Dutti der Riese

„Wenn man schon Feinde hat, dann lieber starke Feinde, auf dass man herzhaft zuschlagen kann, womöglich den Rücken gedeckt durch Sympathien jener Schwachen, für die man einsteht.“ (1958)

Gottlieb Duttweiler hat die Schweizer Gesellschaft gespalten in glühende Verehrer und erbitterte Gegner. Kaum ein anderer hat in der Schweiz des 20. Jahrhunderts soviel in Bewegung gesetzt, wie er. Angefangen hat es mit der Erfindung der Migros im Jahr 1925. Duttweiler hat das damals revolutionäre Verkaufskonzept gegen Widerstände aus allen politischen Himmelsrichtungen vehement verteidigt und gross gemacht.

„Es gibt nichts Schöneres auf der Welt als für eine Idee zu leben. Und sich hinzugeben für diese Idee.“ (1948)

In aufschlussreichen Statements und (teilweise bisher unveröffentlichten) Tondokumenten erzählt Duttweiler von seinem Leben, das mit einer spektakulären Frühkarriere beginnt, um schon kurze Zeit später in einem eben so wuchtigen Bankrott zu enden und von der anschliessenden Gründung der Migros, die sich unter seiner Führung zum Grosskonzern entwickelt, während er selber, die Dinge zunehmend skeptisch zu sehen beginnt. Aus dem knallharten Macher wird ein Mensch mit Eigenheiten und sympathischer Nachdenklichkeit.

Dutti der Riese ist ein Mosaik. Aus etlichen kleinen Teilchen, die nicht immer gleich zusammenpassen wollen, ergibt sich im Verlauf des Films ein so komplexes und vielschichtiges Bild von Gottlieb Duttweiler, dass man sich zu fragen beginnt, ob dieser Mann vielleicht nicht doch etwas schizophren war. Doch mit so einer einfachen Erklärung würde man der widersprüchlichen Persönlichkeit des Migrosgründers keinesfalls gerecht werden.

„Es gibt zwischen dem Herz einer Frau und dem Portemonnaie eine ganze Wissenschaft, die noch nicht abgeklärt ist.“ (1950)

Martin Witz (Buch und Regie) geht dabei wesentlich subtiler vor und nähert sich der Person Duttweiler Schritt für Schritt und immer offen für jede mögliche Entwicklung. Dabei legt er es nicht darauf an, ihn als den ultimativen Volkshelden zu verkaufen, sondern zeigt bewusst, aber nie hetzerisch, auch die etwas anderen Seiten seiner Persönlichkeit.

Durch seine ungezwungene und ehrliche Art schafft der Film eine vertraute, ja fast schon intime Atmosphäre. Vor allem die privaten Tonaufnahmen Duttweilers vermitteln den Eindruck, als ob man mit 'Dutti' höchstpersönlich im Kino sitzen würde. Kommentare und kleine Anekdoten von Zeitzeugen, wie z.B. ehemaligen Angestellten, sorgen für eine zusätzliche Perspektive und runden das Bild ab.

Dutti der Riese ist das eindrückliche Portrait eines Mannes, der die Schweiz bewegt hat wie kein zweiter. Auf spannende Art und mit einer grossen Prise Humor erzählt der Film die Geschichte Gottlieb Duttweilers und damit verbunden auch die Entstehung der Migros. Für alle Migroskunden, und solche, die es noch werden möchten ein absolutes Muss! Der Einkauf in der Migros wird nie mehr der gleiche sein.

Bewertung: 4 von 5

„Wenn ich an einem schönen Ort wohne, wenn ich ungefähr essen kann, was ich will und einen Franken mehr habe, als ich brauche, dann sind meine Bedürfnisse eben gestillt. Das begreifen die Wenigsten.“ (1958)

Originaltitel: Dutti der Riese

Land: Schweiz

Genre: Dokumentarfilm

Dauer: 94 Minuten

Regie: Martin Witz

Verleih: Frenetic Films

Kinostart: 20.9.2007

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• www.frenetic.ch