Wenn die Nacht zum Tag wird
Michael Heger - Das Melt!-Festival hat sich während der letzen Jahre in der europäischen Festivallandschaft als erfolgreicher Schmelztiegel zwischen Indie und elektronischer Musik etabliert. Neben der aussergewöhnlichen Kulisse übertrumpft das Line Up der 11. Ausgabe so manches andere Festiv...
Björk und Franz Ferdinand sind nur zwei Gründe, um einmal einen Blick über den Schweizer Festivaltellerrand zu werfen und den langen Weg nach Ferropolis nahe des wittenbergischen Kleinorts Gräfenhainichen auf sich zu nehmen. Beide Künstler sind dieses Jahr auf keiner Schweizer Bühne zu sehen und spielen deutschlandexklusiv in der Stadt aus Eisen. Ferropolis, das stillgelegte Tagebauwerk, eingebettet in den Gremminer See, dient heute als Industriemuseum und Veranstaltungsort. Zwischen riesigen alten Baggern findet hier in einzigartigem Ambiente einmal im Jahr das Melt!-Festival statt.
Vor der Hauptbühne des Melt!-Festivals
Es sind weniger die so genannten "Headliner" als das handerlesene Gesamtprogramm zwischen Indie, Electro, Minimal, Pop und Hip-Hop, welches jährlich tausende von Musikbegeisterten aus aller Welt anlockt. Namen wie Adam Green, Roisin Murphy, The Notwist oder Stereo MC’s sollten dem geneigten Musikhörer ein Begriff sein. Andere Acts wie Dillon, Fujiya & Miyagi, Sascha Funke oder The Mitchell Brothers gehören eher zu den Geheimtipps.
Wer sich die Zeit nimmt, das Line Up in seiner Breite einmal näher unter die Lupe zu nehmen, wird den einen oder anderen ungeschliffenen Diamanten entdecken, der bei hiesigen Radiostationen gleich von vornherein im Abfalleimer landet: Hervorragende Musik fernab des Mainstreams (Battles) aber auch Sound, der mit dem Mainstream flirtet (Hot Chip) und sich trotzdem meilenweit vom radiotauglichen Einheitskram abhebt. So treffen in Gräfenhainichen dieses Jahr Indie-Bands wie die Editors, The (International) Noise Conspiracy, Los Campensinos oder Navel auf Electro Acts mit Namen wie Alter Ego, Boys Noize, Gus Gus und Efdemin.
Auch im Jahre 2008 gibt es wieder mehrere Musikspecials, wie etwa das Baile Funk-Special zu begutachten. Diese in den 90ern in den Favelas von Sao Paulo entstandene Musikform wird am Melt! von Künstlern wie MC Gringo oder DJ Beware vertreten. Ein weiteres Special findet der Fan digitaler Musik auf dem Red Bull Music Academy Floor in Form des Metalheadz-Specials rund um die Drum ‚n’ Bass-Ikone Goldie.
Die Kulisse
Bezüglich elektronischer Musik kommt in Ferroplis ohnehin keiner zu kurz. Findet man ausnahmsweise einmal sowohl Mainstage, Gemini Stage und Melt!-Club von anderen Musikrichtungen besetzt, macht sich der Partygänger auf zur Big Wheel Stage, wo DJs wie Modeselektor, Steve Bug, Henrik Schwarz oder Ellen Allien die gleichzeitig stattfindende Loveparade in Dortmund alt aussehen lassen. Und wer morgens um sieben, wenn das Programm auf der Halbinsel langsam seinem Ende zugeht und die Sonne bereits wieder bedrohlich hoch am Himmel steht immer noch nicht genug hat, begibt sich zum Sleepless Floor. Dort findet sich die Möglichkeit den ganzen Tag hindurch mit anderen Schlaflosen das Tanzbein zu schwingen. Auch hier sind die DJs nicht weniger namhaft. Oliver Koletzki und Tobias Lützenkrichen sind zwei Namen die Bände sprechen.
Lützenkirchen, welcher mit einem Spasstrack für Freunde über Nacht die Charts stürmte, steuert sowohl Motto als auch Hymne zur diesjährigen Ausgabe des Festivals bei: „3 Tage wach!“. Der Sonntag mit Björk als Highlight und Bands wie Hot Chip oder Get Well Soon im Gepäck kommt gegenüber letztem Jahr als dritter Tag hinzu und das Programm an diesem Tag etwas ruhiger daher. Dies scheint wohldurchdacht, denn nach drei Tagen wach, liegt jeder flach. In diesem Sinne: „Pille, Palle, alle Pralle, Druff, Druff, Druff, Druff, Druff“. Es lebe der Hedonismus! Einer noch grösseren, noch längeren und noch besseren Party in einer einzigartigen Umgebung steht nichts mehr im Weg.
Das kompette Line Up:
Alter Ego | Tomas Andersson | Battles | Björk | Blackmail | Blood Red Shoes | Bonde do Role | Booka Shade | Gui Boratto | Boys Noize | Steve Bug | Burger/Voigt | Caspa | Cobblestone Jazz | The Cheapers | Commix | The Count & Sinden (live) | Crookers | dEUS | Dillon | DJ Beware | DJ Supermarkt | Doc Scott | Does It Offend You, Yeah? | David Dorad | Dúné | Editors | Edu K | Efdemin | Ellen Allien | Empro | Fabiano | Len Faki | Fotos | Franz Ferdinand | Friendly Fires | Fujiya & Miyagi | Sascha Funke | Get Well Soon | Goldie | Adam Green | Gus Gus (live) | Daniel Haaksman | Hercules And Love Affair | Hot Chip | The (International) Noise Conspiracy | Jack Tennis | Mathew Jonson | Mathias Kaden | Kakkmaddafakka |Karrera Klub | Markus Kavka | King Kong Klub | Kissy Sell Out (live) | Klee | Oliver Koletzki | Ladyhawke | Late Of The Pier | Les Ÿper Sound | Lightspeed Champion | Los Campensinos | Luna City Express | Lützenkirchen | M.A.N.D.Y. | Philipp Maiburg | Alexander Marcus | Marcus Meinhardt | MC Glacius | MC Gringo | MC Kemo | MC Lowqui | MEN (Le Tigre DJs) | The Mitchell Brothers | Miss Platnum | Miss Kittin & The Hacker | Modeselektor | Møenster | Mr. Oizo | Róisín Murphy | Mutlu | Kate Nash | Navel | Neon Neon | The Notwist | Operator Please | PeterLicht | Renato Ratier | Revolver Club | Robyn | Rummelsnuff | Say Hooo! | Henrik Schwarz | Shir Khan | Sick Girls | Sick Sinus | Skream | Stereo MCs | Storm | Team Recorder | Supermayer | Superpunk | The Teenagers | Deize Tigrona | Tobias Thomas | Turbostaat | Die Türen | Uffie & Feadz feat. Technotronic | Markus Welby | The Whitest Boy Alive | Why? | The Wombats | Zoot Woman