach und sehr, sehr hell. Total inspirierend für mich. Für mich war einer der schönsten Momente in unserer Karriere, als wir mit ihm «Alles klar auf der Andrea Doria» gespielt haben. Das war live bei einem Radiosender. Das macht mich unfassbar stolz und ich freue mich immer wieder, wenn wir ihn sehen. Auch ein ganz toller Musiker und immer mit vollem Herz dabei.
Stefanie: Ja, da kann ich nur zustimmen.
Ihr habt ja neben Udo Lindenberg mit sehr vielen Künstlern gearbeitet. Mit wem würdet ihr gerne noch zusammenarbeiten?
Stefanie: Das ist eine gute Frage. (überlegt) Ich fände es toll, mal etwas mit Herbert Grönemeyer zu machen. Aber ich bin ja ein grosser Fan von Dingen, die sich spontan ergeben, das sind oft die schönsten Begegnungen. Ideen, die unverhofft sind und irgendwo in einem Backstage-Bereich passieren, wenn man gerade ein Bierchen trinkt, zusammensitzt und sagt: «Lasst uns doch morgen mal treffen und gucken, was passiert.» Dabei entstehen oft die schönsten Geschichten.
- Künstler: Tom Lüneburger
- Song: Losing You
- Album: Head Orchestra (2015)
Andreas: (erkennt den Song sofort) Ein grossartiger Mensch. Seine Band, MyBalloon, hatte damals einen riesigen Einfluss auf uns und uns stark geprägt. Nur schon, wie sie ihre Sachen instrumental umgesetzt haben, dafür sind wir total dankbar. Wir haben ihn später mit auf Tour genommen. Das war sehr schön. Wir hatten da eine kleine Bühne im Publikum, auf der Tom und Stefanie einen Song spielten, den sie als Duett herausgebracht haben. Das war auch für die Leute sehr schön, weil es trotz der grossen Hallen ein intimer Moment war und sehr viel Energie hatte. Das war schön zu beobachten. Lustigerweise habe ich das schon länger nicht mehr gehört, aber vor ungefähr einem Jahr haben wir zusammen mit einem Kumpel das Video dazu gedreht.
Das warst du, gell?
Andreas: Genau. Der Tom musste dann sogar teilweise nackt sein und es war witzig, ihn dazu zu überreden, dass er ein bisschen seinen Popo zeigt. Noch dazu musste er ein wenig rumknutschen. Das war echt ein lustiger Dreh. Wir haben damals in Berlin eine Nacht durchgedreht und er musste viel trinken. Ich glaube, das sieht man ihm ein wenig an. Er hat mir schon ein wenig leid getan.
Machst du regelmässig Videodrehs?
Andreas: Ich habe das für ihn gemacht. Wir hatten ihn im Verlag und so hat sich das ergeben. Ein Freund von uns hat mit Film zu tun und besitzt eine Produktionsfirma und so hat sich das zusammengefügt, dass wir das zusammen gemacht haben.
Damit sind wir am Ende. Danke, dass ihr den Spass mitgemacht habt.
Silbermond - Leichtes Gepäck
- Silbermond sind am 25. Mai 2016 im Hallenstadion in Zürich.
- Weite Infos zur Band gibt es auf ihrer Website.