Blindness
Alex Rechsteiner - Fernando Meirelles Filmadaption von José Saramagos Roman 'Stadt der Blinden' überzeugt durch starke Bilder aber enttäuscht in der Umsetzung. In einer namenlosen Stadt springt eine Ampel auf grün doch ein Auto bleibt stehen. Der Fahrer ist urplötzlich erblindet. Er ruft um Hi...
In einer namenlosen Stadt springt eine Ampel auf grün doch ein Auto bleibt stehen. Der Fahrer ist urplötzlich erblindet. Er ruft um Hilfe, ihm wird geholfen und er geht zum Arzt. Wenig später erblindet dieser ebenfalls. Eine Epidemie bricht aus. Schnell wird der Entschluss gefasst alle Infizierten in einer verlassenen Anstalt unter Quarantäne zu setzen. Dort werden sie sich selber überlassen und fangen schon bald an zu rauben, töten und zu vergewaltigen. Die Frau des Artzes (Julianne Moore) hat das Augenlicht jedoch nicht verloren und versucht vergeblich die Ordnung wieder herzustellen. Sie muss buchstäblich zusehen wie Gesetz und Moral mit dem Verlust des Augenlichts verschwinden.
Irgendwie ist es Ironie, dass hier die Geschichte von einer erblindeten Gesellschaft von einem Roman, einem nichtvisuellen Medium, zu einem Film gemacht wird. Der Vorteil dabei ist die Möglichkeit, diese Blindheit visuell darzustellen. Dies gelingt Fernando Meirelles sehr gut. Er zeichnet die Szenen milchig und trüb. Die Sichtweise ist immer eingeschränkt und fragmentiert. Auch die Schauspieler Julianne Moore (The Hours), Mark Ruffalo (Eternal Sunshine of the Spotless Mind, Collateral) und Gael Garcia Bernal (Babel, The Science of Sleep) überzeugen durch ihre Leistung. Drehbuchautor Don McKellar war sich jedoch bewusst, dass "es ungeheuer schwierig sein würde, den Ton von Saramagos Buch in eine Filmsprache zu übersetzen". Damit hat er Recht und vor dem Hintergrund dieser schieren Unmöglichkeit ist es ihm auch nicht gelungen dem Film die Glaubwürdikeit eines Textes zu geben. Zu viele Ungereimtheiten springen dem 'sehenden' Zuschauer ins Auge die dem 'blinden' Leser verborgen bleiben. Auch die Metapher der Blindheit als Pforte zur Wahrheit wird nur angedeutet. Ausserdem bewegt sich 'Blindness' gefährlich nahe der Andeutung, dass blinde Menschen lebensunfähig sind und zu verwirrten Tieren werden die sich bei jeder Gelegenheit die Augen auskratzen.
Blindness ist keine leichte Kost und regt durchaus zum Denken an, zum durchschlagenden Erfolg fehlt dem Film jedoch einiges.
Bewertung: 2.5 von 5
- Titel: Blindness
- Land: USA
- Dauer: 120 Minuten
- Regie: Fernando Meirelles
- Darsteller: Julianne Moore, Mark Ruffalo, Gael García Bernal
- Verleih: Ascot Elite
- Filmstart: 23. Oktober 2008
- http://www.blindness-themovie.com