Jan Delay im Interview
Daniel Gremli - Am 14. August erscheint Jan Delays neue Scheibe Wir Kinder vom Bahnhof Soul – sein drittes Solo-Werk nach Searching for the Jan Soul Rebels (2000) und Mercedes Dance (2006). Davor und dazwischen machte er sich als Teil der Hiphop-Truppe Beginner einen Namen – beispielsweise m...
Jan Delay: Ich hab auch eine Putz-CD – nein, ich hab sogar mehrere. Rap-mässig sind das Takes a Nation of Millions und Fear of a Black Planet von Public Enemy. Zur Zeit ist es gerade die aktuelle Scheibe von Lenny Kravitz. Davor wars eine Weile lang Tha Carter III von Lil Wayne.
Students.ch: Du hast ja selbst eine neue CD am Start, Wir Kinder vom Bahnhof Soul. Wie gehst du vor, wenn du ein Album machst?
Das ist bei mir von Platte zu Platte verschieden. Je nach der Musik, die ich machen will, überlege ich mir, wie ich das umsetzen kann: Wie sieht das Team aus? Brauche ich eine Band? Programmiere ich? In diesem Fall war es ähnlich wie bei meiner letzten Platte Mercedes Dance, nur dass meine Band (Disko No. 1, d.Red.) jetzt wirklich eine eingespielte Band ist. Wir haben auf der letzten Tour über 200 Konzerte gespielt – und die paar Schwachpunkte, die es in der Band gab, wurden im Laufe der Zeit ausgetauscht. Für Wir Kinder vom Bahnhof Soul habe ich mich mit der Rhythmusgruppe eingeschlossen und 20 Blueprints für neue Songs gemacht. Darauf habe ich dann meine Texte geschrieben, das Ganze noch einmal arrangiert und mit der Band geprobt, bevor wir dann ins teure Studio gegangen sind um die Songs aufzunehmen und dann so klingen zu lassen wie in den späten 70ern. Wir haben teilweise auf Band aufgenommen, mit alten Mikros und allem drum und dran.
Das heisst es wird eher ein Band-Album als ein MPC-Album?
Definitiv. Es sind natürlich auch programmierte Songs drauf, denn ich will auch mal an meinem Instrument sitzen. Aber das sind auf dieser Platte nur drei. Neun der zwölf Songs sind mit der Band eingespielt.
Auf einem Song singst du «schwarze Musik, schwarzer Block, schwarzer Humor, schwarze Zahlen» – das tönt nach einem ziemlich grossen Spagat: hier das linksalternative Mitglied des schwarzen Block, da ein hartgesottener Kapitalist, dem es in erster Linie darum geht, schwarze Zahlen zu schreiben.
Ich fand das einfach ein sehr interessantes Wortspiel, da alles mit «schwarz» beginnt, aber nichts miteinander zu tun hat. Es passt aber trotzdem alles zu meiner Person und sagt sehr gut aus, was ich bin.
Du kommst ja ursprünglich aus der Punkszene...
... ja, aber ich hab trotzdem Bock auf Geld. Ich liebe Gegensätze, und genau das ist Punkrock für mich: Gegensätze. Ich mag Punkrock-Mucke, habs aber nie selbst gemacht – denn ich bin schwarze Mucke. Aber im Herzen bin ich schwarzer Block. Ich will aber auch schwarze Zahlen. Und um das Ganze gut verkaufen zu können, braucht man schwarzen Humor.
Man kann bei dir eine Entwicklung beobachten von sozialkritischen Texten zu Beginner-Zeiten hin zu unbeschwerter Tanz-Musik – also von Kopf-Musik zu Arsch-Musik.
Ja, definitiv. Wobei wichtig ist, dass hier und da immer noch ein Bisschen Kopf aufblitzt. Aber was zählt ist vor allem, dass man den Kopf ausschaltet und den Arsch einschaltet. Das ist Tanzmusik, Motherfuckers!
Musikalisch hast du zuerst mit den Beginnern Rap gemacht, dann auf deiner ersten Solo-CD Reaggae, jetzt machst du Funk. Was kommt als nächstes?
Das kann ich dir noch nicht sagen. Wir werden jetzt erst mal die Platte rausbringen und nochmal mindestens 200 Konzerte spielen und derbe Spass haben. Dann werde ich mich wahrscheinlich mit Denyo und DJ Mad einschliessen und wir werden eine neue Beginner-Platte machen. Das wird sicher keine Rap-Platte werden, sie wird aber mit dem Rap-Instrumentarium entstehen – ein Sampler, zwei Turntables und zwei Mikros. Mal kucken.
Du sagst, du willst mindestens 200 Konzerte spielen. Was darf man denn von deiner neuen Show erwarten?
Viel. Alles. Ein Euphorisiakum. Ein spektakuläres Geburtstagsfest.
Ein Geburtstagsfest für wen?
Für alle. Es ist, als ob wir alle in dem Moment Geburtstag hätten.
Jan Delays neues Album «Wir Kinder vom Bahnhof Soul» erscheint am 14. August.