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30. Oktober 2008, 01:20 Interview Movie

David Kross im Interview

Gregor Schenker - David Kross spielt in Krabat, der Verfilmung des gleichnamigen Jugendromas von Otfried Preussler, die Hauptrolle. Der Film kommt diesen Donnerstag in die Schweizer Kinos. Für Students.ch stand Kross zum Interview zur Verfügung. Gefällt es dir hier in Zürich?Es gefällt mir se...

David Kross spielt in Krabat, der Verfilmung des gleichnamigen Jugendromas von Otfried Preussler, die Hauptrolle. Der Film kommt diesen Donnerstag in die Schweizer Kinos. Für Students.ch stand Kross zum Interview zur Verfügung.

Gefällt es dir hier in Zürich?

Es gefällt mir sehr. Es ist schön in der Schweiz.

Bist du das erste Mal hier?

Das erste Mal, ja.

Hast du auch Zeit gehabt, dich etwas umzusehen?

Ein bisschen, ja. Ich hatte Zeit, Züricher Geschnetzeltes zu Essen, zum Beispiel, und wir sind ein bisschen rumgegangen, wobei blöderweise das Wetter scheisse war – was natürlich gut ist fürs Kino, wenn der Film dann auch rauskommt.

In Deutschland ist der Film ja schon angelaufen. Hast du Feedback gekriegt?

Ja, schon. Er ist gut angelaufen, ein Glück. Und dann gibt’s viele Meinungen, verschiedene halt. Hab schon viel Gutes gehört und natürlich auch ein bisschen weniger Gutes…

Kann ja allenfalls auch im Zusammenhang damit stehen, dass der Film auf einem Buch basiert, das schon seit den Siebzigern sehr bekannt und beliebt ist.

Ja. Ich kannte das Buch vorher ja nicht, ich hatte auch nie von „Krabat“ gehört. Es war so, dass ich „Der Räuber Hotzenplotz“ und „Die kleine Hexe“ kannte, „Krabat“ aber nicht. Auch meine Freunde nicht, deshalb wusste ich gar nicht, wie bekannt das Buch eigentlich ist. Ich bekomme jetzt in der Pressearbeit mit, wie viele Erwachsene erzählen, dass das ihr Lieblingsbuch ist, dass sie es immer noch toll finden. Dass ist ja auch die Kraft des Romans, dass er ein Jugendbuch ist, das auch noch Erwachsene anspricht, was es ja nicht bei vielen Büchern gibt.

Dann lastete gar nicht so ein grosser Druck auf dir, als du die Rolle annahmst?

Natürlich schon, weil ich die Titelfigur in meinem zweiten grossen Film spielen sollte, dazu noch mit Daniel Brühl und Robert Stadlober – da war ich natürlich auch schon aufgeregt. Aber es hat es ein bisschen gelindert, sag ich mal, dass ich nicht so wusste, wie gross dieses Projekt eigentlich ist. Aber ich wusste natürlich, dass wahnsinnig viel Geld drin steckte. Wir hatten auch viele Drehtage, 81 Drehtage, es war aber eine total tolle Truppe.

Wie bist du dann diese Figur des Krabat angegangen; ist ja auch ein bisschen was anderes als in deinen bisherigen Filmen.

Ja. Teilweise, weil es da einfach Zauberei gibt, dass man sie lernen kann, auch wenn es schwer ist. Das hat man im alltäglichen Leben nicht.
Aber gerade dieses Genre hat mich interessiert. Man sollte versuchen, immer möglichst verschiedene Sachen zu machen und nicht nur eine; es ist toll, dass man verschiedene Sachen ausprobieren kann. Mit „Knallhart“ hab ich irgendwie so einen Realitätsfilm gemacht und jetzt einen Film der im siebzehnten Jahrhundert spielt, das fand ich spannend.

Du hast kürzlich auch bei „The Reader“, einer grossen Produktion mit Kate Winslet und Bruno Ganz, mitgespielt.

Ja, genau. Das haben wir Mitte Juli abgedreht, der Film kommt dann in Amerika am zehnten Dezember raus und in Deutschland, glaub ich, im März, aber ich weiss es ehrlich gesagt gar nicht.

Das war wohl ein bisschen was anderes als „Krabat“?

Ja klar, weil’s auch auf Englisch gedreht wurde und das ist natürlich automatisch was ganz anderes, mit einem englischsprachigen Regisseur und englischen Darstellern, es gab aber auch ganz viele Deutsche. Im Prinzip kochen sie aber auch nur mit Wasser, denn es war jetzt nicht wie in Hollywood, es war eine sehr europäische Produktion.

