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4. März 2009, 11:49 Kultur

Interview mit Stéphane Lambiel

Silvan Gertsch - Am 16. Oktober 2008 sind sie verletzungsbedingt überraschend vom Spitzensport zurückgetreten. Wie geht es Ihnen heute? Haben Sie sich von Ihrer Verletzung erholt?Stéphane Lambiel: Nein. Wenn ich beispielsweise zwei Tage nicht aufs Eis gehe, spüre ich im Training danach wieder...

Am 16. Oktober 2008 sind sie verletzungsbedingt überraschend vom Spitzensport zurückgetreten. Wie geht es Ihnen heute? Haben Sie sich von Ihrer Verletzung erholt?

Stéphane Lambiel: Nein. Wenn ich beispielsweise zwei Tage nicht aufs Eis gehe, spüre ich im Training danach wieder mehr Schmerzen. Auch mit der Pause von Mitte Oktober bis Ende November ist es nicht besser geworden. Wenn ich auf dem Eis bin, arbeitet mein Adduktor sofort zu viel. Ich muss jeweils ein gutes Aufwärmen machen und meinen Muskel vorbereiten. Ich gehe jede Woche in die Therapie - mit Massagen, mit Übungen zur Stärkung.

Wie hat sich Ihr Leben seit dem Rücktritt vor vier Monaten verändert?

Ich trainiere immer noch viel. Aber jetzt habe ich natürlich auch ein bisschen mehr Zeit für mich und für Sachen, die mich neben dem Eiskunstlauf interessieren.

Hat sich Ihre Leidenschaft zum Eiskunstlaufen nach Ihrem Rücktritt verändert?

Nein, überhaupt nicht. Ich liebe das Eiskunstlaufen genauso wie vorher.

Sie haben ein Biologiestudium angefangen; werden Sie dieses nun wieder aufnehmen?

Das weiss ich noch nicht. Ich werde mich wahrscheinlich im Sommer entscheiden.

Sie sprachen immer vom inneren Feuer und dass Sie die Wettkämpfe brauchen. Vermissen Sie die Wettkämpfe? Haben Sie die Europameisterschaft in Helsinki mitverfolgt? Wenn ja, was ging Ihnen während den Meisterschaften durch den Kopf? Haben Sie einem Kollegen die Daumen gedrückt?

Ich war traurig, weil ich nicht an der EM dabei sein konnte. Ich fühle schon, dass ich auch Wettkämpfe brauche. Ich bedauere jedoch nichts. Ich habe diese Zeit schön gefunden. Diese Welt interessiert mich immer noch. Ich mag Eiskunstlauf und merke, dass ich noch etwas auf dem Eis machen muss. Bei den Frauen fand ich das Niveau schlimm. Ich glaube, wir hatten seit langem keine Europameisterin mehr ohne Dreifach-Flip und Dreifach-Lutz. Das ist schon schlimm. Bei den Männern haben mit Ausnahme von Brian Joubert die ersten fünf fehlerfreie Küren gezeigt. Aber für mich fehlte eine Choreografie in diesen Programmen. Alle machen das Gleiche. Es gibt ein Kurzprogramm und eine Kür, aber beide sehen gleich aus. Es ist schon ein wenig langweilig. Ich möchte gerne jemanden lehren, nicht nur Punkte zu sammeln, sondern auch für das Publikum zu laufen.

Die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver waren vor nicht all zu langer Zeit Ihr grösstes Ziel. Gibt es ein Hintertürchen, dass Sie sich trotz der Nichtteilnahme an der WM 2009 für die Olympischen Spiele 2010 qualifizieren könnten? Könnten Sie es sich vorstellen, falls Sie wieder zu 100% trainieren können, an den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver teilzunehmen.

Im Moment ist das für mich kein Thema.

Mögen Sie das Rampenlicht?

Es hat wie alles im Leben seine guten und schlechten Seiten. Aber allzu gerne stehe ich nicht im Rampenlicht.

Ihr Gästebuch auf Ihrer Homepage nimmt täglich an neuen Einträgen zu. Haben Sie überhaupt Zeit, Ihr Gästebuch zu lesen?

Ich versuche, mir so viel Zeit wie möglich zu nehmen. Es ist schön und motivierend zu sehen, dass die Fans an mich denken.

Setzt Sie der Wunsch einiger Fans, dass Sie zum Wettkampf zurückkehren, unter Druck?

Nein. Ich muss bei diesem Thema nur auf mich hören. Ich kenne meinen Körper am besten und weiss, was zu tun ist.

Sie sind momentan viel unterwegs und verzaubern Ihr Publikum an Galas? Wie wichtig ist Ihnen ihr Publikum?

Das Publikum ist das Wichtigste für mich. Deshalb nehme ich Shows auch immer ernst. Die Eisgala Davos zum Beispiel war für mich nicht nur eine Show zwischen der EM und der WM. Auch wenn ich eine Show in Villach mache, ist diese für mich wichtig. Ich versuche immer, das Beste zu zeigen.

Was ist Ihr nächstes Ziel?

Ich werde jetzt noch ein paar Shows machen. Danach habe ich den Sommer Zeit, um mich zu entscheiden, was ich in Zukunft machen möchte.

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?

Natürlich Gesundheit und Zufriedenheit. Ach ja, ich habe schon eine Gesangsstunde genommen und möchte gerne weitere Privatlektionen bekommen. Sänger zu sein, wäre schon noch interessant.

Das Interview führte Christina Uebelhart. Fotos: Matthias Uebelhart.

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