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24. Dezember 2007, 14:32 Interview Music

JUSTICE im Interview!

Carl Spörri - Vor dem Konzert von Justice am 20.12.2007 im Club Q hatte students.ch das Vergnügen mit den beiden Jungs aus Paris über Studios unter Betten, Fondueparties, Freunde und Feinde zu schwatzen.Students.ch: Hallo zusammen, willkommen in der Schweiz (überreicht den Pariser Jungs zw...

Vor dem Konzert von Justice am 20.12.2007 im Club Q hatte students.ch das Vergnügen mit den beiden Jungs aus Paris über Studios unter Betten, Fondueparties, Freunde und Feinde zu schwatzen.

Students.ch: Hallo zusammen, willkommen in der Schweiz (überreicht den Pariser Jungs zwei Parisienne Zigarettenpäckchen als kleines Welcome-präsent)…

Xavier: Oh, echt cool…“dankeschön“...jetzt bist du gerade zum besten Journalisten vom heutigen Tag gewählt worden (lacht).

Students.ch: Nichts zu danken…ist dies euer erster Besuch in der Schweiz?

Xavier: Nein, etwas das dritte Mal…eigentlich wenig, wenn man bedenkt, dass Frankreich gerade um die Ecke ist. Ich glaube, dass von den an Frankreich angrenzenden Länder, die Schweiz dasjenige ist, wo wir am wenigsten Auftritte gehabt haben.

Students.ch: Wann wart ihr dann zum ersten Mal in der Schweiz?

Xavier: Ich glaube in 2004 als wir von Gigolo Records unter Vertrag genommen worden sind…Ich glaube in einem Club in Zürich. Den Namen weiss ich aber nicht mehr.

Students.ch: Hattet ihr denn Zeit euch ein wenig hier in Zürich umzusehen?

Xavier: Nee…aber als ich noch jung war, war ich viel in der Schweiz zum Skifahren und zwar an der Grenze zu Frankreich. Meine Mutter ist zudem noch oft in Lausanne. Zürich kenne ich aber nicht eigentlich.

Students.ch: Wie war der Alltag vor Justice und wann habt ihr euch kennengelernt?

Xavier: Naja, getroffen haben wir uns in 2003 durch gemeinsame Freunde. Vorher waren wir als Grafikdesigner unterwegs…hauptsächlich Partyflyer oder was für die Plattenindustrie…aber nichts Grosses – wir haben immer nur so viel gearbeitet, dass wir was zu essen hatten und die Miete zahlen konnten. Und Zeit für anderes hatten.

Gaspard: Täglich erst am Mittag aufstehen…(schmunzelt)

Students.ch: Und wo habt ihr Pedro Winters (Anm. d. Red: Pedro Winters ist der Chef von Ed Banger Records, bei dem Justice unter Vertrag ist) kennengelernt?

Xavier: Das war an einem Fondueessen. Wir hatten mit SoMe, der für Ed Banger fürs Grafische zuständig ist, einen gemeinsamen Freund mit Pedro. Pedro hatte damals gerade mit dem Aufbau seines Labels Ed Banger begonnen. Er hatte nur eine Platte auf dem Markt von Mr. Flash und war auf der Suche nach neuen Sounds und Künstlern. SoMe erzählte Pedro von uns und unserem ersten und einzigen Track „We Are Your Friends“. Wir haben Pedro gesagt, dass der Track alt wäre, rund 2 Monate, und dass wir für sein Label neue Tracks machen konnten. Nachdem er sich dann „We Are Your Friends“ angehört hatte, sagte er schlicht: „Jungs, neue Tracks könnt ihr später machen – ich will diesen Track unter meinem Label haben!“. Und so hat das Ganze angefangen…

Students.ch: Und wann habt ihr denn angefangen euch mit Musik zu beschäftigen?

Xavier: Eben, zwei Monate vor dem Treffen mit Pedro…

Students.ch: Ist ja ein Ding! Und vorher nicht?

Xavier: Nö.

Students.ch: Und wie habt ihr denn euren ersten Track „We Are Your Friends“ produziert?

Xavier: Wir haben alles von zu Hause aus gemacht und gänzlich ohne Computer. Eigentlich machen wir heute noch viel von zu Hause aus. Wir haben dort ein ganz einfaches Studio – unser Studio so klein, dass es unter meinem Bett Platz hat. Ich sehe schon, dass du verwundert bist… (lacht)…du must verstehen, ich habe eben ein Bett auf Stelzen. Das ist also Justice, zwei Jungs die unter einem Bett Musik machen…(lacht)

Students.ch: Und wenn ihr am Musik machen sind, von wem lässt ihr euch denn inspirieren?