Du hast vorhin Daniel Brühl und Robert Stadlober erwähnt. Wie war denn die Zusammenarbeit mit den Kollegen? Mit den Müllergesellen sind es ja auch recht viele Protagonisten.

Es war, hab ich ja schon gesagt, echt eine tolle Truppe, es war wirklich niemand dabei in diesem Ensemble, den ich nicht leiden konnte. Es waren alles verschiedene Charaktere und ganz, ganz tolle Leute und tolle Schauspieler. Wir mussten uns alle irgendwie an diesem unbekannten Ort in Rumänien zurechtfinden, das hat natürlich auch dem Film geholfen, dass wir immer zusammen waren und gleichzeitig was gemacht haben, so dass da wirklich eine Gruppendynamik entstanden ist.

Dabei war auch Christian Redl, der den Meister spielt. Die Konfrontationen zwischen ihm und dir wirken schon sehr intensiv…

Ja. Wie du schon gesagt hast, es war sehr intensiv, hat aber sehr viel Spass gemacht, grade mit Christian Redl. Ich glaube, der hat echt einen tollen Job gemacht als Meister in „Krabat“. Und so hat es Spass gemacht, an diesem Film mitzuarbeiten und zu schauspielern.

Wie war der Dreh in Rumänien? Ihr wart ja in den Karpaten.

Also, das war manchmal wahnsinnig anstrengend, aber das ist ja meistens so. Wir hatten sehr lange Tage, es war sehr kalt und so weiter, aber ich möchte hier jetzt auch nicht rumheulen, weil ich glaube, das hat dem Film in gewisser Hinsicht manchmal geholfen, weil es Krabat auch kalt war und es ihm auch nicht so gut geht.
Wir haben auch Wölfe heulen gehört und wir haben Bären gesehen auf dem Weg zum Set, das halt alles schon so eine mystische Stimmung ergeben.

Und die Studioaufnahmen dazu dann als Kontrast.

Ja, ist klar. Auch die Greenscreen, da stehst du dann einfach nur im grünen Raum und siehst gar nichts, keine Bären und keine Wölfe. Und das war auch eine neue Erfahrung für mich, vor einer Greenscreen zu drehen und rauszufinden, wie das funktioniert. Aber ich hatte jetzt auch nicht so viele Drehtage dort, ich glaube, ich habe zwei Wochen, nein, eine Woche vor Greenscreen gedreht. Wenn du das vergleichst mit Filmen wie „Star Wars“, die komplett vor Greenscreen gedreht werden… Ich glaub, da würd ich verrückt werden.

Es ist sicher schwierig wenn man sich alles um einen herum im Geiste vorstellen muss.

Ja, der Regisseur muss dir halt helfen, eine Vorstellung zu bekommen, und du musst dir manchmal vorstellen, dass ein Tennisball ein Rabe ist. Einmal wurde mir ein Seil umgehängt, das musste ich durch die Halle fliegen als Rabe oder für die Szene, wo der Meister mich hochhebt und mich von der Klippe wirft. So musste ich den ganzen Tag durch eine Halle fliegen und das ist dann irgendwann nur noch technisch.

Ja, es hört sich auf den ersten Blick aufregend an, aber wenn man so den ganzen Tag rumfliegt…

Ja, genau. Irgendwann nach sechs, sieben, acht Stunden ist es nicht mehr so aufregend. Aber es hat total Spass gemacht, dass mich da jemand mit einem Seil hat fliegen lassen.

Du musstest während den Dreharbeiten auch noch für die Schule arbeiten, oder?

Ja, es war nicht so geil. Es war wirklich wie mit zwei Hauptberufen, die man irgendwie versuchen muss miteinander zu vereinbaren. Und dann nach so einem Zwanzigstundentag noch Schule machen, bäh. Das geht dann nicht lang, weil du ins Bett fällst… Das ging eher am Wochenende, weil ich da frei hatte.

Wie wurde das denn organisiert? Hattest du einen Privatlehrer vor Ort?

Also, es war so, dass die mir angeboten haben, das alles über eine Internetschule zu machen; das kannte ich vorher auch nicht. Das funktioniert so, dass die Schule mir Sachen schickt und ich muss die dann selbstständig machen, da muss man sich auch noch selber motivieren. Ich musste die dann zurückschicken, wenn ich sie fertig hatte. Und ich hatte Kontakt über Telefon und Chat. Geht noch.

Das war ja dein erster Film mit dem Regisseur Marco Kreuzpaintner. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm, war sie anders als bei den anderen Regisseuren?

Ja. Ich glaub, jeder Regisseur hat seinen eigenen Stil und man muss sich eben auf andere Leute einlassen. Das ist aber auch gut so. Marco war toll, es war eine tolle Erfahrung. Er ist sehr emotional, hat ein wahnsinnig gutes emotionales Gespür und ist sehr freundschaftlich. Eigentlich war es nie so, dass du das Gefühl hattest, du arbeitest, das war wirklich so, dass man einfach zusammen einen Film macht und es war einfach super.

