Simon im Brocki - Das Outfit
Simon Knopf - Der perfekte Tag für ausgedehntes Rumlungern in einem Brockenhaus: es regnet in Strömen und das Seminar an der Uni ist ausgefallen. Ich beschliesse deshalb in mein Lieblingsbrocki zu gehen: das Brockiland an der Steinstrasse. Lieblingsbrocki aus dem einfachen Grund, dass dieser...
Lieblingsbrocki aus dem einfachen Grund, dass dieser Laden in einer ehemaligen Tiefgarage in einem Hinterhof liegt. Wenn man auf den zwei schummrigen Parkebenen zwischen unzähligen Regalen voller Zeugs herumschleicht und immer wieder neue Schätze in irgendwelchen Nebenräumen findet, fühlt sich dies ein bisschen wie ein Enid Blyton-Abenteuer an. „Wir sind die Fünf Freunde, Julien und Dick, Anne und George, und Timmy der Hund…“.
In der Hofeinfahrt kommt mir ein Typ entgegen, der im Brockiland gerade fünf Camping-Kühltruhen erstanden hat. Als ich an ihm vorbeigehe, fällt ihm eine unter dumpfem Plastik-Poltern zu Boden. Ich frag mich, wofür er wohl so viele Kühltruhen braucht. „Illegaler Organhandel“, schiesst es mir durch den Kopf, und ich gehe, leise für mich lachend, die Rampe runter ins Brocki.
Nach einem – über die Jahre ritualisierten – Rundgang durch sämtliche Ebenen und Räume kommt mir plötzlich eine Idee, nach was ich suchen könnte. Kürzlich habe ich in der Roten Fabrik einen Typen gesehen, dessen Outfit mir gefiel: Jeans, graues Jackett und einer dieser Opa-Hüte, die im letzten Jahr beinahe von allen getragen wurden. Doch bei ihm sah es nicht nach Mode-Diktat aus, sondern eigenwillig und cool. Auf in die Kleiderecke!
Dort treffe ich auf die üblichen Verdächtigen. Ein älterer Herr prüft die Sohle eines Bergschuhs und vor einem der Spiegel steht eine Frau Mitte Vierzig, spricht mit sich selber und probiert eine Windjacke an, die wohl eher zu Schimanski passen würde. Gut zwanzig Minuten pflüge ich mich durch vier Reihen von muffigen Jacketts aus sämtlichen modischen Un-Jahrzehnten, ohne ein einziges zu finden, dass mir nur halbwegs sitzen würde. Einmal mehr wird mir vor Augen geführt, wie unterschiedlich Menschen gebaut sind. Zu lang, zu breite Schultern, zu lange Ärmel, Kartoffelsack…
Die Mittvierzigerin steht mittlerweile, wieder irgendwas murmelnd, mit einem Mantel da, welcher der vierschrötigen Irma Bunt aus "On Her Majesty's Secret Service" stehen würde. Just als ich etwas enttäuscht kapitulieren will, sticht mir mitten im Gewühl von karierten, gelben und gestreiften „Tschöpe“ ein unscheinbarer, grauer Ärmel ins Auge. Der Anfang meiner Glückssträhne! Das Jackett sitzt wie angegossen. Herren Globus, nicht schlecht! Kurz darauf stosse ich in der Hut-Kiste auf einen braunen Borsalino, der, oh Wunder, auf meine Rübe passt. (Ich musste mir kürzlich eine Baseball-Kappe in Kindergrösse kaufen!) Im Schuhgestell finde ich schliesslich noch ein Paar echte Bowlingschuhe mit „Rental Only“ Aufschrift. Die werde ich aus Jux kaufen.
Mein neues Outfit stellt sich als wahres Schnäppchen heraus. Jackett für 8, Hut für 2 und die Bowlingschuhe für 3 Franken. Und wie das halt so ist, führe ich den neuen Look gleich am Abend noch aus. Nach gut 200 Meter merke ich, dass die Schuhe wirklich nur für die Kegelbahn gedacht wären und von allen Seiten Wasser reinlassen. Doch der Rest ist super. Ich fühle mich wie eine Mischung aus Tom Waits und Indie-Musik-Bohemien. Vielleicht sollte ich mich ein Weilchen nicht rasieren und mit dem Rauchen anfangen.
Als ich etwas später wieder nach Hause komme, treffe ich auf den Besitzer des türkischen Ladens im Haus nebenan. Er guckt auf meinen Hut und sagt dann in gebrochenem Deutsch: „Du siehst aus wie ein Musiker.“ Morgen kaufe ich Zigaretten und werde Rockstar!
Da hab ich 3/4 meiner Wohnung zusammen gefunden und meines Kleiderschranks. Zum Beispiel hatte ich schon traumhafte, alte Chanel Broschen, Louis Vuitton Taschen Koffer und Panama Hüte gekauft. Und das beste daran: es ist unglaublich billig!
Chans der nume empfehle. Isch jede Samstig, vo 14ni bis 16ni offe, (usserd schuelferie) und S18-Station "Zollikerberg"
gruess und vill glück