Kula Shaker - Strangefolk
Simon Knopf - Artist: Kula ShakerAlbum: StrangefolkRelease: 17.08.2007Label/Vertrieb: Essential/Indigo Heute eine Antwort darauf zu finden, weshalb Kula Shaker Mitte der 90er wie eine Bombe einschlugen, ist schwierig. Zugegeben, die vier Engländer brachten damals mit ihrem Sound, der irgendwo...
Album: Strangefolk
Release: 17.08.2007
Label/Vertrieb: Essential/Indigo
Heute eine Antwort darauf zu finden, weshalb Kula Shaker Mitte der 90er wie eine Bombe einschlugen, ist schwierig. Zugegeben, die vier Engländer brachten damals mit ihrem Sound, der irgendwo zwischen King Crimson und Beatles anzuordnen ist, frischen Wind in die bereits etwas abflauende Brit-Pop Szene. Und dies ist doch ein Stück weit erstaunlich, zumal ihr Erstling K eigentlich ein Anachronismus sondergleichen war. Nicht nur konnte Kula Shakers Musik nicht als wirklicher Neo-Prog-Rock, mit den gelegentlichen, revival-typischen Anlehnungen bezeichnet werden, nein, es war wahrscheinlich nicht einmal Prog-Rock wie es ihn während dem HayDay des Stiles in den 60ern zu hören gab. Auf K fanden sich mehr Sanskrit-Lyrics und Worldmusic-Einflüsse unter Rock gemischt, als jemals zuvor - und Frontmann Crispian Mills hatte vermutlich länger in Indien gelebt, als alle vier Pilz-Köpfe zusammen!
Trotz all dem Hype in Europa und Asien war der Band kein langes Leben vergönnt. Den Sprung über den Teich schafften Kula Shaker nie, und das zweite Album Peasants, Pigs & Astronauts konnte nicht mehr an den Erfolg des Debüts anknüpfen. Was am Schluss blieb, war ein Medienskandal über brennende Swastikas als angebliche Idee für ein Bühnenbild, der Ausstieg von Crispian 1999, und die Legende, dass das Skandalblatt Sun Kula Shaker zerstört hätte. Deshalb waren Freude und Erstaunen besonders gross, als die Band Anfangs 2006 die Wiedervereinigung bekannt gab. Nach etwas mehr als einem geduldig zugebrachten Jahr liegt nun auch die neue Scheibe Strangefolk vor.
Wieder vereinigt: Kula Shaker (bild: www.kulashaker.co.uk)
Bereits die erste Singleauskopplung Second Sight bringt uns Kula Shaker pur. „Through the Looking glass/and down the Rabbit hole“, sowohl die gewohnt kryptischen Lyrics, als auch das wie aus einer anderen Welt klingende Instrumentarium lassen einen zwischen mystischer Verzückung und aufgedrehter Euphorie schwanken. Ebenfalls das erste Stück auf der Platte,Out On The Highway, schafft es sogleich, den Hörer in diesen Kula Shaker typischen Raum zwischen sphärischer Grundstimmung und aufputschendem Rock zu stossen. Das Quartett ist seiner Prog-Rock Linie treu geblieben, hat jedoch Worldmusic Einflüsse und Sanskrit auf ein Minimum gekürzt. Man merkt, die Band wollte mehr als nur aus dem eigenen Klischee Profit schlagen. Und trotzdem vermag das dritte Werk von Kula Shaker nicht vollends zu überzeugen. Strangefolk zeigt zwar durchaus das vorhandene Potential, welches nach wie vor in Crispian Mills und seinen Mitstreitern steckt, doch allzu oft geht den Liedern kurz vor dem Refrain die Puste aus. Besonders deutlich manifestiert sich dies beispielsweise in Great Dictator (of the free World). Der überaus gewiefte Pre-Chorus („I’m a Dick, a Dick, a Dictator“) fällt auf den Chorus hin kläglich in sich zusammen und wird zur totalen Anti-Klimax! Dies ist symptomatisch für einen grossen Teil der Platte: es fehlt an Biss!
Für die Schweiz (wie auch für einige andere Länder) wollte bisher niemand den Vertrieb von Strangefolk übernehmen. Berechtigterweise muss man sich also schon fragen, ob der Zug für Kula Shaker nicht damals nach ihrem zweiten Album einfach abgefahren ist? Und wenn schon, wahrhaben würde man dies freilich nicht wollen! Zudem widersprechen dem eine neue Hysterie um die Band in Asien, und mehr als ein Duzend ausverkaufter Gigs in Grossbritannien. Der Herrscher Kula Shekhara ist zurück, wird ihm sein Gefolge dieser Lande folgen?