Sex und Kultur in Zürich
20.08.2009 um 18:16
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Finanzmetropole Zürich und ihre Wohnproblematik
«Zürich hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer Global City entwickelt. In den Global Cities konzentrieren eine derjenigen Städte, in denen Globalisierung produziert wird.
Global Cities basieren auf zwei sehr unterschiedlichen ökonomischen Sektoren: Auf der einen Seite steht ein verflochtenes und komplexes Netzwerk von leitenden Funktionen der globalisierten Ökonomie, eine sogenannte "headquarter economy". Dazu gehören Banken, Versicherungen, Hauptsitze von globalen Konzernen und die unterschiedlichsten Beratungsunternehmen. Rund ein Viertel aller Arbeitsplätze in der Stadt Zürich zählen heute zu diesem Sektor. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die unterschiedlichsten prekären und schlechtbezahlten Jobs, ohne die eine Global City nicht funktionieren würde: Büros reinigen, Hilfsarbeiten durchführen oder persönliche Dienstleistungen verrichten. In überduchschnittlichem Masse arbeiten Immigranten und Frauen in solchen Jobs.
Diese polarisierte Ökonomie hat konkrete Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. In einer Global City prallen die unterschiedlichsten Menschen und Funktionen aufeinander, die sich alle in dieser Stadt ihren Platz suchen.
Für Unternehmen der headquarter economy kann Zürich grosse Vorteile anbieten: Dazu gehört neben einer hochwertigen urbanen Infrastruktur vor allem auch die räumliche Nähe zu einer grossen Zahl und Vielfalt von verwandten Unternehmen: Trotz Internet und Telekommunikation spielen auch heute noch direkte, persönliche Kontakte zu anderen Unternehmen und zu Kunden eine wichtige Rolle. Zudem wird die Rolle der Städtischen als Imagefaktor immer wichtiger: Viele Unternehmen wollen ihren Kunden und Mitarbeiterinnen mit einer Lage in den In-Quartieren der Stadt, wie z.B. Zürich-West, demonstrieren, dass sie zukunftsorientert, weltoffen und am Puls der Zeit sind.
In einer Global City suchen auch viele Menschen eine Wohnung. Für die wohlhabenden Bevölkerungsgruppen ist das Wohnen im Einfamilienhaus im Grünen schon lange nicht mehr die einzige erstrebenswerte Alternative. Neue urbane Lebensstile haben sich entwickelt, bei der die Ambiance des Städtischen zu einem wichtigen kulturellen Wert und auch zu einem Statussymbol geworden ist. Zudem ist Zeit eine knappe Ressource, und an zentralen Lagen findet sich eine Vielzahl von Einrichtungen, die einem vielbeschäftigten Menschen das Leben erleichtern können.
Aber auch für Menschen, die in wenig qualifizierten Jobs mit tiefen Einkommen arbeiten, kann eine Wohnung an zentraler Lage eine wichtige Rolle spielen: Insbesondere für Immigrantinnen und Immigranten bildet die Stadt mit ihren vielfältigen Möglichkeiten, mit ihren sozialen Netzen und mit ihren öffentlichen Räumen eine nicht zu unterschätzende soziale Ressource.
Deshalb drängen viele Menschen ins Zentrum von Zürich, Wohnraum wird knapp, die Mietzinsen steigen. Die Wohnungsnot in Städten wie Zürich hat immer zwei Seiten: Es gibt erstens zu wenig Wohnungen, und es gibt zweitens zu wenig günstige Wohnungen. Die Wohnungsfrage ist also eine eminent soziale Frage: Sie entscheidet, wer Zugang zu den sozialen und ökonomischen Ressourcen der Stadt hat, und wer davon ausgeschlossen bleibt. Die Stadt ist ein umkämpftes Terrain, auf dem die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Interessen aufeinanderprallen.
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