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18. August 2008, 16:05 Movie

Happy-Go-Lucky

Christina Ruloff - Ist denn das die Möglichkeit? Mike Leigh macht für einmal einen richtig lustigen Gute-Laune-Film! Der Preis dafür ist allerdings hoch: Die traditionellen Stärke Leighs – die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Leben der Unterschicht Grossbritanniens – bleibt auf der Str...

Ist denn das die Möglichkeit? Mike Leigh macht für einmal einen richtig lustigen Gute-Laune-Film! Der Preis dafür ist allerdings hoch: Die traditionellen Stärke Leighs – die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Leben der Unterschicht Grossbritanniens – bleibt auf der Strecke.

Poppy ist Grundschullehrerin, Single, Anfang dreissig und schon fast obszön gut gelaunt: Sie nimmt das nicht immer lustige Leben so wie kommt und lacht es sich solange an, bis es ihr gefällt. Ist ein Buchhändler extrem miesepetrig, macht sie ein paar Scherze; regt sich ihre beste Freundin über die verantwortungslosen Eltern auf, die ihre Kinder immer nur vor die Spielkonsole setzen, anstatt mit ihnen in den Park zu gehen, ergreift sie Partei für die sicherlich arg geschafften Erziehenden, die einfach zu müde von der Arbeit sind. Und wird ihr das Velo geklaut, sieht das Poppy als Wink des Himmels, endlich Fahrstunden zu nehmen. Das Leben könnte es ihr einfach machen, doch wo wäre da der Spass: Ihr Fahrlehrer entpuppt sich natürlich als paranoider, übelgelaunter und auch noch gewalttätiger Verschwörungstheoretiker. Aber mit ein bisschen Freundlichkeit und einem Lachen sollte sich auch Scott zu einem angenehmen Mitmenschen wandeln...

Einmal Fahrstunden mit Eddie Marsan... oder vielleicht lieber doch nicht?

Fast! „Ich mach' mir die Welt - Widdewidde wie sie mir gefällt!“ – das funktioniert auch nur bei Pippi Langstrumpf; aber das Leben in Nord-London ist nun mal kein Ponyhof und auch kein Wunschkonzert und so rennt Polly zum ersten Mal seit langem gegen eine Wand. Das stört sie nicht weiter, weil ihre Art von guter Laune das Leben sehr viel angenehmer macht, als die negative Haltung ihrer kleinen Schwester oder die resignierte Art der besten Freundin.

Man sieht der sympathischen Sally Hawkins gerne zu, wie sie ihre Umwelt ostentativ und mutwillig verwirrt und sich mit ihrem Fahrlehrer Eddie Marsan zankt. Nur leidet Happy-Go-Lucky mehr noch als andere Mike Leigh-Filme an der frappanten Handlungsarmut. Es passiert nämlich wie so oft im echten Leben schlicht nichts weiter. Poppy tut dies und jenes und irgendwann ist der Film fertig. Erkenntnisgewinn, Spannung, Wandel gibt es kaum. Freunde leichter Komödien werden an Happy-Go-Lucky ihre helle Freunde haben. Anhänger Mike Leighs vermissen jedoch die Auseinandersetzung mit dem anderen, vergessenen Grossbritannien abseits von Piccadilly Circus und Buckingham Palace; die sozialen Problemen kommen hier einfach zu kurz. Poppys „Abenteuer“ allein vermögen leider trotz charmanter Einfälle kaum länger als eine Stunde zu unterhalten.

Bewertung: 3 von 5

Sally Hawkins' Poppy ist super sympathisch und unterhaltsam, leider aber nicht mehr.

  • Titel: Happy-Go-Lucky
  • Land: GB
  • Regie: Mike Leigh
  • Darsteller: Sally Hawkins, Eddie Marsan, Nonso Anozie
  • Verleih: Monopol Pathé
  • Release: 21. August 2008
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