The Eagles @ Hallenstadion, 12.06.2009
Patrick Holenstein - „Hi Everybody, wir sind die Eagles und wir sind immer noch da“, witzelte Glenn Frey nach dem zweiten Song als er sich ein erstes Mal an das Publikum wandte. Ob er damit auf die 14-Jahre lange Phase des Streits anspielen wollte und darauf, wie lange es schon funktionierte? Jed...
Die ersten drei Songs stammten aus dem aktuellen Album Long Road out of Eden. Grosse Unterschiede zu älteren Liedern waren nicht zu hören, eher scheint es, als wären sie dem Sound, dem Stil, der sie gross gemacht hat, treu geblieben. Plötzlich, ganz in rotes Licht getaucht, bläst ein schwarz gekleideter Mann seine Trompete. Minutenlang variiert er, entlockt seinem Instrument Mariachiklänge bis ihn eine Gitarre ablöst. Genial baut sich ab jetzt ein Klangkonstrukt aus mehreren Gitarren auf, bis es von zwei Paukenschlägen zum Einsturz gebracht wird. Don Henleys Zeichen. „On a dark desert Highway, cool wind in my hair“, beginnt er zu singen und spätestens jetzt ist jedem klar, dass Hotel California gespielt wird. Jetzt wird ausgepackt, was möglich ist. Zwölf Musiker stehen auf der Bühne. Die Solos werden auf einer 2-halsigen Gitarre zelebriert, unterstützt von zwei Pianos, von Perkussion und Schlagzeug sowie drei Bläsern und natürlich den vier Eagles. Die Latte für den Rest des Abends war hoch gelegt. Ab jetzt folgte Hit auf Hit. Peaceful Easy Feeling, I can’t tell you why, Witchy Woman vom Debütalbum, das schlicht Eagles heisst, Lyin Eyes und der Don Henley Solohit Boys of Summer sowie In the City. Nach diesem Potpourri, nach knapp einer Stunde, trat Glenn Frey ans Mikrophon und verkündete, sie würden noch einen weiteren Song spielen. Er wartete einen Augenblick, liess das Publikum erstaunt raunen und fügte dann hinzu, dass sie aber nach einer kurzen Pause für den zweiten Teil des Abends wieder da seien. The Long Run beendete den ersten Teil.
Die vier Adler auf der Bühne.
Ein irisch angehauchtes Intro eröffnete Teil zwei des Abends. Die klassisch schwarze Anzüge tragenden Eagles sassen auf Stühlen am Rande der Bühne und gaben No more walks in the wood zum Besten, in einer a cappella Version. Ob der nächste Song, Waiting in the weeds, zweideutig zu verstehen ist, kann jeder für sich selber entscheiden, Don Henley hat ihn jedenfalls mit Hochgenuss interpretiert. Timothy B. Schmit trat ans Mikro. „Den nächsten Song hat Paul Carrack (Songwriter und Mitglied bei Mike & The Mechanics. Anm. d. Red.) für uns geschrieben. Leider ist er nicht hier, aber hier ist Love will keep us alive.“ Die Ballade ab dem 94er Comebackalbum Hell Freezes Over tauchte das Stadion in eine wunderschöne Stimmung. Wunderkerzen wurden angezündet, irgendwelche Leuchtstäbe durch die Luft gewedelt und Feuerzeuge entflammt. Eine Slidegitarre bildete den roten Faden im Song und flankierte die restlichen Instrumente, war aber nie zu dominant. Natürlich hatte auch Glenn Frey als Ansage für den nächsten Titel einen Spruch auf den Lippen. „Meine Frau nennt diesen Song den Credit-Card-Song“, meinte er mit einem schelmischen Grinsen und stimmte Take it to the limit an. So ging es weiter, neue Songs wechselten sich mit Klassikern ab, auf Somebody folgte Walk Away, der Solohit von Joe Walsh, und danach One of these Nights. Plötzlich hiess es Funk49. Psychedelische Bilder auf dem Screen und funkige Klänge versetzten einen kurzfristig in die 70er Jahre. Mit Heartache Tonight und Life in the fast lane folgten zwei Klassiker, die den zweiten Teil des Sets beendeten.
Don Henley und Glenn Frey beim leidenschaftlichen Singen.
Selbstverständlich gab’s Standing Ovations und nach langem Klatschen und Jubeln verliessen die Adler ihren Horst ein weiteres Mal. Take it easy bildete die erste Zugabe. Klar, dass der Song nicht fehlen durfte, war er doch einer der ersten Hits der Band, schon tief in den 70ern Jahren. Für den allerletzten Song des Abends setzte sich Don Henley alleine ans Klavier. Desperado. Auch wenn das Lied nicht zu den bekanntesten Songs der Band gehört, so hat er doch Kultstatus und einen festen Platz bei Konzerten der Eagles. Jedes Mal ist die Halle andächtig still und fast macht es den Eindruck, als würde es der Ballade über einen einsamen Mann gelingen, jeden tief zu berühren und wenn am Ende die Zeile „You better let somebody love you, before it’s too late“ erklingt, verspürt wohl mancher Mitleid mit dem einsamen Desperado.
Don Henley an der roten Gitarre.
Es gibt Konzerte, bei denen gibt es schlicht nichts Schlechtes zu sagen. Zu kurz? Nein, 2 3/4 Stunden sind wahrlich nicht zu kurz. Klassiker nicht gespielt? Es ist gar nicht möglich, bei dem enormen Backkatalog der Eagles, jeden Wunsch zu erfüllen. Zu perfekt seien sie? Ok, hin und wieder flammt dieser Vorwurf auf. Es ist schon etwas dran, aber mal ehrlich, das ist doch Haarspalterei und gesuchte Miesmacherei. Warum sollten sie nicht so klingen? Das musikalische Know-How dazu haben sie offensichtlich und ausserdem sind die perfekten Songkonstrukte inzwischen so was wie ihr Markenzeichen. Fakt ist, die Eagles haben ein weiteres Mal ihr Können eindrücklich unter Beweis gestellt, mit mehrstimmigen Harmonien überzeugt und musikalisch hätte es nicht besser sein können. Sie haben mit witzigen und selbstironischen Sprüchen unterhalten und einmal mehr war der Sound im Hallenstadion traumhaft abgemischt. So müssen Konzerte sein.