Bildkompetenz ist eine schwierige Kompetenz, schwer fasslich. Bilder sind immer gestellte Kompositionen, Momentaufnahmen, die von Perspektiven, Lichteinfällen und inneren Gestimmtheiten abhängig sind, ganz wesentlich. Eine objektive Betrachtung eines Bildes gibt es also nie, leider oder auch nicht. Ob es eine neurobiologische Grundlage der Wahrnehmung und damit auch der Kunst gibt, ist eine noch nicht geklärte Frage. Sicher gibt es da Universalien, die interkulturell in durchaus analoger Weise interpretiert werden. Interessanterweise gibt es sowas wie eine Biologie der Schönheit, was Folgen hat. Gewisse Harmonien in Gesichtern werden in allen Kulturen als harmonisch und damit als schön und begehrenswert beurteilt. Die Frage, ob das gut ist, ist eine schlechte Frage, weil sie auf der biologischen Ebene wirkt. Nein, Kunstgenuss ist sicher nicht nur Biologie. Biologie spielt aber immer eine tragende Rolle, weil der Mensch gleichermassen in die Reihe der Säugetiere gesetzt werden muss. Kunst ist aber, wenigstens im besten Fall, Kultivierung der Sinne und damit eine Fähigkeit, die den Menschen auszeichnen könnte. Biologie, so scheint mir, scheint aber wieder an Terrain zu gewinnen...auch über die Plastische, die nur dem Partnermarktwert dient und von schablonenartigem Charakter ist! Sehe ich da was aus der falschen Affenperspektive?
Bildmanipulation verliert viel von ihrem Schrecken, wenn das Bild als Konstrukt gesehen werden. Das schöne Porträt ist mehr als blosse Abbildung der äusseren Physiognomie eines Menschen, es ist ebenso eine Landkarte der Seele des Menschen und seiner Wirkung auf sein Lebensumfeld. Das Dreiecksverhältnis Mensch – Porträt – Künstler lebt von dem sich Einfühlen können in die Seele des Anderen. Daran hat auch die Fotografie und das Internet nichts geändert. Letzteres scheint aber Auswüchse zu fördern, unter dem Schleier der Anonymität Rollenspiele auf böse Art auszuleben, dies belegen die leider zunehmend gehässigen Kommentare in dieser Students Welt. Ich meine, die „wild-west“ Zeiten des Internets sind vorüber, es ist doch längst erwachsen geworden! Bildkompetenz bleibt darin eine Schlüssekompetenz, ohne Frage.
Tja, eine gute Frage wird da in den Raum gestellt. Nicht ganz einfach ist deren Beantwortung, weil die Dinge komplex zu sein scheinen. Grundlegend ist ein Portrait sicher immer eine spezifische Art der Bildgestaltung. Realität kann nur partiell abgebildet werden, weil real immer Bewegungen eine tragende Rolle spielen. Auch können Bilder bearbeitet, gezielt manipuliert oder für hirnrissige Zwecke missbraucht werden, wie uns hier eine gewisse Abnaki bzw. TUQUOQUE so schön zeigt! Bilder mahnen zur Vorsicht, ansonsten man hinter das Licht geführt wird! Ob es da dunkel ist oder wird?
Die Natur in der Tat liebe ich, zumal sie eine natura naturata ist, die auch unabdingbare Grundlage jeder Menschlichkeit oder Menschwerdung des Menschen ist. Wer in die Künstlichkeit vor sich selber flieht, verliert die vitale Essenz, verliert die existenziellen Zwischentöne, d.h. die tatsächliche Lebensqualität jenseits der monetären Illusionen, die als sekundären Totenkult angesprochen werden müssen. Ja, wo Natur, Kultur und Kunst zu einer Einheit werden, vulkanoid verschmelzen gewissermassen, ist Lebensqualität da. In der postmodernen Fragmentierung des Seins hingegen ist wachsendes Werden kaum mehr möglich. Was für ein bodenloses Ungeheuer kann der Mensch werden, ja, das ist so, wenn monetäre Sanktionen zur vermeintlich sinnlichen Sinnstiftung werden! Nachdenken hat keinen fixen Preis, wobei der Gewinn immer grenzenlos ist