Züri Echo
18.08.2006 um 19:58
Tagblatt der Stadt Zürich vom 18. August 2006
Das isch Züri!
Ich bin bei meinem letzten Eintrag von Herr (Frau?) Lehmann darauf hingewiesen worden, dass zuviele Klischees in ebendiesem Eintrag seien. Nun ich nehme das als Kritik ernst und betreibe nun mit diesem Eintrag ernsthafte Kulturkritik. Und zwar ist mir gestern das "Tagblatt der Stadt Zürich" in die Finger geraten. Ich habe dieses Ding etwas genauer unter die Lupe genommen und komme jetzt nicht umhin etwas darüber zu schreiben.
Auf der Frontseite (!) gibt es das "Züri Echo". Eine Box, wo aufgebrachte Städter ihren Dampf ablassen können. So zum Beispiel Rose:
"Was soll das mit der Rumpelkiste 13?! Habt ihr Angst, sie kippt aus den Schienen? Die VBZ können neue Wagen kaufen und einsetzen. Wer aber bezahlt das Ganze? Natürlich die Fahrgäste. Die erhöhen dann einfach mitz einem Grinsen im Gesicht sämtliche Fahrpreise. Scheint, das ihr das so wollt!" Rose Uff, das ist vielleicht dicke Post. Was will uns Rose genau sagen? Scheiss VBZ? Scheiss Memmen, die Angst haben, dass das Tram aus den Schienen fliegt? Scheiss Rumpelkiste? Scheisswelt? Wer kann es genau sagen. Scheint das Rose das so will!
Dann das zweite Züri Echo: J.B. bedankt sich bei einem Velofahrer, der ihm geholfen hat sein Pannenauto von der Strasse zu schieben. Die Autofahrer haben nicht geholfen. Ein Sinnvoller Kommentar, finde ich. Jemandem zu danken ist sinnvoll. Doch dann der letzte Satz: "Den anderen (Autofahrer die nicht geholfen haben Anm.d Verf.) möchte ich nur sagen: Wartet nur ab bis ihr auch einmal Hilfe braucht (ihr Wixer Anm.dVerf.)!"
Und das auf der Frontseite einer Tageszeitung!
Weiter gehts im Text: Auf der Frontseite noch eine Story über den Abzug der Schimpansenfamilie aus dem Züri Zoo: "Abschied von Toni und seiner Bande!" Ja da gibts nix einzuwenden. Findet jeder Herzig.
Auf der Seite drei dann: "Das Tagblatt ging schnell essen". In dieser Rubrik wird kurz und bündig über ein Restaurant berichtet. Wieso eigentlich schnell? Egal! Heute war ein Restaurant mit orientalischen Spezialitäten an der Reihe. Es gibt so eine Auflistung: Gegessen: Blabla, Getrunken:(da war nebst Wein auch das Mineralwasser vermerkt, was sehr aufschlussreich ist) Gewartet: 2min. bis zur Karte, 18min zur Vorspeise (warum keine Sekundenangabe?) Bezahlt: Blablabla, Service: sehr freundlich sprach aber (!) nur wenige Brocken Deutsch (wie nachlässig!), Interieur: Orientalisch (...) aber trotzdem blitzte (!) die schweizer Bürgerstube durch (Jassteppich an der Wand? Aromat und Maggi auf dem Tisch?), Atmosphäre: entspannt, da wenig Betrieb (Und mit Betrieb? Unenntspannt?). Fazit: Empfehlenswert, wenn man nicht zu hohe Ansprüche hat (So wie das Tagblatt).In der Spalte daneben ist die "Wohnen" Rubrik untergebracht und die beginnt so:
Vier Wände, in denen man sich wohl fühlt, strahlen eine vertraute Atmosphäre aus und sind mit wohnlichen Accessoir ausgeschmückt. Interio präsentiert neue Möbelserien und Wohnaccesoires, die individuell miteinander kombinierbar sind.
Was ist mit wem ausgeschmückt? Was ist mit fünf Wänden? Wer strahlt was aus? Wohnliche was? Wie individuell sind Möbelserien schon wieder?
Weiter: Ein ziemlich gute Buchbesprechung (muss auch gesagt sein)! Auch die Kinokritik ist gut. Dazwischen viel Werbung und Kleinanzeigen?
Dann die Todesanzeigen: H.S., 90, Gewerbeverein Schwammendingen, B.E. 56, Hauswart und Siegrist der Kirche in Höngg, A.F. 70, zu Hause an der Bullingerstrasse 1.
Der Hammer auf der letzten Seite: Die Finalistinnen der Miss-Schwanger-Wahl werden vorgestellt. Unterstützt vom Letzipark -wo übrigens auch der Final stattfindet-, Coiffina und natürlich dem Tagblatt der Stadt Zürich.
Das isch Züri! Proscht!