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18. Juni 2009, 08:57 Movie

DVD der Woche: Fightgirl

Christina Ruloff - Ein Leben für Kung Fu: Der dänische Coming of Age - Film Fightgirl begeistert nicht nur mit wunderbaren Choreografien von „Crouching Tiger Hidden Dragon“ – Macher Xian Gao. Er hat auch eine beeindruckende Geschichte zu erzählen: Fightgirl muss man gesehen haben.Sie soll ...

Ein Leben für Kung Fu: Der dänische Coming of Age - Film Fightgirl begeistert nicht nur mit wunderbaren Choreografien von „Crouching Tiger Hidden Dragon“ – Macher Xian Gao. Er hat auch eine beeindruckende Geschichte zu erzählen: Fightgirl muss man gesehen haben.

Sie soll gute Noten nach Hause bringen, Ärztin werden und es eines Tages viel besser haben als ihr Vater. Aichas Horizont beginnt und endet aber mit Kung Fu. Und um ihrer einzigen Leidenschaft nachzugehen, schwänzt sie sogar die Schule. Dass sie erst noch in einem Club mit Männern trainiert, dürfen ihre Eltern schon gar nicht wissen. Denn das würden sie nie und nimmer erlauben. Natürlich kommt ihr Geheimnis doch an den Tag und es kommt zur Familienkatastrophe: Aicha hat ihre Familie entehrt und damit die Verlobung ihres Bruders platzen lassen...

Die dänische Regisseurin Natasha Arthy erzählt nicht nur eine Geschichte, sie schildert sie – sie lotet die Möglichkeiten und Freiheiten des Mediums Film wirklich aus: Mit einer Vielzahl von Farbfiltern schafft sie ein beängstigendes, enges und einengendes Kopenhagen; dass Aicha es in ihrer Wohnung und schon gar in ihrem Zimmerchen nicht aushält, ist mehr als nachvollziehbar. Doch auch ihre Traumwelt, in der sie von einem schwarzen Ninja verfolgt wird, ist mystisch und gefährlich. Diese Kampfszenen, nachts unter einer grossen Brücke bei Schneefall. gehören zu dem Schönsten und zugleich Packendsten, was das Genre – gerade im internationalen Vergleich – zu bieten hat: Xian Gao sorgt für eine berückende Choreografie (natürlich mit den berühmten Seilen, die am Computer wegretuschiert wurden), Regisseurin und Kameramann schaffen eine unheimliche Stimmung.

Xian Gao gibt nebenher noch den weisen Kung Fu Meister!

Nur bei ihrem Kung Fu Training findet Aicha einen Moment der Ruhe und der Zufriedenheit. Hier hat sie ihre Welt im Griff und muss auch nicht reden. Arthy zeigt nämlich, dass eines der Probleme ihrer Heldin die Unfähigkeit sich auszudrücken ist. Denn weder in ihrem türkischen Elternhaus, noch in ihrer (türkischen) Community wird geredet. Es herrscht ein undurchdringliches Netz an unausgesprochenen, aber sakrosankten Regeln, die notfalls mit roher Gewalt umgesetzt werden. Von Integration kann nur sehr begrenzt die Rede sein.

Fightgirl beleuchtet die verschiedenen Kampf-Schauplätze in Aichas Leben, ohne melodramatisch, klischeehaft oder gar beschönigend zu werden. Wenn sich die Heldin am Ende des Films ihre Leidenschaft und damit auch ihre Unabhängigkeit gegen alle Widerstände erkämpft hat, hat man einen beeindruckenden Martial Arts Film gesehen, mit allem was dazugehört. Das menschliche und so alltägliche Drama bleibt aber umso mehr in Erinnerung.

Da war der Clan nicht mehr begeistert: Ungemach steht für Aicha an.

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