Kannst du mir was über die Begräbnisszene erzählen, die ihr auf dem Gletscher in Österreich gedreht habt?

Wir mussten mit einer Schneeraupe da hoch fahren. Dort oben war eine tolle Landschaft, das sieht ja auch im Film sehr hübsch aus und gibt schöne Bilder ab. Aber die Sonne hat immer geschienen und wurde von dem Schnee reflektiert, weil’s auch so weit oben ist. Da kann man halt sehr schnell schneeblind werden, deshalb mussten wir spezielle Sonnenbrillen tragen. Das sah witzig aus, wie man dann die ganzen Müllerburschen immer mit Sonnenbrillen rumlaufen sah. Das einzige, was anstrengend war, war, dass man ständig die Augen zukneifen musste – das sieht man ja auch im Film – weil’s wirklich so geblendet hat.

Dann möchte ich noch auf deine Rolle zu sprechen kommen. Was für ein Mensch ist für dich der Krabat?

Krabat ist ein fünfzehnjähriger Junge, der erwachsen wird, der all diese Sache durchmacht, die aus dem Leben gegriffen sind, wie Liebe, Freundschaft, Verrat, Verführbarkeit durch Macht. Alltägliches also. Zwei Jahre werden im Film erzählt und auf der Mühle wird man in einem Jahr drei Jahre älter, das heisst, er wird erwachsen im Film. Krabat ist für mich jemand, der sehr gute Ideale hat und der für seine Ideale einsteht, aber kein klassischer Held ist. Es ist im Film eher so erzählt, dass die Truppe das schaffen soll, dass er nicht der Held ist, der alles alleine anpackt, sondern dass er der Held ist, der auch zweifelt, sich hinterfragt. Die Entwicklung von diesem naiven, beobachtenden Jungen zum agierenden Helden fand ich toll.

Man sieht ihm diesen Reifungsprozess auch äusserlich an, aber es wurde ja nicht chronologisch gedreht?

Nein. Es wurde nicht chronologisch gedreht, das heisst, ich hatte einen Bart und am nächsten Tag wieder keinen. Dadurch hat man dann eine längere Zeit in der Maske, aber die Maske hilft natürlich auch wahnsinnig viel dabei, sich da reinzufühlen.

Es wird wohl aber schon etwas schwierig sein, diese Entwicklung im Auge zu behalten, wenn man immer wieder vor und zurück springt.

Man wird halt immer daran erinnert, wenn man in den Spiegel guckt, wenn die einen so auf alt schminken. Ja, die Maske ist wahnsinnig wichtig beim Alterungsprozess.

Krabat hat ja ein Kreuz bei sich, dass er auf Geheiss des Meisters entsorgen muss. Kommt da eine gewisse religiöse Note mit rein, oder ist der Anhänger wirklich nur ein Erinnerungsstück an seinen Mutter?

Für mich ist das eine ein Erinnerungsstück an meine Mutter, das er da halt vergraben und verstecken muss. Ich glaube, im Endeffekt kommt da schon noch ein religiöser Aspekt hinzu, aufgrund des Zeitalters, aber ich hab es als ein Andenken an meine Mutter verstanden.

Es gab auch eine Actionszene, die ihr mit Stuntmen vorbereitet habt. Wie war das für euch?

Tja. Marco hatte halt den schweren Job, die Szene zu drehen, weil er wirklich als Dirigent das ganze Orchester leiten muss, mit wahnsinnig vielen Leuten. Wir hatten tolle Stuntmen da, mit denen haben wir das vorher einstudiert. Das war halt sehr aufwändig, immer wieder alle Leute auf Anfang, das dauert so seine Zeit. Lange Pausen und so weiter.

Und das dauerte dann auch entsprechend lange, die Szene abzudrehen.

Ja, genau. Wobei wir, ich glaub, zwei Tage, drei Tage drehten, was sehr wenig ist für so eine Szene.

Wir haben noch Zeit für eine Frage, also: Was macht für dich einen guten Schauspieler aus und wie versuchst du das umzusetzen in deiner Arbeit?

Einen guten Schauspieler macht für mich aus, dass ich es glaube. Dass ich glaube, wie er das macht. Und ich versuch natürlich, mein Bestes zu geben, mich da reinzufühlen und das dann wiederzugeben.

Ich danke dir sehr für dieses interessante Interview.


Die Kritik zum Film findet sich hier.
Ein Interview mit dem Regisseur Marco Kreuzpaintner findet sich hier.


Bilder von Filmcoopi

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