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16. Juli 2007, 00:00 Movie

DVD der Woche: Angelockt

Christina Ruloff - Endlich wird das Erbe des grossen Regisseurs Douglas Sirk belebt... und wie! Der Film Noir Angelockt aus dem Jahre 1947 wirkt für Sirk ungewohnt leicht, dafür umso charmanter und humorvoll. Die Polizei tappt im Dunkeln - wunderschön von Douglas Sirk bebildert!London in der Na...

Endlich wird das Erbe des grossen Regisseurs Douglas Sirk belebt... und wie! Der Film Noir Angelockt aus dem Jahre 1947 wirkt für Sirk ungewohnt leicht, dafür umso charmanter und humorvoll.

Die Polizei tappt im Dunkeln - wunderschön von Douglas Sirk bebildert!

London in der Nachkriegszeit wird von einer Serie unheimlicher Morde heimgesucht; junge Frauen verschwinden noch und noch und die Polizei unter der Ägide von Inspektor Harley Temple (Charles Coburn, exakt wie man sich einen englisch Detektiv vorstellt: rundlich, sympathisch aber etwas langsam) tappt im Dunkeln. Der einzige Hinweis, der den mysteriösen Bekenntnisbriefen zu entnehmen ist, ist die Baudelaire-Leidenschaft des Mörders. Er ist ganz offensichtlich besessen vom Gedanken, dass eine Frau ihre wahre Schönheit erst im Tod erreicht!

Die patente Amerikanerin Sandra ( Lucille Ball) arbeitet in einem Tanzlokal. Als ihre naive und gutgläubige Freundin in den Kontaktanzeigen ihren vermeintlichen Traummann gefunden hat und darauf verschwindet, kontaktiert sie die Polizei und wird daraufhin prompt als Lockvogel engagiert. Sie soll alle möglichen Anzeigen beantworten, so viele Interessenten wie möglich treffen und den potentiellen Mörder ausmachen. Eine Reihe absurder und amüsanter Dates nimmt ihren Lauf, bei denen Sandra immer wieder auf den Nachtclubbesitzer Robert Fleming (George Sanders als cooler Snob) trifft. Dieser ist beeindruckt von der leicht zickigen und sehr unabhängigen Frau und hängt sich wie eine Klette an sie. Unterdessen treffen neue Briefe im Baudelaire - Stil ein, die Bezug auf Sandra nehmen...

hat einen umwerfenden Aufritt als verrückter Modeschöpfer!

Zugegeben: Der aufmerksame Zuschauer weiss schon nach gut einer Stunde, wer all die hübschen Frauen umbringt... was nicht weiter erstaunt; Filmpsychopathen sind schon vor 60 Jahren auffällige Irre mit einem Spleen gewesen. Der Spass liegt denn auch auf einer anderen Ebene: Der Film ist nicht nur in schönstem Schwarz-Weiss gefilmt und bedient sich dementsprechend aller traditioneller Stilmittel des Gruselfilms (das im Kamin vor sich hinlodernde Feuer weist auf Schlimmes hin!)... er ist vor allem schrecklich unterhaltsam und amüsant. Sirk ironisiert nämlich liebevoll alle beteiligten Charaktere: Ein verrückter Modeschöpfer träumt noch wie vor von einer vertanen Modeschau und lässt Sandra als Modell vor applaudierendem Publikum bestehend aus einem Hund und einer Holzpuppe auftreten. (Boris Karloff macht seine Sache grandios.) Ein weiterer Höhepunkt ist der Klassikfanatiker, der mit der Taschenpartitur in der Hand das ganze Konzert mitdirigiert und entsetzt die Flucht ergreift, als ihn Sandra anspricht. Und der super-coole Clubbesitzer stellt sich mit seiner Blasiertheit derart dumm an, dass er zum Hauptverdächtigen mutiert.

zeigt den Männern, wo's lang geht.

Lucille Ball stiehlt als resolute Heldin und starke Frau aber allen die Show. Wie sie all den Irrwitz souverän pariert, ist einfach umwerfend. Ball selbst war die grosse Filmkarriere nicht vergönnt, doch sie machte sich als eine der wenigen Frauen im Filmbusiness selbstständig und hatte in den 50er und 60er Jahren eine sehr erfolgreiche, parodistische Fernsehshow. Ihr zuzuschauen, wie sie alle Männer an der Nase herumführt, macht einfach grossen Spass!

Angelockt ist denn auch weniger ein Film Noir, als ein köstliches Feelgood-Movie, das man gerne wieder und wieder schaut. Und die hinreissende Komödie beweist, dass Douglas Sirk, der unbestrittene König der Gesellschaftsdramen der 50er Jahre, einfach jedes Filmgenre meistert!

Bewertung: 5 von 5

Originaltitel: Lured

Land: USA

Genre: Drama

Dauer: 102 Minuten

Regie: Douglas Sirk

Darsteller: Lucille Ball, George Sanders, Charles Coburn, Boris Karloff

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