Die Perser @ Schauspielhaus
Robert Salzer - „Schreit wie ich schrie und dann geht nach haus“. Stefan Pucher inszeniert Aischylos. Kaum Interaktion, emotions- und ideenlos.Wir befinden uns in einem persischen Palast. Im Schauspielhaus wurde dieser einer Residenz von Saddam Hussein nachempfunden. Auf dem Boden prangt ein...
Wir befinden uns in einem persischen Palast. Im Schauspielhaus wurde dieser einer Residenz von Saddam Hussein nachempfunden. Auf dem Boden prangt ein grosses goldenes Achteck, das etwas ins Publikum ragt, an der hinteren Wand hängt ein grosser Adler, der mehr an den deutschen Bundestag erinnert als an die Antike und schliesslich sieht man hinter drei Türen irakische Raketen. Auf einem Thron sitzt Atossa, die Königsmutter (Catrin Striebeck), daneben steht der Chor des persischen Ältestenrates (Jean-Pierre Cornu). Das Stück beginnt mit einem Monolog des Chores. Die Geschichte Persiens und die bisherigen Schlachten mit den Griechen werden in jedem Detail erzählt. An persischen Namen und Orten wird nicht gespart. Man wundert sich, wie Cornu diese wohl auswendig gelernt hat. Ist der Chor mit seinem Monolog fertig, beginnt jener von Atossa, die von einem schrecklichen Albtraum erzählt, in welchem unter anderem der stolze persische Adler (aha, daher der Bundestagsadler an der Rückwand) von einem Habicht zerpflückt wurde. Dann erscheint ein Bote (Daniel Lommatzsch), der von der verlorenen Schlacht zu Salamis berichtet, zu welcher König Xerxes ausgezogen war. Nach dem Wehklagen singt der Perse akzentfrei einen englischen Popsong. Dareios (Robert Hungerbühler), Xerxes toter Vater und ehemaliger Herrscher von Persien, wird aus der Unterwelt heraufgerufen, um sich von ihm Rat zu holen. Dareios erscheint dann auch und prangert den Frevel des Xerxes an, der so vermessen war, sich mit den griechischen Göttern anzulegen. Schliesslich tritt auch Xerxes (Olver Masucci) auf die Bühne und überbringt die Nachricht seiner schmachvollen Niederlage.
Dass ein Mitglied der Siegernation, in diesem Fall der Grieche Aischylos, den Untergang der Kriegsgegner aus deren Sicht beschreibt, ist sehr interessant und auch heute noch aktuell. Ausser dem Bühnenbild macht Stefan Pucher allerdings gar keine Zeitbezüge, die sonst seine Stücke auszeichnen. Auch die Videoprojektionen sind erstaunlich lahm. So sieht man häufig den Habicht aus Atossas Traum oder den Chor vor seinem Ferienhaus herumlaufend (was uns das wohl sagen will?). Den Schauspielern kann man keine Vorwürfe machen, sie halten ihre Monologe, Interaktion gibt es praktisch keine, überzeugend und glaubwürdig. Die Inszenierung ist aber ideenlos und dümpelt vor sich hin. Von Regisseur Pucher hätte man einfach mehr erwartet.
Wer seinem neugeborenen Sohn einen schönen persischen Namen verpassen will, beispielsweise Artaphernes oder Susikanes, der findet an diesem 1¼ Stunden dauerndem Abend viel Inspiration. Auch Historiker könnten Freude haben am Stück. Die hohen Erwartungen werden aber leider nicht erfüllt.
- „Die Perser“ von Aischylos
- Regie: Stefan Pucher
- Ort: Pfauen
- Premiere: 4. Oktober
- weitere Vorstellungen: 5./7./9./15./21./22. Oktober; 6./7. November