O mein Papa
Christina Ruloff - Traurig und bedrückend: Die uninspirierte und desinteressierte Dokumentation über den grossartigen Schweizer Komponisten Paul Burkhard wird Künstler und Persönlichkeit nicht gerecht. Der wahrscheinlich grösste Schweizer Komponist überhaupt: Paul BurkhardO mein Papa erzähl...
Der wahrscheinlich grösste Schweizer Komponist überhaupt: Paul Burkhard
O mein Papa erzählt das Leben von Paul Burkhard, dem grossartigen und wahrscheinlich grössten Schweizer Komponisten überhaupt. Wem auch der Name Paul Burkhard nichts sagt, der kennt sicherlich seine Werke und Lieder: Die Kleine Niederdorfoper, die Weihnachtslieder Was isch das für e Nacht oder Stern von Bethlehem und natürlich das Chanson O mein Papa stammen aus seiner Feder.
Der Welterfolg 'O mein Papa' - hier London - trug in der Heimat keine Früchte.
Leider dreht sich der Dokumentarfilm von Felice Zenoni (Die Soldaten des Papstes) fast ausschliesslich um die Biographie Burkhards und klappert sein Leben in sehr konventionellen Bahnen von der Wiege bis zur Bahre mit zackigen Schnitten ab, ohne sich auf irgendeinen Aspekt des Lebens zu konzentrieren oder sich für das vielseitige Werk des Künstlers zu interessieren. Es wurde einzig das fast 20'000 Seiten umfassende Tagebuch geplündert, und kein bedrückendes Erlebnis, kein Kommentar zum Leben, kein Geständnis war dem Filmemacher zu intim und zu ehrlich, als dass er es nicht irgendwie verwurstet hätte. Das Bild, das Burkhards Tagebuch zeigt, offenbart einen zutiefst unglücklichen und oftmals depressiven Mann, dem sein Leben und seine Mitmenschen, die sogenannten Freunde, übel mitgespielt haben. Denn obwohl er sich einfach ans Klavier setzen und wunderbare Melodien am Laufband komponieren konnte, wurde ihm nie der grosse Erfolg, von Respekt und Anerkennung ganz zu schweigen, zuteil. Das tragische Schicksal, der Schmerz und die Sehnsucht nach Erfüllung, berühren stark und nehmen einen mit.
Und es macht besonders betroffen, dass es Zenoni nicht gelungen ist, auch nur einen Zeitzeugen aufzutreiben, der etwas Liebenswürdiges über Burkhard zu sagen hätte. Stattdessen kommentieren diese Zeitzeugen Künstler und Werk einigermassen herablassend, gefallen sich in skurrilen Anekdoten und lästern über sein Privatleben. Sogar Werner Düggelin entblödet sich nicht, noch ein wenig vom Ruhm der Niederdorfoper für sich abzuzwacken, anstatt die schöne Musik zu loben.
Er brauchte sich nur ans Klavier zu setzten, und schon fiel ihm eine wunderbare Melodie ein.
Empörend ist aber in erster Linie, dass Felice Zenoni mit der Musik Burkhards überhaupt nichts anzufangen weiss, sondern sie „einem jüngeren Publikum zugänglich zu machen“ sucht. Das Vertrauen in die Melodien war so gering, dass eine Auswahl Schweizer Cervelat – Musiker, von Dodo Hug über Sandra Studer zu Leonard, herbeigekarrt wurden, die ihr Bestes geben, die Musik zu „modernisieren“ und entsprechend verhunzen. Von Burkhards Musik bleibt kein Takt in Erinnerung, wird doch kein Chanson ganz gespielt.
Diese uninspirierte und vor allem respektlose Herangehensweise legt den Schluss nahe, dass sich Felice Zenoni gar nie für Paul Burkhard interessiert hat. Man verlässt das Kino traurig und voller Mitleid, denn Musik und Künstler hätten eine würdige Hommage verdient, ein engagiertes Künstlerporträt im Stile von Josephsohn Bildhauer oder einen stimmungsvollen Musikfilm wie den Mani Matter-Film Warum syt dir so truurig.
Bewertung: 2 von 5
, die hervorragend singt.
Titel: O mein Papa
Land: CH
Genre: Dokumentarfilm
Dauer: 87 Minuten
Regie: Felice Zenoni
Verleih: Filmcoopi
Filmstart: 13. September