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Liebesleben

In einer Beziehung

das gute alte China....

29.01.2007 um 20:27

Ich bin keine Feministin. Ich kam in dieser unseren Welt bisher immer gut als Frau zurecht und stieß selten an irgendwelche Grenzen. Und wenn, dann konnte ich mich immer behaupten. Oder ich habe elegant weggehört und mir meinen Teil gedacht. Weil ich genau wusste, dass eine Diskussion keinen Sinn macht und ich sowieso bald nichts mehr damit zu tun habe.

Das Dumme ist, dass nicht alle Frauen dieser Welt sich diesen Luxus leisten können. Manche müssen protestieren, um ein erträgliches Leben führen zu können. Oder sie protestieren gar nicht erst, sondern nehmen alles hin, was ihnen angetan wird. Hier kommt dann doch mein Feminismus ins Spiel. Obwohl man nicht mal von Feminismus sprechen kann, es geht nämlich allgemein um menschliche Würde, um Menschenrechte.

Ich habe vor Kurzem einen kurzen Essay von Donna Leon gelesen. Dachte bisher, sie könnte nur halb politisch angehauchte Kriminalromane schreiben, aber dem ist nicht so. In „Latin Lover. Von Männern und Frauen“ beschreibt sie verschiedene heikle Situationen zwischen Mann und Frau mit einer sehr direkten, überzeugten Art. Vielleicht politisch unkorrekt, aber ganz sicher nicht abwegig. Einer hat mich besonders beschäftigt und deswegen will ich ihn hier mal aufschreiben. Aber Vorsicht: Nichts für sanfte Seelen, absolut wut- und ekelerregend!

 

„Pornographie

Ich muss gestehen, dass ich wie viele Frauen mit Pornographie nichts anfangen kann. Das heißt, der Gedanke daran ist für mich in keiner Weise erregend, weder sexuell noch intellektuell. Zweifellos liegt das ebenso sehr daran, dass ich im Amerika der fünfziger Jahre aufgewachsen bi, wie an irgendwelchen edlen Grundsätzen meinerseits. Wer kann sich schließlich Mamie Eisenhower beim Betrachten unanständiger Bilder vorstellen? Ich habe nie einen Pornofilm gesehen – außer Terminator 1 – und mir nie die Fotos in einer der berühmten Zeitschriften angesehen – oder die Artikel dazu gelesen. Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich Pornographie missbillige: Meine Unwissenheit schließt ein Recht auf eine Meinung aus.“

 

>>Schon mal dieser letzte Satz ist ja wohl sehr intelligent: Wie viele Menschen kauen heutzutage irgendwelche Meinungen nach, ohne jemals einmal selbst nachgedacht zu haben, ohne auf nur fähig zu sein, sich selbst eine Meinung zu bilden?! Wer meint nicht alles, Bescheid zu wissen über ein Thema, das ihn nie tangiert hat? „Unterschätze nie die Macht dummer Leute, die einer Meinung sind“ ist ein anderer weiser Spruch. Lieber keine Meinung als eine, die irgendwo aufgegriffen wurde, ohne Hintergrundwissen. Dann lieber nicht Bescheid wissen, aber dazu stehen. Ich glaube, dass so schon einige Katastrophen hätten verhindert werden können.... Weiter im Text:

 

„Einmal allerdings musste ich im Zusammenhang mit Nachforschungen für ein anderes Projekt etwas Derartiges lesen, und so las ich denn, man höre und staune, chinesische Pornographie aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Nun, man würde doch denken, wir seien alle gleich, und allen dienten die gleichen Dinge als sexuelle Stimulation also könnte es so eine Art kulturübergreifenden Schatz am erotischen Teilen oder Handlungen geben, nicht wahr? Dem ist nicht so.

Nach allem, was ich an chinesischer Pornographie und über sie las, ist das erotische Objekt Nr.1 für chinesische Männer (wer schreibt denn schon über die erotischen Objekte der Frauen?) - ja, erraten! – das winzige Füßchen, dieses verstümmelte, stinkende, zusammengeschnürte Anhängsel, Idealgröße 8cm, und ohne das brauchst du gar nicht erst ans Heiraten zu denken, mein Kind. Gewöhnlich waren es die Mütter oder Tanten, die das den kleinen Mädchen antaten, wenn sie drei Jahre alt waren: Die Zehen wurden unter die Fußsohle gebogen und mit eigens dafür angefertigten Verbänden festgebunden, die man nur zum Waschen abnahm, vielleicht um Eiter oder Blut herauszuwaschen und sie dann sofort durch neue zu ersetzen. Sich die Schmerzen auszumalen, bedarf es keiner weiteren Erklärung und schon gar keiner Phantasie. Sie dauerten ein Leben lang.“

 

>>Kurze Verschnaufpause für alle, die sich, so wie ich, jetzt schon halb übergeben müssen. Aber es kommt noch schlimmer:

 

