Ash
Silvan Gertsch - Die irische Rockband Ash hat vor kurzem ihr brillantes und letztes Album 'Twilight of the Innocents' veröffentlicht. Im Interview spricht Drummer Rick über die Zukunft der Band. Ash mit Drummer Rick (links mit Hut).„Twilight of the Innocents“ ist euer letztes Album. Bist du...
Ash mit Drummer Rick (links mit Hut).
„Twilight of the Innocents“ ist euer letztes Album. Bist du traurig darüber?
Rick: Nein, nicht wirklich. Wir sind sehr glücklich mit dem Album. Wir wollen von nun an einfach häufiger ins Studio gehen und jeweils nur einzelne Singles veröffentlichen, aber keine Alben mehr aufnehmen. Man wird ab jetzt regelmässiger neue Musik von uns hören können, und wir schätzen die neu gewonnene Spontaneität. Es wird lustiger für uns und wir denken, dass die Leute heutzutage die Musik auch so kaufen wollen. Sie wollen einzelne Stücke kaufen, keine ganzen Alben mehr.
Wie reagierte die Plattenfirma auf euer Vorhaben?
Die drehten durch. Aber wenn die Plattenfirma durchdreht, dann bedeutet das, dass man etwas richtig gemacht hat (lacht).
Denkst du, dass die ganze Download-Geschichte die Musikindustrie zerstört hat?
Nein. Die Leute investieren ihr Geld immer noch in die Musik, aber auf eine andere Art und Weise. Sie gehen häufiger an Festivals und Konzerte, und sie kaufen mehr Merchandise. Aus dem einfachen Grund, weil sie dank den Downloads weniger Geld für die Songs bezahlen müssen.
Euer neues Album habt ihr im Studio des Wu-Tang-Clans aufgenommen...
Das stimmt so nicht ganz. Es war nicht ihr Studio, sondern jenes, in dem sie ihr erstes Album aufgenommen haben. Für uns ist das sehr speziell. Wir haben dieses Studio in New York ja auch gekauft. Wir können jetzt aufnehmen, wann immer wir wollen.
Bist du eigentlich in der Zwischenzeit auch nach New York gezogen?
Nein, nur Tim und Mark wohnen dort. Ich lebe in Schottland. Das bedeutet, dass ich halt zum Aufnehmen immer nach New York fliegen muss. Aber fix dort zu wohnen wäre nichts für mich. New York ist nur erträglich, wenn man an für kurze Zeit dort ist.
Brillanz auf CD: 'Twilight of the Innocents'.
Vermisst du Charlotte, die vor kurzem bei euch ausgestiegen ist?
Ja. Persönlich. Aber als Band spielen wir heute besser als je zuvor. Es gibt ein paar Songs, die wir ohne sie nicht mehr spielen können, weil jetzt nur noch Tim Gitarre spielt. Ihr Weggang hat uns aber bei den Aufnahmen mehr Platz geschaffen. Wir haben mehr Instrumente, wie Keyboards oder Strings, eingesetzt als in früheren Jahren. Die Musik ist gewachsen und experimenteller geworden.
Ihr seid ja alle noch sehr jung gewesen, als ihr erfolgreich geworden seid. War es schwierig, damit umzugehen?
Es war eigentlich nicht so schwierig. Wir gewöhnten uns daran mit der Zeit.
Wenn ihr eure Situation damals mit jener der Arctic Monkeys vergleicht, die auch sehr jung erfolgreich geworden sind: Siehst du gewisse Parallelen?
Wir haben ähnliche Einflüsse, auch wenn sie nicht ganz so melodisch sind, wie wir. Ähnlichkeiten gibt es sicher. Heute ist es wahrscheinlich nicht schwieriger geworden, in einem jungen Alter mit Erfolg umzugehen. Aber es gibt mehr junge erfolgreiche Bands als zu unseren Anfangsjahren. Es ist cool, diese nächsten Generationen heranwachsen zu sehen. Ein gutes Beispiel sind auch The Enemy. Sie erinnern mich stark an uns in der Anfangsphase, weil sie ja auch zu dritt sind – ein Bassist und zwei kleine Jungs (lacht).
Wo siehst du Ash in fünfzehn Jahren?
In fünfzehn Jahren (lacht)?
Falls es die Musikindustrie dann noch gibt...
Die Nachfrage nach Musik wird auch dann noch vorhanden sein – Leute werden immer noch Musik lieben. Wahrscheinlich werden wir dann wieder Alben aufnehmen (lacht). Konzeptalben, Doppelalben,...
Wir müssen leider zum Schluss kommen. Was bedeutet dir die Musik? Ist es eine Droge oder eine Therapie?
Für mich ist es mehr wie eine Droge. Wenn ich auf die Bühne gehe, ist es wie ein Adrenalin-Kick. Man ist müde vom ewigen Reisen, aber man vergisst das, sobald man auf einer Bühne steht. Das hat durchaus Ähnlichkeiten zu Drogen.
Wer in eurer Band ist das Herz, wer ist die Seele und wer das Hirn?
Tim ist die Seele, er schreibt die Songs. Das Herz und das Hirn sind Mark und ich gemeinsam – das teilen wir uns. Aber man kann das natürlich nicht so sagen. Wir sind ein Trio. Da kann man keine Regeln definieren. Man kann nicht die ganze Zeit nur das Herz, die Seele oder das Hirn sein. Jeder von uns steuert zu all diesen drei Dingen einen Teil bei.