Xavier: Wir mögen sehr viele Bands – es gibt aber keinen Speziellen, den wir besonders auf ein Podest stellen wollen. Wir lassen uns eher von unseren Gefühlen und Gemütszustand leiten… Wir versuchen beispielsweise den Beginn unserer Tracks immer mit Etwas zu versehen, dass einen gleichzeitig zum weinen und vor Glück zum schreien bringt. Wenn man unsere Musik in einen Label geben wollen würde, dann wäre dies vielleicht etwas wie „Heroic Techno“ oder „Heroic Disco“.

Students.ch: Und wie sieht die Zusammenarbeit im Studio zwischen euch beiden aus?

Xavier: Wir machen eigentlich alles zusammen – es gibt also keine klare Arbeitsteilung oder so. Unsere Musik ist auch nicht wirklich das Resultat von Erfahrungen. Wir diskutieren im Vorfeld sehr viel gemeinsam über was wir eigentlich machen wollen, bevor es dann wirklich im Studio ans Eingemachte geht. Ein 12h-Studio Tag mit Justice ist also etwa 10h Kaffee trinken und über die Tracks plaudern, und 2h typische Studioarbeit.

Students.ch: Ich habe von anderen französischen Künstler e.g. Phoenix gehört, dass diese Paris-Musik-Szene wie ein grosser Freundeskreis ist. Sieht ihr dies auch so?

Xavier: Sie sind entweder Freunde, oder Feinde. Es gibt auch viele aus der Szene, welche uns hassen – ich weiss nicht genau wieso, aber ich kann’s mir vorstellen. Es gibt ein paar Leute, die treffen uns, sagen wie sehr sie uns und unseren Sound mögen, und dann liest du zwei, drei Wochen später, wie sie dich in einem Magazin durch den Dreck ziehen. Wir haben auch Freunde aus dieser Szene, dessen Musik wir nicht besonders mögen. Aber wenn sie uns fragen, dann antworten wir ehrlich und sagen ihnen unsere Meinung – dies ist wichtig in einer echten Freundschaft.

Students.ch: Nun zu euerem Debutalbum – gibt es ein Track auf der CD, welche euch besonders gut gefällt?

Xavier: Ich spreche jetzt nur für mich, aber am Anfang hatte ich eigentlich kein Lieblingstrack, aber jetzt muss ich sagen, dass Phantom Pt. II mir gut gefällt. Irgendwie bin ich stolz auf dieses Stück – sehr schnell und einfach gemacht, aber irgendwie hat es das gewisse etwas. Ich weiss noch, dass Gaspard anfänglich die Melodie auf dem Keyboard die ganze Zeit gespielt hat und ich dachte mir, um ihn glücklich zu machen, bastle ich ein paar Beats und wir knallen es auf das Album drauf. Es ist witzig, aber die Melodie ging mir damals mit der Zeit auf den Keks. Aber nachdem ich dann einen Beat darunter gemischt hatte, fing es mir an zu gefallen. Ich muss sagen, dass es heute wirklich mein Lieblingstrack ist auf dem Album.

Gaspard: Komisch, denn bei mir war es so, dass ich am Anfang zwei, drei Favourites hatte, aber nun, nachdem wir das Album ein paar mal Live gespielt haben, sehe ich es als etwas Ganzheitliches oder Homogenes.

Xavier: Wenn ich an Phanton Pt. II denke, dann muss ich sagen, dass Gaspard’s Melodie eigentlich ziemlich sensationell war. In meinen Augen widerspiegelt die Qualität der Melodie meistens die Güte des gesamten Tracks. Zudem ist hier das kreative Element am Grössten. Es ist nämlich verführerisch mit all den möglichen Produktionsmethoden aus einem Track zig-verschiedene Versionen zu kreieren – was wir beispielsweise bei Waters Of Nazareth hätten machen können – aber dann geht der kreative Funken, die Seele des Liedes, sprich die Melodie, verloren.

Students.ch: Gibt es schon irgendwelche ersten Anstösse bezüglich einem neuen Album?

Xavier: Im Moment nicht. Wir haben einige Remixes gemacht, wie beispielsweise für The Klaxons oder ZZT. Es gibt einige Ideen für neue Tracks, aber nicht fürs Album. Klar könnte man die in ein Album reinpacken, aber dann besteht die Gefahr, dass das Album langweilig wird, weil es keinen Zusammenhang oder roter Faden gibt. Wenn wir ein neues Album machen, muss allererst die Idee oder Thematik des Albums auf einer höheren Ebene existieren, bevor wir uns dann über die einzelnen Tracks Gedanken machen. Die Tracks, die uns momentan in den Köpfen rumschwirren, werden wir höchstwahrscheinlich produzieren um unser Live-Auftritt einen neuen, anderen Touch zu verleihen.

Students.ch: Na dann, vielen Dank fürs Interview und viel Spass heute Abend!

Xavier, Gaspard: Merci à toi!

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