Review: Live at Sunset: Ben Harper
Christina Ruloff - Wo ist eigentlich Ben Haper? Die üblichen Fotografen vor der Bühne schauten etwas entnervt hin und her. Da sass er aber schon lange vor dem Klavier, singt leise, fast zärtlich den ersten Song und die Fans freuten sich sichtlich und hörbar. Ganz unauffällig war Ben Harper mit...
Das Besondere bei Ben Harper ist wohl das Gefühl, die Intensität, die er in die Songs steckt. Gerade ein Song wie Excuse me Mr. (der leicht kitschig und sentimental wirken könnte: „Excuse me Mr. can't you see the children dying? You say that you can’t help them Mr. your not even trying“) wird so nicht nur erträglich, sondern berührend. Harper reckt hier die rechte Faust in die Luft und ging selbst so richtig mit, dass man nur bewundernd zuschauen konnte. Die Lichtshow tat ihr Übriges zur Atmosphäre.
Bedauerlicherweise haben die nettesten Künstler die schrecklichsten Fans. Der Grossteil der Zuschauer war natürlich begeistert und genoss die Stimmung, jubelte und klatschte. Rechts oben auf der Tribüne tanzte sich eine besonders enthusiastische Gruppe durch das ganze zweistündige Konzert. Andere konnten aber den Mund nie halten, und brüllten zwischen den Songs oder auch in die Lieder hinein. Harper – sichtlich gestört, wenn auch mild amüsiert – erklärte, eigentlich müssten alle Zuschauer ein Mikrophon haben. Dann wäre es richtig fair. Noch besser wäre es, jeder Fan hätte einen Elektroschock, um die Band auf der Bühne zu erziehen (Harper zuckte theatralisch zusammen). Eigentlich, schloss er gegen Ende des Konzerts, gebühre der Elektroschock aber nur ihm, damit er das Publikum massregeln könnte!Dass und wie er das Konzert trotz allem genoss – gerade den Aspekt, das Publikum zu sehen und die Reaktionen wahrzunehmen, zu winken etc –, war aber offensichtlich: Fast alle Lieblingslieder (Fight Outta You, Better Way, Diamonds On the Inside, Lifeline) wurden gespielt, besonders schön war In the Colors. Jedes Mitglied der Innocent Criminals kam zu einem tollen Solo, besonders geschätzt wurde natürlich die Percussion. Und Harper selbst gab in der zweiten Zugabe ein irres und langes Gitarrensolo, das wild beklatscht wurde. Kurz – es war ein schönes Konzert, ein echtes Ben Harper-Konzert eben.
Abschliessend kann man (wieder einmal) nur zu einem Schluss kommen: Die Live at Sunset-Reihe ist ein absoluter Gewinn für Zürich und ein Traum für jedes Publikum. Gerade mit dem vielfältigen Programm (Seal, Ben Harper, Kris Kristofferson, Züri West) lockt Live at Sunset immer neue und andere Fans aufs Festival. Und dass die Dolder - Eisbahn eine stimmige Atmosphäre ist, wurde mehr als nur offensichtlich. Da bleibt nur eines – die Vorfreude aufs nächste Live at Sunet im Jahr 2009!