Keine Allgemeinbildung an der Uni
16.09.2009 à 18:48
Heute waren also die Bundesratswahlen. Die Wahl war zwar nicht überaus spektakulär, aber für einen Studenten in der Schweiz ein Muss, live am Radio oder am TV mitzuverfolgen. Jedoch war es mir bis gestern ein Rätsel, wie ich das wohl am besten machen sollte. So überlegte ich es mir ernsthaft, die Schule zu schwänzen. Nur mit unserem überaus tollen Absenzsystem von maximal zweimal fehlen konnte ich mir diesen Gedanken gleich aus dem Kopf tun. Schliesslich entschied ich mich für das Natelradio. Die Idee war eigentlich ganz gut, an der Ausführung happerte es aber ein wenig, war nämlich gerade unterwegs zur Schule, als die ersten Wahlgänge in vollem Gang waren; und wie es im Emmental mit den x Höger so ist, konnte ich gerade einen Lokalsender empfangen. Also, nach dem zweiten Wahlgang: "Jetzt wurde gerade der zweite Wahlgang ausgezählt, das Resultat hören Sie dann nach dem Lied von...". Und so etwas erlaubt sich dieser Typ bei einer Bundesratswahl!!! Völlig unmöglich! Bei keinem Match würde so etwas gehen, aber eben, wer unsere Regierung ist, ist wohl weniger wichtig... und zwar nicht nur dieser Lokalsender, sondern auch die Uni ist ein super Beispiel für diese Interessenlosigkeit. Oder warum haben wir ganz normal Vorlesungen, ohne auch nur ein Wort über die Wahlen zu verlieren? Hmm... irgendwie tragisch... und dann heisst es plötzlich, die Miss Schweiz Kandidatinnen würden diesen und jenen Bundesrat auf Bildern nicht erkennen. Nur die Miss CH Kandidatinnen? Glaub ich nicht. Zum Beispiel hatte ein Kollege im Militär in einem Test alle Bundesräte und die dazugehörigen Parteien aufschreiben müssen. Als ihm der Vorgesetzte danach einen ZS (Zusammensch***) verpasste, meinte er: "Ich habe heute das erste Mal gehört, dass es eine BDP gibt. Wie hätte ich das wissen können?" Und zum Schluss noch dies: Campusgirls und Uniboyswahlen. Wurden doch die Studis gefragt, wer im Bundesrat sei, wer davon der Präsident sei usw. Resultat: ein wenig besser als bei den Miss Schweiz Kandidatinnen, aber befriedigend? Nein! Eine Kollegin hatte Internet auf dem Natel und ging dann den noch offenen Fragen sofort auf die Spur, andere liess es kalt. Ich würde sagen: "Chapeau an diese googlende Kollegin." Schliesslich muss man sich noch irgendwo informieren, wenn die Uni ihren Bildungsauftrag verpasst. Jetzt für alle, die es bis jetzt noch nicht interessiert hat: Der neue Bundesrat heisst Didier Burkhalter, ist aus dem Kanton Neuenburg und von der FDP. Übrigens der Typ auf dem Bild wäre dann er (Foto von reuters).