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9. Juli 2007, 00:00 Movie

DVD der Woche: Snow Cake

Christina Ruloff - Alan Rickman trifft im kanadischen Nirgendwo auf Sigourney Weaver, die eine Autistin spielt. Umwerfende Dialoge und tolle schauspielerische Leistungen - ein kleiner, ganz grosser Film! Sie liebt den Schnee und gibt sich dem Moment und nicht den gesellschaftlichen Höflichkeitsflo...

Alan Rickman trifft im kanadischen Nirgendwo auf Sigourney Weaver, die eine Autistin spielt. Umwerfende Dialoge und tolle schauspielerische Leistungen - ein kleiner, ganz grosser Film!

Sie liebt den Schnee und gibt sich dem Moment und nicht den gesellschaftlichen Höflichkeitsfloskeln hin: Die grossartige Sigourney Weaver als Linda.

Es gibt wohl kaum einen Schauspieler, der genervter oder abweisender aussehen kann als Alan Rickman und sein Alex ist tatsächlich genervt und abweisend. Irgendwo in einer Autoraststätte im kanadischen Nirgendwo liest er einen Selbsthilfe-Bestseller, in der Hoffnung... na ja Hilfe zu finden. Da setzt sich die geschwätzige Vivienne (Emily Hampshire, einfach wunderbar) neben ihn und erzählt ihm, dass sie schon den perfekten Titel „The Bleeding Child Within“ für ihren ersten Selbsthilfewälzer gefunden habe. „I don’t know yet what particular area of pain and misery I’m gonna focus on“, fährt sie im gespielt ernsthaften Tonfall weiter und nervt natürlich grandios.

) und wird mitgenommen.

Es sind Szenen wie diese, voller einfacher und umwerfender Dialoge und toller schauspielerischen Leistungen, die Snow Cake zu einem grossen Vergnügen machen. Natürlich will Vivienne von Alex mitgenommen werden, und natürlich nervt sie solange, bis er sie mitnimmt. Die Idylle währt jedoch nicht lange. Ein unachtsamer Lastwagenfahrer verursacht einen Unfall, bei dem Vivienne stirbt. Alex fühlt sich verständlicherweise schuldig und möchte der Mutter sein Beileid aussprechen. Er war auf alles gefasst, nur nicht auf Linda (Sigourney Weaver absolut top), die von Trauer und Wut nichts wissen will, sondern sich Gedanken macht, wer den Müll am nächsten Dienstag rausbringt. Und überhaupt will sie sich lieber am Moment, am wunderbaren Schnee freuen.

) versteht die Welt nicht mehr und lernt sie und sich selbst neu kennen.

Autismus nennt sich die Krankheit, und da wir alle „damals diesen Film gesehen haben“ (wie es die schreckliche Nachbarin ausdrückt), wissen wir ja auch, wie man mit dieser Sache umzugehen hat. Hollywood, das die überkandidelten Betroffenheitsfilme im Akkord herstellt, hat dieses Problemfeld schon lange abgegrast. Snow Cake ist aber eine britisch-kanadische Produktion und umschifft daher all diese Klischees souverän und humorvoll. Stattdessen zeigt der Film ein anderes Leben, das andere Akzente setzt und anders – nicht aber besser oder viel schlechter! – funktioniert. Und Alex, der sich in Vergangenem und Selbstmitleid zu ersäufen droht, findet in Linda nicht nur eine starke und aufrichtige Persönlichkeit („die erste Person, vor der ich mich nicht zu rechtfertigen brauche!“, stöhnt er erleichtert), sondern schafft es sogar, Abstand von sich selbst zu gewinnen und sich ein wenig zu verändern. Niemand verändert oder läutert sich in diesem kleinen grossen Film total, aber die Figuren machen kleine Schritte und werden zu guten, alten Bekannten, die man gerne auch sonst treffen würde. Kurzum, ein schöner, schön gefilmter Film.

Die DVD verfügt über eine deutsche und eine englische Tonspur, und leider nur über deutsche Untertitel. Das Bonusmaterial ist aber reichlich und von hoher Qualität und es lohnt sich für einmal wirklich, sich alle Interviews und alle deleted Scenes anzuschauen, denn man erfährt einiges über Film, Entstehung vom Drehbuch und die Hauptdarsteller.

Bewertung: 5 von 5

das Drehbuch zugeschickt, weil er beim Lesen sofort an sie gedacht hat.

Originaltitel: Snow Cake

Land: UK, CN

Genre: Drama

Dauer: 107 Minuten

Regie: Marc Evans

Darsteller: Sigourney Weaver, Alan Rickman, Carrie-Anne Moss, Emily Hampshire

DVD-Verleih: Impuls

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