„Die Ergüsse der Männer in Betrachtung dieser faulenden Knospen, die zum Epizentrum erotischen Fetischismus wurden, stehen den verschleierten Exzessen des Roman de la Rose kaum nach, auch wenn ihnen die Eleganz dieses Versepos fehlt. Hören sie mal zu: ‚Immer wenn ich ein Mädchen die Schmerzen des Füßebindens erleiden sehe, denke ich an die Zukunft, wenn die Lotusblüten auf meinen Schultern ruhen oder ich sie in den Händen halte und mein Begehren überströmt und unbeherrschbar wird.’ Was das heißt, wissen wir doch alle, nicht wahr, Mädels? Oder dieses kleine Juwel: ‚O kleines Füßchen! Ihr Europäer könnt nicht verstehen, wie erlesen, wir süß, wie erregend es ist! Die Berührung der Genitalien mit dem kleinen Fuß ruft im Mann einen unbeschreiblichen Grad der Wolllust hervor, und liebeserfahrene Frauen wissen, dass es unter allen chinesischen Aphrodisiaka kaum eine bessere Methode gibt, um die Glut ihres Liebhabers zu schüren, als seinen Penis zwischen ihre Füße zu nehmen.’

 

(>>Jetzt kommt ein Teil, der so widerlich ist, dass ich ihn überspringe.)

 

„Engagiertere Feministinnen als ich haben argumentiert, dass Pornographie die Frauen erniedrigt, weil ihr eigentlicher Zweck die Erniedrigung von Frauen ist, auf der nur allzu bekannten Grundlage körperlichen Leidens. Wenn man all diesen chinesischen Schund liest, merkt man, dass die Texte in Wirklichkeit Betrachtungen über die Hilflosigkeit der Frauen sind, eine Hilflosigkeit, die sie voll und ganz der männlichen Begierde ausliefert. Die Chinesen gelten als schlau, und hier sind sie es gewiss, denn sie haben aufgeräumt mit den hässlichen klirrenden Ketten und Handschellen, den Knoten und Schnüren. Nicht nötig, die Frau ans Bett zu ketten, wenn sie nicht laufen kann.

Ich möchte gern glauben, das heutzutage die meisten Menschen, gleich welchen Geschlechts, das alles ziemlich abscheulich finden, weshalb mich ebenso wie sie eigentlichen chinesischen Texte die Art und Weise, wie westliche Gelehrte sich bis weit in unser Jahrhundert hinein über die Sitte ausgelassen haben. In The Sex Life of Foot and Shoe von 1976 kann man lesen: ‘Die Chinesen betrachteten den gebundenen Fuß als den erotischsten und begehrenswertesten Teil der gesamten weiblichen Anatomie.’ Man beachte den niedlichen Gebrauch des Gattungsbegriffs ‚Chinesen’. Ich möchte gern die Chinesin kennen lernen, die gebundene Füße erotisch fand. Das Buch erwähnt auch die ‚Unannehmlichkeiten, gegen die das heranwachsende Mädchen eine gewissen Immunität entwickelte’. ‚Unannehmlichkeit’, um Gottes Willen! Und woher will er das überhaupt wissen? Wurden ihm je die Füße gebunden? Ein anderer Gelehrter vertrat die Meinung, das Füßebinden nehme den Frauen ‚das Interesse an Tanz, Fechten und anderen beliebten körperlichen Betätigungen’. Klar, zum Beispiel am aufrechten Stehen, Gehen und Laufen. Einer beklagte, dass das Füßebinden der ‚schönen und alten Kunst des chinesischen Tanzes’ ein Ende gemacht habe. Muss man noch darauf hinweisen, dass es auch der noch älteren Kunst chinesischen Zufußgehens ein Ende machte?

Ich überlasse Ihnen die Entscheidung darüber, was schrecklicher ist. Ist es schlimmer, jungen Mädchen so etwas anzutun, oder den Brauch als unbedeutend abzutun, da es ja letztlich sowieso egal ist, was Frauen widerfährt? Letzten Endes ist der Unterschied wohl ziemlich gering. Bevor ich mich für das eine oder andere aussprechen müsste, ich glaube, ich würde mir lieber Deep Throat ansehen gehen.“ Gute Entscheidung.

 

Ist eigentlich sehr schade, dass mein erster Blog sich diesem Thema widmet. Aber es hat mich dermaßen wütend gemacht, dass ich es irgendwie loswerden wollte...

Ich möchte unbedingt noch anmerken, dass ich diesen Text keinesfalls als allgemein männerfeindlich empfinde oder ihn hier abschreibe, um generell gegen Männer aufzuhetzen. Auch nicht gegen die chinesischen. Ich hoffe, das wurde auch nicht so verstanden. Männer sind toll! Meistens jedenfalls. Es sind zum Glück nicht alle so unglaublich pervers (obwohl es natürlich genug andere solcher „Traditionen“ gibt, Beschneidung ist allen ein Begriff...)

Nun ja, das Thema ist verdammt dramatisch, aber ich hoffe, dass es noch mehr Leute gibt, die das so sehen und dass dieser ganze Scheiß irgendwann aufhört.

Damit man sich wieder des Lebens freuen kann. Das kann nämlich eigentlich wunderbar sein!

In diesem Sinne allen eine gute Woche voller hoffnungsvoller Gedanken!

Sophia

 

 

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