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13. September 2007, 00:00 Kultur

Review: Alice Schwarzer @ Kaufleuten

Christina Ruloff - 'Frauen sind auch Menschen': Die grosse Frauenrechtlerin rüttelt das Publikum auf und warnt vor der Gefahr der Islamisten. Beeindruckend, spannend, eine grosse Freude!Um 20 Uhr betritt sie die Bühne und tosender Beifall ertönt. Sie setzt sich auf die grosse, schwarze Ledercouc...

'Frauen sind auch Menschen': Die grosse Frauenrechtlerin rüttelt das Publikum auf und warnt vor der Gefahr der Islamisten. Beeindruckend, spannend, eine grosse Freude!

Um 20 Uhr betritt sie die Bühne und tosender Beifall ertönt. Sie setzt sich auf die grosse, schwarze Ledercouch in der Mitter der Bühne, schaut amüsiert ins Publikum und macht ein paar ebenso reizende wie amüsante Bemerkungen über die Attraktivität der Stadt Zürich, die hierzulande nicht mehr ganz so populären Deutschen und den pompösen Saal, in dem schon Lenin aufgetreten ist („meine Rede wird hoffentlich positivere Folgen haben“). Nun, die liebenswürdigen Komplimente wären gar nicht nötig gewesen, aber der echte Charme gehört zum Wesen der Referentin. Denn alle, die sich eines der raren Tickets für die Lesung von Alice Schwarzer im Kaufleuten ergattern konnte, waren ganz und gar auf ihrer Seite: Das Publikum bestand im Wesentlichen aus Frauen über 45 (elegant oder alternativ, aber immer gepflegt gekleidet), die Werk und Wirken Schwarzers kennen und schätzen. Die wenigen jüngeren Zuhörerinnen wurden mit mütterlich wohlwollenden Blicken bedacht.

Alice Schwarzer liest Passagen aus ihrem neuen Buch Die Antwort, und kommentiert sie zugleich treffend; sehr schnell wird deutlich, dass es ihr nicht lediglich um die „Frauenthematik“ geht (die zartfühlende Frauen und Männer noch immer gleichermassen empört), sondern um die ganz existentielle Frage, in was für einer Welt wir heute leben wollen: Die „grösste soziale Revolution überhaupt“, die Gleichstellung von Mann und Frau mag gesetzlich verankert sein; das heisst aber noch lange nicht, dass sie tatsächlich gelebt und gefühlt wird. Frauen wie Männer schützen im Privatleben gleichermassen die von der Gesellschaft aufoktruierten Rollenbilder, sei es aus Bequemlichkeit, Angst oder gar ideologischen Gründen.

Die grösste Gefahr sieht Schwarzer jedoch in der Islamisierung der westlichen Welt; der Einfluss von militanten Islamisten hat sich – wie sie anhand von erschütternden Fakten untermauert – allein in den letzten fünf Jahren potenziert: In Köln und Frankfurt, auch in Zürich ist der Anblick eines Tschadors keine Seltenheit mehr. Dass ein Kopftuch kein religiöses Symbol wie ein Kreuz oder eine Kippa ist, belegt sie ebenso eindrücklich, wie dass der Rechtsstaat ständig untergraben wird – vor allem wegen der falschen Toleranz, die alle politischen Lager an den Tag legen. Und die Grenze zwischen fremden Sitten und Menschenrechtsverletzungen ist ja nicht fliessend, wie gerne behauptet wird. Frauen sind schliesslich auch Menschen und wenn man Frauen aus anderen Kulturen die gleichen Rechte und Pflichten wie Schweizerinnen oder Deutschen angedeihen lässt, macht man nichts falsch; alles andere aber ist diskriminierend.

Der Abend verlief nicht ganz so ernsthaft und trübe, wie die diskutierten Themen vermuten liessen. Das lag an dem enthusiastischen Publikum, aber vor allem an Alice Schwarzer, die pointiert und intelligent, zugleich aber ironisch und amüsant erzählte, kommentierte und sich erlaubte, zu sagen, was sie denkt und für richtig hält – was ja heutzutage nicht mehr ganz selbstverständlich ist. Man wünscht sich dringlich, es gäbe mehr couragierte und anständige Persönlichkeiten wie Alice Schwarzer!

Es war eine grosse Freude Alice Schwarzer im Kaufleuten zuzuhören.

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