Hancock
Christina Ruloff - Will Smith ist ein Superheld – und was für einer! Wir hätten ihm in diesem Sommerspass gerne länger zugesehen, und auf die leider typisch amerikanische Sentimentalität verzichtet. Superhelden, das sind Altruisten mit übermenschlichen Kräften, die ständig Gutes tun, Bösl...
Superhelden, das sind Altruisten mit übermenschlichen Kräften, die ständig Gutes tun, Böslinge hinter Gitter bringen und kleinen Kindern ein Glace schenken, oder? Hancock bestätigt unsere Vorurteile nur bedingt. Er schläft mit einer Flasche Jim Beam auf der Parkbank den letzten Kater aus und wenn ihn ein Junge daran erinnert, dass es eigentlich seine heilige Superheldenpflicht wäre, üble Verbrecher zu stellen, winkt er ärgerlich ab. Dass ihn der Bubi dann aber als Asshole bezeichnet, passt ihm gar nicht in den Kram und so waltet er widerwillig seiner Pflicht - und zerstört bei seiner Rettungsaktion schnell mal noch die Autobahn und so ein paar lächerliche Häuser, die ihm im Weg gestanden sind. Die ach so undankbare Bevölkerung tobt, doch was geht das alles Hancock an? Nichts! Er sitzt in einer Bar und nippt an seinem Drink. Doch da kommt ein wirklicher Gutmensch auf die Idee, Hancocks Image aufzupolieren...
Kein Problem für Will Smith! Wenn das Leben nur auch so leicht in den Griff zu kriegen wäre, wie kleinere Autounfälle.
Was natürlich lustige Szenen, komische Gesichtsausdrücke von Seiten Will Smith’ und pure fun zur Folge hat. Will Smith schaut man einfach gerne zu und es ist ziemlich egal, ob er nun auf Zombiejagd geht oder eben umerzogen werden muss. Denn zu Beginn des Film ist der Titelheld ein ziemlicher Kotzbrocken, der übliche Superhelden wegen ihres Kostüms als „gay“ bezeichnet, kleinen Kindern ihr Glace wegnimmt oder eben den gestrandeten Walen der Meere dieser Welt nicht wirklich weiterhilft. Man würde Smith gerne beim Herumalbern und Sich-Integrieren zuschauen, nur macht die Handlung im neuen Film von Peter Berg (Very Bad Things) plötzlich eine Hundertachtziggrad - Kehrtwende und wird ganz unangenehm ernsthaft. Dann fallen nämlich die für Superhelden-Filme obligaten Fragen nach der eigenen Identität an und es wird Superhelden - Ahnenforschung betrieben: Was bin ich und woher komme ich? Warum bin ich so allein auf Erden?
Warum muss in amerikanischen Filmen immer alles erklärt und psychologisiert werden? Warum geht es nicht ohne Pseudotiefgang? Nicht dass Smith nicht wunderbar ernsthaft, betroffen und kulleraugentraurig dreinschauen könnte, nicht dass Charlize Theron nicht toll aussieht, nicht dass Jason Bateman nicht tragischkomisch wäre, aber eigentlich wollen wir im Sommer Spass und einmal im Jahr wirklich herzhaft mit Will Smith lachen können! Daher ist Hancock zwar ein lustiger und unterhaltsamer Film, krankt aber an der gezwungenen Dramatik in der zweiten Hälfte.
Bewertung: 3 von 5
In Kürze ist fertig mit lustig: Dann wird ernsthaft und amerikanisch über den Sinn des Lebens und die Liebe und die Einsamkeit und alles so Wichtige geredet. Und dann lachen wir wieder, weil sich alles so gut gelöst hat!
- Titel: Hancock
- Land: USA
- Dauer: 90 Minuten
- Regie: Peter Berg
- Darsteller: Will Smith, Charlize Theron, Jason Bateman
- Release: 3. Juli 2008
- Verleih: Walt Disney Studios Schweiz